Die YB-Spieler feiern das Weiterkommen gegen Leverkusen ausgelassen.Bild: keystone
Die Berner Young Boys schlagen Bayer Leverkusen auch auswärts: Nach dem 2:0-Erfolg feiert der Schweizer Meister den Einzug in den Europa-League-Achtelfinal ausgelassen und wartet nun gespannt auf den nächsten Gegner. Ganz anders ist die Stimmungslage dagegen in Deutschland.
26.02.2021, 09:4726.02.2021, 12:17
Der grosse Coup ist geschafft: In den Sechzehntelfinals der Europa League wirft YB mit Bayer Leverkusen einen Bundesligisten in der K.o.-Runde raus – ein Kunststück, das im letzten Jahr schon dem FC Basel gegen Eintracht Frankfurt gelang, aber keineswegs selbstverständlich ist. Davor war das Servette in der Saison 2001/02 gegen Hertha BSC gelungen.
Die Young Boys stehen bei ihrer siebten Teilnahme in der Europa League zum ersten Mal in den Achtelfinals. Erstmals seit 34 Jahren überstanden die Berner wieder eine K.o.-Runde im Europacup: 1987 gewann YB im Cup der Cupsieger gegen Dunajska Streda aus der Slowakei und gegen Den Haag, bevor im Viertelfinal gegen Ajax Amsterdam Schluss war.
YB sammelt mit den beiden Erfolgen gegen Leverkusen auch wichtige Punkte in der Fünfjahres-Wertung für das Land. Im Länderranking ist die Schweiz in den letzten fünf Jahren von Rang 12 auf Platz 17 abgerutscht. Eine Verbesserung ist dringend nötig: Denn aber nächster Saison dürfen Länder, welche schlechter als auf Rang 15 platziert sind, nicht mehr in der Europa League, sondern nur noch in der drittklassigen Conference League antreten. Ausgenommen davon ist nur der Meister, der sich weiter in der CL-Qualifikation versuchen darf.
Schön also, wenn YB noch ein paar Punkte sammeln könnte. Im Achtelfinal könnte aber bereits der nächste Hochkaräter auf die Berner warten. Mit Manchester United, Tottenham, Arsenal, der AC Milan und der AS Roma sind gleich mehrere internationale Topklubs noch dabei. Mit Ajax, den Rangers, Villarreal und Olympiacos zudem weitere Klubs mit Rang und Namen. Die Auslosung findet bereits heute um 13 Uhr am Sitz der UEFA in Nyon statt.
YB wird gespannt auf die Auslosung schauen – vielleicht auch mit einem kleinen Kater? Wie Fabian Lustenberger gestern nach dem 2:0-Sieg gegen Leverkusen verriet, wolle man den historischen Erfolg schon ein wenig feiern. «Heute können wir auf einen erfolgreichen Abend anstossen. Die Hotelbar ist wohl zu, aber unser Pressechef findet sicher das eine oder andere Getränk, das wir nehmen können.», so der YB-Captain, der dann gleich relativierte: «Natürlich alles im Mass.»
Lustenberger will feiern – aber mit Mass.Video: SRF
Auch Trainer Gerardo Seoane mahnte: «Wichtig ist, dass wir heute noch ein wenig miteinander feiern können, aber am Sonntag geht es schon wieder weiter.» Mit einem Lächeln fügte er an: «Die heutige Generation trinkt ohnehin lieber Cola.»
Ob Pressechef Albert Staudenmann das Bierchen organisieren konnte?Bild: keystone
Während bei YB das Weiterkommen also noch ein wenig gefeiert wurde, ist in Deutschland Wundenlecken angesagt. Mit Leverkusen scheiterte gestern Abend nach Wolfsburg und Hoffenheim auch der dritte und letzte Bundesliga-Vertreter in der Europa League. Dementsprechend hart ging die Presse mit der Bayer 04 ins Gericht.
Deutschland
Bild-Zeitung:
«Leverkusen vergeigt auch die letzte Titel-Chance. Nach Pokal-Aus gegen Viertligist Essen und Liga-Absturz beendet Bern die allerletzten Träume. Das Euro-Scheitern, weil ...
... Ersatz-Torwart Niklas Lombwieder patzt, einen sicheren Ball fallen lässt.
... der Schweizer Meister cleverer ist, spielerisch überzeugt und so verdient weiterkommt. Und das, obwohl der Kapitän Fabian Lustenberger 2019 schon nicht mal mehr gut genug für Hertha BSC war.
Das Sinnbild: Trainer Peter Bosz rutscht in der ersten Halbzeit an der Seitenlinie aus. Leverkusen am Boden!»
Sport1:
«Die Verunsicherung der vergangenen Wochen war Leverkusen anzusehen. Vor der Pause entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel mit wenigen Szenen in den Strafräumen. Bern verteidigte diszipliniert und aggressiv. Bayer fehlte dagegen das Mittel und agierte ungewöhnlich häufig mit langen Bällen. Die Offensive kam somit kaum zur Geltung.»
