1:1 in letzter Sekunde, die nächste überraschende Niederlage knapp verhindert – eigentlich könnte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann nach dem Unentschieden im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Red Bull Salzburg zumindet ein klein wenig durchatmen. Aber nichts da: Der Bayern-Traienr war nach der Partie stocksauer. «Eine unfassbar schlechte Entscheidung», polterte der 34-Jährige bei «DAZN», war kaum einzukriegen. Ziel von Nagelsmanns Zorn: Das Schiedsrichter-Gespann um den englischen Unparteiischen Michael Oliver.
Aber was war passiert? Nach dem 1:1-Ausgleich durch Kingsley Coman drücken die Münchner noch auf den Siegtreffer. In der vierten Minuten der Nachspielzeit dann die strittige Szene: Eine Bogenlampe senkt sich langsam in den Fünfer der Gastgeber. Der Schweizer Salzburg-Keeper Philipp Köhn springt hoch, boxt den Ball etwas unglücklich aus der Gefahrenzone – direkt vor die Füsse von Leroy Sané, der den Ball theoretisch nur ins leere Tor schieben müsste.
Aber Oliver pfeift sofort ab – weil Köhn bei der Abwehr von Thomas Müller behindert worden sei, so die Begründung. Der Bayern-Captain stand an der Fünfmeterlinie, hielt sich eigentlich komplett aus dem Spielgeschehen raus und behinderte Köhn höchstens leicht. Eine harte, aber durchaus nicht falsche Entscheidung.
Nagelsmann aber sah die Bayern im Nachteil – und redete sich in Rage: «Es gibt ja den viel zitierten Video Assistant Referee. Dann lasse ich die Aktion halt zu Ende laufen und gucke, ob der Leroy den Ball ins nur noch mit Feldspielern besetzte Tor schiesst, dann wird das Tor kontrolliert, und wenn es ein Foul ist, dann pfeife ich ab.»
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— DAZN DE (@DAZN_DE) February 17, 2022
Bei der Bewertung von Spielsituationen würde falsch gewichtet: «Sie können mir nicht immer erzählen, wenn es sieben Meter Abseits ist, dass sie die Situation 28 Minuten weiterlaufen lassen und hinterher winken, weil es wird sowieso alles überprüft, und die Situation im gegnerischen Fünfmeterraum ohne Körperkontakt, die wird abgepfiffen. Das ist eine hundertprozentige Torchance.»
«Das ist eine gute Szene», sagte Müller ironisch, als ihm die Szene nochmal gezeigt wurde: «Das ist ein interessantes Foul von mir, Hut ab. Also das abzupfeifen und der Leroy steht im Fünfmeterraum, aber gut: Insgesamt haben wir es vielleicht nicht verdient, weil wir manchmal zu ungenau waren.»
Dass die Nerven bei den Bayern nach dem 2:4 gegen Bochum und dem 1:1 in Salzburg angespannt sind, war auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic anzumerken. Dieser reagierte ziemlich angefressen auf die Kritik von TV-Experte Lothar Matthäus an Bayern-Verteidiger Dayot Upamecano.
«Lothar muss natürlich was sagen. Er ist ja Experte», sagte Salihamidzic mit ironischem Unterton. «Aber das interessiert mich nicht, das geht an mir vorbei», betonte er und ergänzte: «Wir wissen, dass wir Fehler gemacht haben, dass wir nicht gut gespielt haben. Aber wir stehen zu unseren Spielern, reden und arbeiten mit ihnen. Aber was Lothar sagt, ist mir vollkommen wurscht.»
Matthäus hatte zuvor die Defensivschwächen des Rekordmeisters angesprochen. Er kritisierte dabei namentlich die zusammen für über 120 Millionen Euro geholten Innenverteidiger Upamecano und Lucas Hernandez, bei denen das «Preis-Leistungs-Verhältnis» bislang nicht stimme. Der aus Leipzig geholte Ex-Salzburger Upamecano wackle zu oft und komme ihm bisweilen sogar wie ein «Fremdkörper» vor, so Matthäus. Er sei jetzt sieben Monate da und habe zu wenig gezeigt: «Wie viel Zeit soll man ihm noch geben?»
Salihamidzic und Trainer Nagelsmann betonten vor dem Salzburg-Spiel, dass die 2:4-Pleite in Bochum intern aufgearbeitet worden sei. «In den Gesprächen kamen viel Feedback und Lösungsansätze aus der Mannschaft», so Nagelsmann. (ddi/pre)
Heisst das nun, ein Torhüter muss einfach nur in einen Gegenspieler springen und bekommt ein Foul?