Die ZSC Lions überfahren ihre Konkurrenz in diesen Playoffs regelrecht. Nach einem 5:2-Sieg hat der Qualifikationssieger in der Halbfinalserie gegen Zug vier Matchpucks.
Schon nach zwölf Sekunden kassierte Zugs Brian O'Neill die erste Strafe, nach 91 Sekunden traf Juho Lammikko in Überzahl zum 1:0, danach sahen die 12'000 Zuschauer in der erneut ausverkauften Arena in Zürich-Altstetten Einbahn-Hockey, bei dem die Lions jederzeit einen Gang höher schalten konnten, wenn dies notwendig war.
Nur ganz kurz schienen die Zuger, die am Mittwoch bei der 0:1-Niederlage zu Hause wesentlich mehr Widerstand geleistet hatten, etwas Spannung in die Partie – und die Halbfinalserie – bringen zu können. Es brauchte allerdings einen ZSC-Goalie Simon Hrubec, der nach einem Zusammenprall mit dem eigenen Verteidiger Dario Trutmann und dem Stürmer Marc Michaelis hilflos auf dem Rücken lag, damit den Zugern ein Treffer gelang. Niklas Hansson konnte so zum 1:2 ins praktisch leere Tor schiessen.
Die zuvor etwas genügsam gewordenen Zürcher reagierten aber postwendend mit einer Tempoerhöhung. Weniger als zwei Minuten nach dem Anschlusstor – und 28 Sekunden vor der zweiten Pause – schloss Rudolfs Balcers eine sehenswerte Kombination über Yannick Weber und Sven Andrighetto mit dem 3:1 ab. Dass das Resultat nicht höher ausfiel, lag auch an EVZ-Goalie Leonardo Genoni, der unter anderem gegen Denis Malgin (33.) und erneut Balcers (53.) und Malgin (55.) dreimal fast sichere Tore verhinderte.
Selbst auf dem Goalieposten haben die Zuger allerdings nicht wie sonst oft in den Playoffs einen Vorteil, Genonis Gegenüber Hrubec ist ebenso eine kaum überwindbare Wand. Überhaupt sind die Zürcher von vorne bis hinten überragend besetzt. Bei Zug kehrte der Amerikaner O'Neill erstmals seit einer schweren Halswirbelverletzung im Dezember zurück, hatte aber einen eher unglücklichen Abend.
1:42 Minuten vor dem Ende – Genoni hatte längst einen sechsten Feldspieler Platz gemacht – musste sich Hrubec durch Fabrice Herzog doch noch ein zweites Mal geschlagen geben. Das 2:3 sorgte für eine aus Zürcher Sicht unnötig, aber nur kurz spannende Schlussphase – bis zwei Treffer ins leere Tor die Kräfteverhältnisse gleich wieder klarstellte.
Vor zwei Jahren holte der EVZ im Final einen 0:3-Rückstand auf, dafür spricht diesmal aber nichts.
ZSC Lions - Zug 5:2 (1:0, 2:1, 2:1)
12’000 Zuschauer. SR Borga/Piechaczek (GER), Schlegel/Wolf.
Tore: 2. Lammikko (Lehtonen/Powerplaytor) 1:0. 25. Marti (Bodenmann) 2:0. 38. Hansson 2:1. 40. (39:32) Balcers (Andrighetto, Weber) 3:1. 59. (58:18) Herzog (Kovar) 3:2 (ohne Torhüter). 59. (58:55) Rohrer 4:2 (ins leere Tor). 60. (59:31) Lammikko (Sigrist, Weber) 5:2 (ins leere Tor).
Strafen: 1mal 2 Minuten gegen ZSC Lions, 5mal 2 Minuten gegen Zug.
PostFinance-Topskorer: Grant; Wingerli.
ZSC Lions: Hrubec; Weber, Kukan; Lehtonen, Geering; Trutmann, Marti; Blaser, Bodenmann; Andrighetto, Malgin, Balcers; Frödén, Grant, Denis Hollenstein; Rohrer, Lammikko, Baechler; Riedi, Sigrist, Schäppi.
Zug: Genoni; Bengtsson, Geisser; Hansson, Stadler; Schlumpf, Gross; Muggli; Simion, Michaelis, Herzog; O'Neill, Kovar, Wingerli; Martschini, Senteler, Allenspach; Derungs, Leuenberger, Suri.
Bemerkungen: ZSC Lions ohne Zehnder (verletzt) und Harrington (überzähliger Ausländer), Zug ohne Biasca, Hofmann, Riva (alle verletzt), Eder und Sheen (beide überzählige Ausländer). Zug von 57:37 bis 58:18, 58:34 bis 58:55 und 59:20 bis 59:31 ohne Torhüter.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Der Lausanne Hockey Club befindet sich in der Westschweizer Halbfinalserie erstmals im Vorteil. Lausanne gewinnt in Freiburg 2:0 und führt in der Serie mit 2:1 Siegen.
