Das Drumherum ist bei den Olympischen Spielen so wichtig wie bei keinem anderen grossen Sportereignis. Das fängt schon mit dem olympischen Gedanken an, dass die verschiedenen Nationen über den Sport zwischen einander Brücken bauen. Dieser Spirit des Zusammenseins verschiedener Nationen zeigt sich auch im olympischen Dorf.
Dort ist während der Wettkämpfe der Grossteil aller Athlet:innen der verschiedenen Nationen gemeinsam untergebracht. Unkompliziert kann reger Kontakt zwischen den Sportler:innen aus aller Welt herrschen.
Zum «regen Kontakt» gehören dabei nicht nur der beiläufige Austausch oder das Schliessen von Freundschaften. Auch Dating und Sex sind grosse Themen bei Olympia. Doch die App Grindr wurde nun im Dorf blockiert. Dahinter steckt ein trauriger Grund.
Wie mehrere User:innen auf Social Media posteten, zeigt Grindr im olympischen Dorf keine anderen Profile an: «No profiles available». Das klingt zunächst skandalös. Die App richtet sich nämlich speziell an die LGBTQI+-Community. Ist bei der Blockade also Diskriminierung im Spiel?
Wohl eher nicht. Die Organisator:innen beteuern, dafür nicht verantwortlich zu sein. Wie das Organisationskomitee der Spiele in Paris der «Daily Mail» mitteilte, sind Dating-Apps im Olympischen Dorf erreichbar: «Aber bei einigen wurde die Geolokalisierung vom Urheber der App deaktiviert.»
Auch auf X wundern sich einige Nutzer:innen. Doch für den Kontext ist es wichtig zu wissen, dass Grindr nicht zum ersten Mal während der Olympischen Spiele blockiert wird.
not they blocked Grindr in the Olympic Village 😭😭😭😭😭😭 pic.twitter.com/sZsC996Kaa
— Louis Pisano (@LouisPisano) July 22, 2024
Bereits während der Winterspiele in Peking 2022 war das der Fall. Damals erklärte der Leiter von Grindrs Gleichstellungsabteilung, Jack Harrison-Quintan: «Wir wollen, dass Grindr ein Ort ist, an dem sich alle queeren Athleten, egal woher sie kommen, sicher fühlen, wenn sie sich im olympischen Dorf aufhalten.»
Doch warum dann die Blockade?
Der Grund dafür sind Vorfälle bei den Spielen 2016 in Rio. Zu der Zeit war Grindr im Dorf ganz regulär nutzbar. Dann veröffentlichte das Portal «The Daily Beast» einen Artikel mit dem Titel «Ich hatte drei Grindr-Dates in einer Stunde im olympischen Dorf» – und outete dadurch wohl mehrere Athlet:innen.
Einige von ihnen kamen wohl auch aus Ländern, in denen LGBTQ-feindliche Einstellungen weitverbreitet sind. Auch wenn er ihre Namen nicht veröffentlichte, teilte der Artikel mit, was sie in ihren Profilen geschrieben hatten.
Weiter verriet er identifizierende Merkmale wie ihre Grösse, ihr Gewicht und ihre Nationalität. Später entschuldigte sich das Newsportal für seinen Fehler und änderte den Artikel ab. Die jetzige Blockade ist wahrscheinlich auf diesen unschönen Vorfall zurückzuführen.
Doch warum ist das für manche überhaupt ein derart grosser Aufreger? Dating und Sex sind doch absolute Nebensache, wenn es um die mutmasslich grössten sportlichen Triumphe geht – könnte man meinen.
In den vergangenen Jahren war das feuchtfröhliche Drumherum jedoch für viele Athlet:innen wichtig. Die Organisator:innen verteilen zu Beginn der Spiele regelmässig hunderttausende Kondome im olympischen Dorf.
Für Aufregung sorgten dementsprechend in diesem Jahr die Pappbetten in den Unterkünften im Dorf. Diese sind mittlerweile sogar als «Anti-Sex-Betten» verrufen und ziehen den Ruf nach sich, dass die Organisator:innen mit ihnen dem wilden Treiben Einhalt gebieten wollten. Neu sind sie jedoch nicht, sie wurden bereits 2021 bei den Spielen in Tokio genutzt.
Eigentlich stehen die 5 Olympischen Ringe für die 5 Körperöffnungen
(wobei die zwei Nasenlöchern nur Ausnahmeathleten vorenthalten sind).
Die „Verschlungenheit“ der Ringe symbolisiert das Zusammenkommen von Sportlern aus allen Ländern.