Sie ist längst eine lebende – und noch aktive – Leichtathletik-Legende: Die Jamaikanerin Shelly-Ann Fraser-Pryce ist dreifache Olympiasiegerin und wurde gar zehnmal Weltmeisterin über 100 und 200 Meter sowie mit der Staffel.
Die lediglich 1,52 Meter grosse Spitzenathletin ist auch für ihre ikonischen, weil ständig wechselnden und kunterbunten, Frisuren bekannt. Doch beim 100-Meter-Halbfinal der Frauen am Samstag suchte man die auffällige Haarpracht Fraser-Pryces vergebens.
Die 37-Jährige wollte eigentlich erneut und ein letztes Mal bei Olympia um die Medaillen mitsprinten. Seit 2008 in Peking kam sie an Olympischen Spielen über 100 Meter immer unter die besten drei. Und ihre Chancen wären auch im Spätherbst ihrer Karriere intakt gewesen. Doch Fraser-Pryce zog sich unter mysteriösen Umständen vom Halbfinallauf zurück.
Nicht einmal ihre Teamkolleginnen wussten, wo sie war, wie ihre Landsfrau Tia Clayton zu Protokoll gab.
Gut zwei Stunden vor dem Lauf kursierten in den sozialen Medien Aufnahmen von Fraser-Pryce und der US-amerikanischen Mitfavoritin Sha'Carri Richardson, wie ihnen offenbar bei einem Tor zum Stadiongelände der Zutritt verweigert wird. In einem Video sagt Fraser-Pryce zur Person, die das Fahrzeug steuert, mit dem sie ankam:
Sichtlich enerviert bezeichnet Fraser-Pryce das gerade Erlebte als «völlig verrückt».
Video footage captured earlier today of both athletes . Reports are in that Shelly- Ann Fraser-Pryce and Sha’Carri Richardson have made it inside.
— Television Jamaica (@televisionjam1) August 3, 2024
The Semi Finals of the Women’s 100m is at 12:50pm EST.
Tune in to #FastTrackParis2024 on @1spotmedia , TVJSN and JNN#OlympicGames https://t.co/IOv7iZNs4V pic.twitter.com/NmLtelIMyA
Während Konkurrentin Richardson später sowohl beim Halbfinal als auch beim Final dabei war (sie gewann Silber), fehlte von Fraser-Pryce jede Spur. Gerüchte um eine Verletzung machten die Runde. Doch auch jenes, dass Fraser-Pryce wegen der neuen Eintrittsregeln nicht rechtzeitig auf das Gelände und damit zu ihrem Halbfinallauf kam.
Die Aufregung ist gross, die Empörung ebenso, wie zahlreiche Kommentare auf Social Media zeigen. Der australische Sportkommentator Gerard Whateley sagte beispielsweise:
Sollte der grössten Sprinterin der Geschichte der Zutritt verwehrt worden sein und sie deshalb den Lauf verpasst haben, so sei das mindestens gleich peinlich wie die Tatsache, dass die Seine nicht sauber genug zum Schwimmen sei.
Stunden nach der Aufregung meldete sich Fraser-Pryce zu Wort. Doch anstatt den Grund für ihre Absenz zu nennen, sorgt sie nur für noch mehr Fragezeichen. In einem auf Instagram veröffentlichten Statement schreibt sie, es sei schwierig, Worte für ihre grosse Enttäuschung zu finden. Sie wisse, ihre Fans würden diese teilen und sie gemeinsam mit ihr schultern. Nebst weiteren Dankesworten an ihre Fans und ihr Land fehlt vor allem etwas: der Grund, weshalb es zur grossen Enttäuschung kam.
Nichtsdestotrotz heisst die Absenz der Spitzensprinterin nicht, dass sie nun den letzten möglichen Auftritt bei Olympischen Spielen verpasst hat: Sie ist nach wie vor als Läuferin bei der 4x100-Meter-Staffel der Jamaikanerinnen gelistet – ein Umstand, der die Theorie einer Verletzung als Absenzgrund beim 100-Meter-Halbfinal unwahrscheinlich macht.
Fraser-Pryces Statement:
(con)
Jetzt bin ich so schlau wie vorher.
Vielleicht hat sie ein falsches Bonbon genommen oder vom falschen Fleisch gegessen und wäre in der Kontrolle hängen geblieben?
Nur sie wird wissen was der Grund ist.