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BVB-Boss Watzke sorgt mit Aussagen zum Coronavirus für Kopfschütteln

Hans-Joachim Watzke setzte sich in der ARD-Sportschau in kein gutes Licht.
Hans-Joachim Watzke setzte sich in der ARD-Sportschau in kein gutes Licht. bild: screenshot ard

BVB-Boss Watzke sorgt mit Aussagen zur Coronavirus-Krise für Kopfschütteln

16.03.2020, 08:2216.03.2020, 13:49
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Wie weiter mit dem Sport in Zeiten des Coronavirus? Wie in der Schweiz mit dem «Sportpanorama plus» des SRF gab es auch in Deutschland zahlreiche Sondersendungen zum Thema. Bei der ARD diskutierte in der Sonderausgabe «Corona-Krise: Ein Sommer ohne EURO und Olympia?» auch Dortmund-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke mit und sorgte mit seinen Aussagen bei vielen für Kopfschütteln. Seine Worte lösten in Deutschland einen derart grossen Shitstorm aus, dass der Hashtag #Watzke am Sonntagabend in den Twitter-Trends Platz 1 belegte – noch vor dem Coronavirus und der Regionalwahl in Bayern.

Früh im Gespräch wird Watzke von Moderatorin Jessy Wellmer gefragt, ob er es für sinnvoll halte, dass bei vielen Fussballklubs nun das Trainings ausfalle. «Nein. Das kann ja nicht sinnvoll sein», antwortete der 60-jährige BVB-Boss und legte gleich nach: «Wir müssen ja irgendwann zur Normalität zurückkehren. Wir müssen die Spieler bezahlen, und die Spieler müssen sich in eine vernünftige Form bringen. Ganz ehrlich: Wir sollten es nicht übertreiben. Denn die aktuelle Gesundheitsgefahr für eine Mannschaft, die aus kompletten Athleten besteht, die würde ich jetzt auch ohne Virologe zu sein als nicht so gravierend einstufen.»

Die Sondersendung der ARD-Sporschau mit BVB-Boss Hans-Joachim Watzke.Video: YouTube/Sportschau

Die Absichten von Watzke mögen gut gewesen sein. Womöglich wollte der BVB-Geschäftsführer die Panik rund um das Coronavirus ein wenig dämpfen. Bei den Zuschauern kamen seine Aussagen in Anbetracht der strengen Massnahmen der Bundesregierung allerdings alles andere als gut an. Vor allem für die Aussage zur Gesundheitsgefahr erhielt Watzke viel Kritik. Seine Aussagen seien «peinlich» und «lächerlich», hiess es auf Twitter. Ihm ginge es «nur ums Geld», kommentierte ein User. Doch es gibt auch positive Reaktionen. Watzke sei nur ehrlich, denn der finanzielle Aspekt habe halt einen grossen Einfluss.

Auch die kurzfristige Absage des 26. Bundesliga-Spieltags, den die DFL zunächst als Geister-Spieltag unbedingt noch durchführen lassen wollte, war Thema und Watzke liess durchblicken, dass er es begrüsst hätte, wenn seine Mannschaft am Samstag gegen Schalke hätte spielen dürfen. «Der Fussball hat alles getan, um eine Risikominimierung vorzunehmen, auch wenn Geisterspiele an den Lebensnerv des Fussballs gehen. Wenn wir das Derby gespielt hätten, dann wären noch 80 Leute im Stadion gewesen. Das wäre eine vertretbare Situation gewesen und hätte die Liga um 75 Millionen Euro entlastet», so Watzke.

Und wie geht es weiter? Die 36 Klubs aus Bundesliga und 2. Liga werden heute um 11.30 Uhr gemeinsam beraten, wie sie mit der prekären Situation umgehen. Watzke sprach aus, was ohnehin schon allen klar gewesen sein dürfte. «Niemand in der Bundesliga geht davon aus, dass wir die Saison mit Zuschauern zu Ende spielen werden. Ein normales Fussballspiel werden wir lange nicht mehr erleben.»

Ein Saisonabbruch könnte gemäss Watzke fatale finanzielle Folgen haben: «Wenn es so kommt, dass wir die Bundesliga abbrechen müssen, dann wird es für einige Klubs sehr, sehr schwierig.» Er rechne damit, dass dies besonders für den Fall, dass die Bundesliga den Spielbetrieb erst im Herbst wieder aufnehmen könnte, drohen würde. Die Bundesliga-Klubs müssten im Falle einer kompletten Absage der laufenden Saison mit einem ökonomischen Schaden von rund 750 Millionen Euro rechnen.