Eurosport:
«Leverkusen probierte sein Glück gegen diszipliniert stehende Gäste fast ausschliesslich über den rechten Flügel und versuchte dabei, bei fast jedem Angriff den Pass hinter die Kette auf den startenden Jeremie Frimpong zu spielen. Irgendwann stellten sich die Schweizer aber auf dieses Stilmittel ein und machten ihre linke Abwehrseite dicht. Bayer probierte es trotz der hohen individuellen technischen Klasse kaum durchs Zentrum und machte es den Young Boys so extrem leicht.»
FAZ:
Die Berner Spieler hüpften im Strafraum im Kreis, die Leverkusener rannten schnurstracks in die Kabine: Die komplette Blamage für die Fussball-Bundesliga in der Europa League ist perfekt. Bayer Leverkusen hat am späten Abend die Ehre der deutschen Eliteliga nicht gerettet und ist bereits in der Zwischenrunde des kleinen Europacups ausgeschieden. Damit ist im Achtelfinale keiner aus dem Bundesliga-Trio mehr vertreten.»
N-TV:
«Sang- und klanglos aus der EL: Kurioser Keeper-Patzer läutet Bayer-Debakel ein.»
Rheinische Post:
«Leverkusen steckt in der Krise. Die Leichtigkeit und das Selbstverständliche in den Aktionen fehlt derzeit komplett. Auch gegen Bern gelang den Profis in schwarz und rot nicht viel. Die Angriffsversuche der Werkself wirkten hilf- und ideenlos. Bern verteidigte geschickt und setzte die Werkself gezielt unter Druck.»
Welt:
«Für Leverkusen, das nur drei der letzten 13 Pflichtspiele gewann, ist das Aus gegen den Schweizer Double-Sieger Young Boys nach dem peinlichen Pokal-Aus beim Viertligisten Rot-Weiss Essen vor drei Wochen die nächste bittere Enttäuschung. Der zuletzt offen gelebte Traum vom ersten Titel seit 1993 ist diesmal schon Ende Februar ausgeträumt.»
Schweiz
Blick:
«Im dritten Anlauf klappt's. YB schafft die Hürde Sechzehntelfinals, schaltet das grosse Bayer Leverkusen aus. Und das total verdient. [...] Die Berner liefern einen mehr als soliden Part ab. Gewinnen in Deutschland, was kaum je einem Schweizer Team gelungen ist.»
NZZ:
«Das tut der geschundenen Schweizer Europacup-Seele mehr als nur gut: Der Schweizer Meister YB siegt gleich zweimal gegen den Tabellenfünften der Bundesliga – und gelangt damit erstmals unter die besten 16. [...] Am Ende war es kaum zu glauben, wie stilsicher, ausgebufft und deutlich die Young Boys den Bundesligaklub Bayer Leverkusen in dessen leerer Arena in Schach zu halten vermochten.»
SRF:
«Aller guten Dinge sind drei. Nachdem YB 2011 und 2015 in den Europa-League-Sechzehntelfinals ausgeschieden war, steht der Schweizer Meister heuer erstmals in den Achtelfinals – und das völlig verdient. Dem 4:3-Erfolg im Wankdorf liess YB im Rückspiel in Leverkusen einen abgeklärten 2:0-Sieg folgen.»
Berner Zeitung:
«Siebatcheu und Fassnacht schiessen YB ins Glück: Die Berner besiegen Bayer Leverkusen auswärts 2:0. Und ziehen erstmals überhaupt in den Achtelfinal der Europa League ein.»
Aargauer Zeitung:
«YB hat sein ersehntes Ziel erreicht. Neben dem sportlichen auch ein grosses finanzielles. Gerade in einer Zeit wie dieser, in der das Coronavirus alle Zuschauereinnahmen wegbrechen lässt, sind solche Europacupprämien besonders willkommen. Zu den bisher erspielten 10 Millionen Franken kommen noch einmal 1,1 Millionen dazu.»
Die grössten Schweizer Europacup-Erfolge im Fussball
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Die grössten Schweizer Europacup-Erfolge im Fussball
Saison 2024/25: Zum ersten Mal seit elf Jahren und erst zum zweiten Mal in der Klubgeschichte schafft es der FC St.Gallen in einen europäischen Wettbewerb: Dank dem 2:1-Auswärtssieg in der Türkei bei Trabzonspor qualifizieren sich die Ostschweizer für die Conference League.
quelle: imago/seskim photo tr / imago images
Keine Fussball-Fans im Büro, bitte!
Video: watson
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Für den FC St.Gallen endet die Teilnahme an der Conference League wahrscheinlich nach der Ligaphase. Die Ostschweizer verlieren in der zweitletzten Runde ihr Heimspiel gegen Vitoria Guimarães 1:4.
Auch im letzten Heimspiel des Jahres sorgten die St.Galler Fans für eine prächtige Stimmung. Und zumindest phasenweise konnten die über 16'000 Zuschauer auch darauf hoffen, dass ihr Team den hoch dotierten Portugiesen ein Bein stellen würde. Nach dem 0:2 gelang dem FCSG die rasche Reaktion durch den Treffer von Kevin Csoboth (66.).
Was für eine Leistung in Hin- und Rückspiel! Einfach Hefti(g)!