Klar ist: Lausannes Auswärtssieg kam auf glückhafte Art und Weise zustande. Der HC Fribourg-Gottéron dominierte die Partie. Die Freiburger drückten in der natürlich wieder ausverkauften Arena zu St-Léonard dem Spiel den Stempel auf. Sie schossen fast dreimal mehr aufs Tor als der Gegner (38:17 Torschüsse). Sie schnürten die Waadtländer phasenweise ein. Aber sie erzielten kein Tor.
Alle haben den Spruch wohl schon gehört: Wer die Tore vorne nicht schiesst, der kassiert sie dann hinten. Genau das passierte nach 44 Minuten. Damien Riat entwischte den Freiburgern, und aus engem Winkel bezwang Riat am Ende seines Solos Gottérons Torhüter Reto Berra in der nahen Torecke. Der Nationaltorhüter machte bei dieser Szene nicht die bestmögliche Figur.
Berras Gegenüber, Lausannes Goalie Connor Hughes, wurde so zum «Man of the Match». Der 27-Jährige parierte alles, was auf sein Tor zu kam. Connor Hughes «stahl» für den Lausanne Hockey Club in Freiburg den Sieg. Von einem «gestohlenen Sieg» wird im Eishockey gesprochen, wenn dem Goalie des siegreichen Teams mindestens 10 Paraden mehr gelingen als dem Torhüter der Verlierer-Equipe. Hughes gelangen 38 Paraden, Reto Berra lediglich 15. Schon am Mittwoch in Spiel 2 hatte Hughes die letzten 35 Schüsse auf sein Gehäuse pariert.
Aber: Trotz Gottérons krasser Überlegenheit agierten die Waadtländer nie konfus, hektisch oder verzagt. Der LHC strahlte in Freiburg vielmehr grosse Gelassenheit aus. Auch das lag wohl an Goalie Connor Hughes, der eine unheimliche Sicherheit ausstrahlte.
Dennoch schaffte Lausanne das Break auch mit einer gehörigen Portion Glück, weil eigentlich Gottéron das so wichtige erste Tor im Spiel erzielte. Nathan Marchon stocherte nach 36 Minuten die freiliegende Scheibe ins Tor. Der Treffer fand jedoch keine Anerkennung, weil die Referees die Partie (etwas gar eilig) schon unterbrochen hatten.
Die Siegsicherung gelang Théo Rochette in der 55. Minute mit einem Shorthander. Schon am Mittwoch hatte Lausanne (durch Michael Raffl) ein Goal in Unterzahl erzielt. Kurz vor dem zweiten Lausanner Treffer vergaben Jacob de la Rose und Chris DiDomenico Gottérons grösste Torchance zum 1:1-Ausgleich.
Gottéron muss vor dem vierten Spiel der Serie am Montagabend in Lausanne über die Bücher. Die bitteren Niederlagen in den letzten zwei Spielen – zuerst im drittlängsten Playoff-Spiel der Geschichte, dann die Heimniederlage trotz krasser Überlegenheit – müssen zuerst weggesteckt werden.
Fribourg-Gottéron - Lausanne 0:2 (0:0, 0:0, 0:2)
9095 Zuschauer (ausverkauft). SR Stricker/Kohlmüller, Fuchs/Urfer.
Tore: 45. Riat 0:1. 55. Rochette (Raffl/Unterzahltor!) 0:2.
Strafen: 3mal 2 Minuten gegen Fribourg-Gottéron, 4mal 2 Minuten gegen Lausanne.
PostFinance-Topskorer: Sörensen; Suomela.
Fribourg-Gottéron: Berra; Gunderson, Streule; Diaz, Borgman; Dufner, Seiler; Sutter; Sörensen, Wallmark, Bykov; Bertschy, De la Rose, DiDomenico; Marchon, Walser, Jörg; Sprunger, Schmid, Etter; Binias.
Lausanne: Hughes; Glauser, Djoos; Heldner, Frick; Pilut, Genazzi; Jelovac; Rochette, Suomela, Sekac; Riat, Fuchs, Salomäki; Bozon, Jäger, Raffl; Holdener, Almond, Pedretti; Kenins.
Bemerkungen: Fribourg-Gottéron ohne Emmerton, Jecker, Mottet (alle verletzt) und Grégoire (überzähliger Ausländer), Lausanne ohne Bougro, Marti, Perrenoud (alle verletzt), Haapala und Kovacs (beide überzählige Ausländer). Fribourg-Gottéron von 57:14 bis 58:59 ohne Torhüter. (nih/sda)
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