Als es darum ging, inwiefern die grösseren Vereine den kleineren in einer solchen Notsituation unter die Arme greifen könnten, meinte Watzke nur: «Wir sind Konkurrenten und ein Wirtschaftsunternehmen. Am Ende des Tages können nicht die Klubs, die die letzten Jahre gut gearbeitet haben, die, die es nicht getan haben, belohnen.»

Zu dieser Aussage meinte einer BVB-Anhängerin auf Twitter: «Watzke hat es tatsächlich geschafft, dass Uli Hoenes mir plötzlich sympathisch ist.» Der ehemalige Bayern-Präsident plädierte am Sonntagmorgen im «Sport1-Doppelpass» nämlich für deutlich mehr Solidarität: «Die Grossen müssen den Kleinen helfen», erklärte der 68-Jährige. «Es ist die einmalige Chance, Solidarität zu zeigen. Das ist eine grosse Chance für die Bundesliga und ganz Europa.» (pre)

Hoeness' flammender Corona-Appell im Doppelpass.Video: YouTube/SPORT1
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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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HereToReadNotLead
16.03.2020 10:54registriert Dezember 2018
Selbst wenn man das zwischenmenschliche ausblendenwürde, sind die Aussagen von Watzke immernoch zum fremdschämen. Das sage ich als BVB Fan. Der FC Bayern und Uli Hoeness waren es welche dem BVB unter die arme gegriffen haben als er finanziell strauchelte. Schon damals wollte Hoeness nicht das ein Traditionsverein wegen einer temporären Schieflage in der Versenkung verschwindet. Nun hinzustehen und zu sagen man wirtschafte besser als andere und man könne den kleinen nicht helfen....sowas von kurzsichtig. Viele kleine Clubs haben nicht den ganzen Ruhrpott als einzugsgebiet.
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hoi123
16.03.2020 09:58registriert Februar 2014
Das Geld der Bayern hat der BVB aber gerne genommen...
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DerLauch
16.03.2020 11:11registriert Januar 2019
Hauptsache alle im Bereich Pflege, Verkauf und Baugewerbe sind noch am Arbeiten und die 20 Multimillionäre welche sowieso Tag und Nacht überwacht werden und die beste medizinische Versorgung geniessen bleiben jetzt zuhause und trainieren in ihrem persönlichen Fitnessraum.
Wer nicht einem Ball hinterher läuft scheint nicht halb so wichtig zu sein. Oder hat jemand schon Mal beobachtet das an der Migroskasse geklatscht wurde für die Arbeit die diese Leute in dieser schwierigen Situation leisten?
Hört auf euch zu empören wenn der Watzke sagt das die Fussballer weiter trainieren sollen!
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Im Fegefeuer der Eitelkeiten oder wie eine «Büro-Revolution» den Verbandsboss stürzte
Stefan Schärer tritt freiwillig vom höchsten Amt unseres Hockeys zurück. Er hat sich im Fegefeuer der Eitelkeiten die Flügel verbrannt. Hat zum ersten Mal in der Geschichte unseres Hockeys (seit 1908) das aufmüpfige Büropersonal den Rücktritt des Verbandspräsidenten erzwungen? Eine wunderbare Geschichte aus der bunten Welt des helvetischen Sportes mit unserem charismatischen Nationaltrainer Patrick Fischer als Rebell.

Freiwillig zurücktreten? Nie. Schliesslich ist er ja erst vor 15 Monaten Präsident geworden. Der Rücktritt ist Stefan Schärer zwar immer mehr von vielen Seiten unverblümt nahegelegt worden. Sogar Peter Zahner, Manager der ZSC Lions und Mitglied des Verband-Verwaltungsrates, hat ihm gesagt, es sei Zeit, das Amt aufzugeben, und selbst der hockeytechnisch unpolitische Nationaltrainer Patrick Fischer zählte nicht mehr zu seinen Freunden. Es gab für den Präsidenten gar ein Nationalmannschafts-Kabinenverbot. Doch er blieb unbeeindruckt und sagte noch vor wenigen Tagen: «Ein Rücktritt kommt für mich nicht infrage, solange ich grosse Unterstützung im Verbands-Verwaltungsrat, bei verschiedenen Klubs und bei der Mehrheit der Delegierten aus den Regionen spüre.»

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