Eigentlich ist Sascha Ruefer gar kein klassischer Reporter. Auch beim Spiel gegen die Spanier nicht. Ihm fehlt dieses kindisch-aufgeregte Mitfiebern wie wir es etwa auf Lokalradios hören. Er ist ein leicht melancholischer, mich im Spiel begleitender Experte mit einer klaren Meinung und einem erstaunlichen Wortwitz.
Am emotionalsten ist der SRF-Mann dann, wenn auch wir leiden. Wenn er sagt «ach, schlag den Ball mal weg!». – «Es ist nicht zum Aushalten.» – «Ich wage es nicht in den Spiegel zu schauen, ich würde einen alten grauen Mann sehen.» – «Ich halt das nicht aus. Ich halt das nicht mehr aus.»
Sascha Rufer kommt im heroischen Abwehrkampf der Schweizer in der Verlängerung so richtig in Hochform. «Zurück, zurück, zurück» fordert er. Zwischendurch entfährt ihm gut hörbar ein Stossseufzer. Eine Parade von Yann Sommer. Da entfährt ihm: «Yann Sommer, Fussballgott». Kurz darauf wieder «Sommer!» Und erneut eine wohltuende Kunstpause. Dann geht es weiter. «Das hältst Du im Kopf nicht aus. Wer diese Verlängerung erfunden hat, ich könnte den…»
So wie ihm das «Fan-Gen» für übertriebenen Jubel fehlt, so ist er nicht theatralisch leidend. Er leidet echt. Er ist einer der wenigen authentischen Mikrofon-Männer. Und so hat er immer auch kühlen Kopf. Nach dem 0:1, dem Eigentor von Zakaria, findet er die Fassung sofort wieder und sagt nicht einfach «unhaltbar». Er bezeichnet den Ball als «ein unfangbares Flugobjekt.»
Ich sehe ja, was passiert, der Mann am Mikrofon muss mir nicht ständig schildern, was läuft. Und er muss mir auch nicht die Emotionen machen. Für die sorgt schon das Spiel. Sascha Ruefers ganz grosse Stärke ist diese Kompetenz der Kunstpause. Auch mal eine Weile lang einfach nichts sagen. Einfach das Spiel laufen lassen. Und dann mit einer träfen Bemerkung genau das sagen, was ich eben gedacht habe.
Elfmeterschiessen. Als wäre diese Entscheidungsform extra für Sascha Ruefer erfunden worden. Er lässt uns in seinen Kunstpausen leiden. Akanji verschiesst. Wir hören Sascha Ruefer schnaufend seufzen. Und dann, ganz am Schluss, als die Entscheidung gefallen ist, sagt er einfach trocken, fast emotionslos: «Die Spanier stehen im Halbfinale.» Und findet, nach einer Kunstpause von zwölf Sekunden, tröstende Worte. «Und die, die heute einen Elfmeter verschossen haben, ja nu, ist halt so.»
Schade, dass es zu Ende ist. Dass die Vorstellung von Sascha Ruefer mit den Schweizern zu Ende ist.
Diese dämliche Nebengeräusche mit Lambo, Frisuren, unbeantwortete Anrufe bei Seferovic.