Besser hätte die WM nicht beginnen können. Nach nur 94 Sekunden erzielte ZSC-Verteidiger Christian Marti mit einem Kunstschuss die Führung, in der 18. Minute erhöhte Damien Riat im Nachschuss sogar auf 2:0. Dennoch jubelten am Ende die Tschechen. In der Verlängerung mit nur je drei Feldspielern kombinierten sich die Stars David Pastrnak und Roman Cervenka zum Siegtor.
Im Schlussdrittel hatten die Schweizer einen 2:3-Rückstand dank Treffern von WM-Debütant Sandro Schmid in Überzahl und dem überragenden Sven Andrighetto nach genau 49 Minuten gewendet.
Dazwischen hatten die physisch starken Tschechen über weite Strecken dominiert. Am Ursprung der zwischenzeitlichen Wende standen zwei Strafen am Ende des Startdrittels, erst gegen Timo Meier, kurz darauf gegen Michael Fora. In doppelter Überzahl liessen sich die Weltmeister nicht lange bitten, noch vor der ersten Pause verkürzte Matej Stransky nach perfekter Vorarbeit von Roman Cervenka und David Pastrnak. Nach Stransky traf in der 27. Minute auch der zweite tschechische Davos-Stürmer Filip Zadina zum Ausgleich.
In dieser Phase drohten die Schweizer auseinanderzufallen. Über Minuten konnten sie sich kaum aus der eigenen Zone befreien und entsprechend auch nicht wie gewünscht wechseln, zumal im Mitteldrittel der Weg zur eigenen Bank jeweils lange ist. Ein solche überlange Eiszeit endete in der 36. Minute mit dem 2:3 durch Filip Pyrochta.
In der zweiten Pause fand Nationalcoach Patrick Fischer aber offensichtlich die richtigen Worte. Seine Männer kamen wie verwandelt aus der Garderobe, belohnten sich am Ende aber nicht mit dem Sieg. Am Ende unterstrichen vor gut 10'000 recht ausgeglichen verteilten Fans beide Teams ihre Ambitionen auf eine erneute Medaille.
Torschütze Sven Andrighetto war nach dem Spiel sehr zufrieden mit dem Start in die Partie, aber ist sich auch bewusst, dass es auch noch Luft nach oben hat: «Im zweiten Drittel wurden wir ein wenig überfahren, aber die Reaktion im dritten Drittel war sicher positiv. Schlussendlich müssen wir uns sicher an der eigenen Nase nehmen.»
Auch für Fischer ist klar, dass es im Verlauf des Turniers noch eine Steigerung braucht. «Für die Zuschauer war es sicher ein gutes Spiel, für den Trainer aber ein bisschen zu wild.» Zufrieden war Fischer mit dem ersten Drittel und der Reaktion im letzten Abschnitt. Im Mitteldrittel seien sie aber phasenweise sehr geschwommen. «Da konnten wir das Spiel, das wir normalerweise spielen, nicht umsetzen und wurden hinten reingedrückt.»
Er sei aber auch stolz auf seine jungen Spieler. Gleich deren fünf - der Verteidiger Tim Berni sowie die Stürmer Sandro Schmid, Simon Knak, Tyler Moy und Nicolas Baechler - absolvierten ihr erstes WM-Spiel überhaupt. Vor allem der Freiburger Schmid überzeugte mit einem - wegen eines vorangegangenen Offsides - aberkannten Tor und dem Ausgleich zum 3:3. «In ihrem ersten Match auf dieser Bühne konnten sie Erfahrungen sammeln, die im Lauf des Turniers noch wertvoll sein werden.»
Seit 2016, im ersten Jahr unter Fischer, hatte die Schweiz nie mehr ein WM-Eröffnungsspiel verloren. Es ist auch das letzte Mal, dass man die Viertelfinals verpasste. So weit dürfte es aber diesmal nicht kommen. Ihr zweites von sieben Gruppenspielen absolvieren die Schweizer am Samstagabend gegen den Gastgeber Dänemark.
Schweiz - Tschechien 4:5 n.V. (2:1, 0:2, 2:1)
Herning. - 10'500 Zuschauer. - SR Ansons/Björk (LAT/SWE), Hautamäki/Nykvist (FIN/SWE).
Tore: 2. Marti (Hofmann, Fora) 1:0. 18. Riat (Siegenthaler, Kukan) 2:0. 20. (19:41) Stransky (Pastrnak, Cervenka/Ausschlüsse Meier, Fora) 2:1. 27. Zadina (Krejcik, Michael Spacek) 2:2. 36. Pyrochta (Zadina, David Spacek) 2:3. 42. Schmid (Moy, Hofmann/Ausschluss David Spacek) 3:3. 49. Andrighetto (Marti, Malgin) 4:3. 57. Sedlak (Cervenka, Hronek,/Ausschluss Malgin) 4:4. 63. Cervenka (Pastrnak, Vejmelka) 4:5.
Strafen: 3mal 2 Minuten gegen Schweiz, 2mal 2 Minuten gegen Tschechien.
Schweiz: Genoni; Kukan, Siegenthaler; Glauser, Berni; Fora, Marti; Moser; Meier, Hischier, Moy; Riat, Malgin, Andrighetto; Bertschy, Jäger, Hofmann; Schmid, Baechler, Knak; Ambühl.
Tschechien: Vejmelka; Krejcik, Hronek; Hajek, Kundratek; Pyrochta, David Spacek; Tichacek; Cervenka, Sedlak, Pastrnak; Beranek, Kodytek, Stransky; Zadina, Michael Spacek, Vozenilek; Lauko, Kondelik, Flek.
Bemerkungen: Schweiz ohne Aeschlimann, Egli, Jung, Rohrbach (nicht im Aufgebot) und Charlin (Ersatzgoalie). 6. Tor von Schmid aberkannt (Offside). 8. Genoni hält Penalty von Pastrnak. - Schüsse: Schweiz 20 (7-3-8-2); Tschechien 29 (8-15-5-1).
Powerplay-Ausbeute: Schweiz 1/2, Tschechien 2/3. (riz/sda)