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Belinda Bencic scheitert an den Australian Open in den Achtelfinals

Belinda Bencic of Switzerland wipes the sweat from her face during her fourth round match against Aryna Sabalenka of Belarus at the Australian Open tennis championship in Melbourne, Australia, Monday, ...
Guter Rat ist teuer: Belinda Bencic zwischen zwei Games.Bild: keystone
Interview

Bencic scheitert im Achtelfinal: «Als würde ich dauernd Ohrfeigen kassieren»

Die Schweizerin Belinda Bencic unterliegt im Achtelfinal der Australian Open der Weissrussin Arina Sabalenka (24, WTA 5) mit 5:7, 2:6. Das Warten auf den ersten Grand-Slam-Titel geht weiter.
23.01.2023, 06:0923.01.2023, 06:25
Simon Häring, melbourne / CH Media
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Sie ist Olympiasiegerin, hat zum Start in die neue Saison zum siebten Mal ein Turnier gewonnen, war die Nummer 4 der Welt und gehört seit Jahren zur erweiterten Weltspitze. Doch auf ihren ersten Grand-Slam-Titel muss Belinda Bencic (25) weiter warten. Im Achtelfinal der Australian Open unterliegt sie Arina Sabalenka in zwei Sätzen.

Dabei verläuft der Start in die Partie nach Wunsch. Bencic liegt im ersten Satz mit 4:2 in Front. Sabalenka waren im dritten Game drei Doppelfehler unterlaufen. Es war ein Rückfall in längst vergessen geglaubte Zeiten. Im Jahr zuvor kann die selbst ernannte Doppelfehler-Königin auf 428 Stück – mehr als jeder anderen Frau. Diesmal aber ist es bei Bencic der Aufschlag, der Probleme bereitet. Die beiden entscheidenden Breaks – zum 5:7 im ersten Satz und zum 1:3 im zweiten – unterlaufen ihr jeweils Doppelfehler.

Zurück in den Top Ten

Gleich vier Mal muss Bencic den eigenen Aufschlag abgeben – vier Mal auf der gleichen Seite und offenbar irritiert von der Sonne um die Mittagszeit. Nach dem Break zum 1:3 im zweiten Durchgang lässt sie ihrem Frust freien Lauf. Der Wutausbruch trägt der 25-Jährigen eine Verwarnung ein.

Fazit: Erst steht Bencic die Sonne im Weg, dann Sabalenka vor der Sonne. Für Bencic endet damit ein Traumstart in die neue Saison und unter ihrem neuen Trainer, dem Russen Dimitri Tursunow – nach 8 Siegen und nur einer Niederlage, dem Turniersieg in Adelaide und der Rückkehr in den erlauchten Kreis der Top Ten der Weltrangliste nach anderthalb Jahren. Der Traum vom Grand-Slam-Titel bleibt aber vorerst unerfüllt.

Belinda Bencic, wie gross ist die Enttäuschung nach dieser Niederlage?
Belinda Bencic:
Ich bin enttäuscht, aber nicht völlig am Boden zerstört und auch nicht entmutigt nach dieser Niederlage. Denn ich hatte einen guten Start ins Jahr und bin motiviert, noch härter zu arbeiten.

Wie frustrierend ist es, gegen eine Spielerin anzutreten, die so viel Power und so viel Selbstvertrauen hat wie Sabalenka?
Schon sehr frustrierend. Phasenweise hat es sich angefühlt, als würde ich dauernd Ohrfeigen kassieren. Heute konnte ich ihrem Druck nicht standhalten. Nach ihrer Siegesserie zum Saisonstart hat Sabalenka viel Selbstvertrauen. Gegen Sie bekommst du nur wenige Chancen. Deshalb ist es schade, dass ich den ersten Satz nach einer 4:2-Führung nicht gewinnen konnte. Dann wäre sie stärker unter Druck gestanden und unruhiger geworden. Ich hatte gehofft, dass ich besser aufschlagen würde. Das ist das, was ich mir vorwerfen kann.

epa10424079 Belinda Bencic of Switzerland (L) reacts with Aryna Sabalenka of Belarus following their fourth round match during the 2023 Australian Open tennis championship at Melbourne Park in Melbour ...
Bencic muss Sabalenka gratulieren.Bild: keystone

Ihnen sind acht Doppelfehler unterlaufen und sie mussten vier Mal den Aufschlag abgeben - immer auf der gleichen Platzhälfte. Wie sehr hat Sie die Sonne irritiert? Und wie viel hat es mit dem Druck zu tun?
Die Sonne ist keine Ausrede, sie hat ja auch auf dieser Seite serviert – und sie hat es super gemacht. Ich habe auf dieser Platzhälfte nichts gesehen. Das hat mich während des Matches auch genervt. Ich habe mich gefragt: Weshalb sehe ich nichts? Und sie serviert genau gleich weiter. Hat sie einen anderen Ballwurf? Schliesst sie die Augen? Fakt ist: Sie hat es besser gemacht als ich. Das ist die Realität.

Sie hatten einen guten Start in die Partie, führten 4:2 und servierten beim Stand von 5:4 zur Satzführung. Was führte zur Wende?
Sie hat begonnen, noch aggressiver zu spielen. Wenn sie stark unter Druck steht, dann schlägt sie den Ball oft noch härter. Dem hatte ich heute nichts entgegenzusetzen. Es fühlte sich an wie Leichtgewicht gegen Schwergewicht. Das hat mir gezeigt, wie viel es noch braucht.

Wie viel und was fehlt Ihnen denn gegen Spielerinnen dieses Kalibers?
Es ist schon einiges, aber nicht mega viel. Ich war nahe dran, aber es gibt Dinge, die sie besser macht. Ich will mehr Power in mein Spiel bringen, um zu mehr freien Punkten mit dem Aufschlag zu kommen. Auch in der Defensive muss ich besser werden. Denn gegen eine aggressive Spielerin wie Sabalenka kann meine Taktik nicht sein, noch aggressiver zu spielen als sie. Es braucht andere Lösungen.

Sie sind zwar erst bald 26 und warten noch auf ihren ersten Grand-Slam-Titel. Vor dem Turnier sagten Sie zum Trainerwechsel, Sie hätten keine Zeit zu verschwenden. Wie sehr spüren Sie den Faktor Zeit?
Im letzten Jahr war ich sehr sauer auf mich selber, weil ich gehofft hatte, näher zu kommen. Von den Resultaten her war das letzte Jahr ein Rückschritt. Das hat mich enorm gestresst, weil ich mir gesagt habe: Ich habe keine Zeit mehr, in der zweiten Runde zu verlieren. Ich habe keine Zeit zu verschwenden. Andererseits habe ich noch eine genug lange Karriere vor mir und werde meine Chancen bekommen.

Mit dem Titel in Adelaide und dem Achtelfinalvorstoss in Melbourne haben den besten Saisonstart ihrer Karriere hingelegt. Wie sehr hilft Ihnen das für ihr Ziel, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen?
Sehr. Es war ein guter Start ins Jahr und ich bin motiviert, weiter hart an mir zu arbeiten. Die Matches und Siege, die ich beim United Cup, in Adelaide und hier in Melbourne hatte, geben mir die Gewissheit, dass ich auf dem richtigen Weg bin und den Glauben daran, irgendwann meine Chance zu bekommen, wenn ich die richtigen Schlüsse ziehe. Es gibt keine Garantie, dass ich es dann schaffe. Aber wenn ich weiter an mir arbeite, dann kann ich einen Grand-Slam-Titel gewinnen.

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