Die Junioren des HC Thurgau ärgern derzeit die gesamte National League. Die U17-Equipe von Headcoach Christian Rüegg ist drauf und dran, von der Zweitklassigkeit (U17 Top) in die Elite dieses Jahrgangs aufzusteigen. Das passt den Klubs aus der National League ganz und gar nicht. Denn in der U17 Elit, der höchsten Liga auf dieser Stufe, sind die ZSC Lions, Lausanne, Lugano und wie sie alle heissen mit ihren Juniorenteams bislang unter sich. Nur Ajoie fehlt, weil im Jura der Nachwuchs zu wenig kompetitiv ist.
Nun also klopft der HC Thurgau auf sportlichem Weg an die Tür zur U17 Elit – im zweiten Jahr in Folge. Die jahrelange, professionelle Ausbildung in der Nachwuchsorganisation HCT Young Lions trägt Früchte. In den letzten Tagen bestritten die jungen Thurgauer als U17-Top-Meister die Ligaqualifikation gegen Lausanne, den Letzten der U17 Elit. In der Best-of-five-Serie stand es 2:2, am Freitagabend kam es in Lausanne zur fünften und entscheidenden Begegnung. Lausanne gewann mit 12:0
Ein U17-Elit-Team würde dem HC Thurgau helfen, dass er nach der U15 (wo Thurgau schon zur Schweizer Elite gehört) nicht mehr Jahr für Jahr die besten Talente an die Nachwuchsorganisationen der NL-Klubs verlieren würde. U17-Headcoach Christian Rüegg rechnet vor, dass aktuell acht Thurgauer im U17-Nachwuchs diverser National-League-Klubs spielen.
Wenn diese noch beim HCT wären, dann könnte Thurgau wohl heute schon im Mittelfeld der U17 Elit mithalten. Klubpräsident Thomas Müller sagt: «Der Aufstieg in die U17 Elit ist das letzte und ein sehr wichtiges Puzzleteil in unserer Ausbildungspyramide.» Ein Aufstieg aber, den die National-League-Klubs mit aller Kraft verhindern wollen.
Nur schon, dass die U17 des HC Thurgau überhaupt die Ligaqualifikation bestreiten muss, ist unverständlich. Denn Gegner Lausanne kann gar nicht absteigen. Erst wenn eine Mannschaft zweimal in Folge Letzter würde und dann erst noch die Ligaqualifikation gegen den U17-Top-Meister verlöre, käme es zum Abstieg. Die NL-Klubs haben es damit auch im Nachwuchs geschafft, einen Abstieg aus der höchsten Liga praktisch zu verunmöglichen.
Diese Klausel gilt gemäss den Weisungen für den Spielbetrieb 2023/24 aber nur für die Nachwuchsmannschaften der National-League-Klubs. Würden die U17-Junioren des Swiss-League-Klubs Thurgau aufsteigen, könnten sie jedes Jahr aus der Elit-Liga absteigen – und das erst noch direkt, ohne das Fangnetz einer Ligaqualifikation.
Das zeigt, wie willkürlich die National League ihre eigenen Regeln schreibt und wie machtlos Swiss Ice Hockey als Dachverband mittlerweile ist. Denn damit gelten im Schweizer Eishockey nicht mehr für alle die gleichen Regeln. In den Weisungen unter Punkt 7.1 werden die Meisterschaftsteilnehmer explizit in zwei Kategorien mit unterschiedlichen Rechten unterteilt. Das wäre sogar ein spannender Fall für den Sportgerichtshof CAS in Lausanne.
Thurgaus U17-Headcoach Christian Rüegg, eine Kapazität in der Eishockey-Nachwuchsausbildung, ist der Meinung, dass mit diesem Regelwerk das Fairness-Gebot auf der Strecke bleibt. Und er sagt: «Wenn ich davon meinen Trainerkollegen aus anderen Eishockeynationen erzähle, schütteln alle nur den Kopf.»
Und die Benachteiligung der Klubs ausserhalb der National League geht noch weiter. Denn hätte der HC Ajoie anstelle des HC Thurgau die U17 Top gewonnen, wären die Jurassier auch in die höchste Elit-Liga gekommen, wenn sie die Ligaqualifikation verloren hätten. Ein National-League-Klub ist dort gemäss den Weisungen willkommener.
Allerdings wurde Ajoies Nachwuchs nur Siebter. Und bevor man in der U17 Elit einen Swiss-League-Klub wie Thurgau aufnimmt, will man lieber mit einer ungeraden Anzahl Teams die Meisterschaft bestreiten, so scheint es. Denn die U17 Elit besteht aktuell aus 13 Teams. Ein 14. Team wäre alleine des Spielplans wegens ein Gewinn.
Wieso aber wollen die National-League-Klubs mit ihrem Nachwuchs unbedingt unter sich bleiben in der U17 Elit? Weil dort eine wichtige Einnahmequelle der Klubs entspringt: die Ausbildungsentschädigung. Das ist das Geld, das ein Klub bei einem Transfer jenem Klub überweisen muss, bei dem der Spieler ausgebildet wurde. Und dieser Betrag schenkt ab der U17 Elit so richtig ein.
«Indem wir nicht in der U17 Elit mitspielen, verlieren wir Gelder, die für uns als Swiss-League-Klub und für unsere Stammvereine wichtig sind», sagt Thurgaus Präsident Thomas Müller. Der Unterschied der Ausbildungsentschädigung zwischen einem U17-Elit-Spieler und einem U17-Top-Spieler kann schon mal 10'000 Franken ausmachen.
Auf der anderen Seite muss der HC Thurgau bei einer Neuverpflichtung viel Geld bezahlen, wenn der Spieler zwischen U17 und U20 bei einem anderen Klub unter Vertrag stand. Selbst dann, wenn der Spieler aus dem Nachwuchs der HCT Young Lions entsprang. Der HC Thurgau befindet sich mit seiner U17 also in einem Kampf David gegen Goliath. Ein Kampf, der auch mit einem allfälligen Aufstieg nicht enden würde. (thurgauerzeitung.ch)
Kommt noch hinzu, dass so Schüler und Lehrlinge gezwungen werde weite Wege zu gehen um auf ihrem Niveau zu trainieren und spielen.