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Raygun bei Olympia: Breaking-Battles verloren, das Internet gewonnen

epa11540134 Raygun of Australia breaks during her B-Girls round robin group B battle at the Breaking competitions in the Paris 2024 Olympic Games, at the La Concorde in Paris, France, 09 August 2024.  ...
Raygun bei einem ihrer Moves am Boden.Bild: keystone

Battles verloren, das Internet gewonnen – Breakerin Raygun schreibt Olympia-Geschichte

Wir hatten «Eddie the Eagle», den Skispringer. Wir hatten «Eric the Eel», den Schwimmer. Und nun in Paris haben wir «Raygun the Worm», die Breakerin.
10.08.2024, 09:1820.12.2024, 15:02
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«Manchmal spricht es die Jury an und manchmal nicht. Ich mache mein Ding und das ist Kunst.» Breakerin Raygun schien ihr Scheitern an den Olympischen Spielen in Paris mit Fassung zu tragen.

Es gibt bei Olympia unendlich viele Momente des Staunens. Etwa, wenn eingeblendet wird, dass Weitspringer beim Anlauf 40 km/h schnell rennen und in diesem Tempo den Absprungbalken genau treffen müssen. Oder wenn Speedkletterer schneller eine senkrechte Wand hinaufrennen als wir geradeaus.

Rachel Gunn lieferte in Paris einen anderen Moment. Einen denkwürdigen.

OLY24 BREAKING, Australian breaker Rachael Gunn, also known as Raygun, during the B-Girls Round Robin breaking competition at La Concorde Urban Park in Paris, as part of the 2024 Paris Olympic Games,  ...
Raygun imitiert Otto Waalkes.Bild: www.imago-images.de

Die Australierin nennt sich Raygun und war Teilnehmerin bei der Olympia-Premiere des Breaking, im Volksmund als Breakdance bekannt. Das B-Girl bestritt am Freitag in der Gruppenphase drei Battles – und verlor alle drei, ohne dass ihr dabei auch nur ein einziges Jurymitglied eine Stimme gab:

0:2 (0:18) gegen Logistx (USA)
0:2 (0:18) gegen Syssy (Frankreich)
0:2 (0:18) gegen Nicka (Litauen)

Wie es dazu kam? Nun, ganz offensichtlich konnte die 36-Jährige mit ihrem Stil nicht überzeugen.

«Die Kreativität ist meine Stärke», betonte Raygun nach dem Wettkampf. Sie habe sich bewusst anders bewegen, künstlerisch und kreativ sein wollen, denn man bekomme nicht viele Gelegenheiten im Leben, dies auf einer so grossen Bühne zu tun. Ihr sei klar, dass sie mit Tricks, Drehungen und Kraftelementen nicht mithalten könne; deshalb versuche sie, kreativ zu breaken.

«Ich war immer der Aussenseiter und wollte mich auf eine andere Art und Weise profilieren», verriet Raygun ihren Plan. Der ging auf – aber vielleicht anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Denn Schnipsel ihrer Darbietungen auf dem Place de la Concorde gingen umgehend viral, bissige Kommentare inklusive. Vereinzelt erhielt sie auch Zuspruch und Aufmunterung von den Sofasportlern.

Gunn beschäftigt sich nicht nur körperlich mit Breaking, sondern als Forscherin auch beruflich. Sie besitzt einen Doktortitel in Kulturwissenschaften und ist Universitätsdozentin in Sydney. Noch vor dem Wettkampf teilte sie auf Instagram, was sie – nicht nur ihren Studenten – auf den Lebensweg mitgibt:

«Habt keine Angst, anders zu sein, geht hinaus und seid ihr selbst, ihr wisst nie, wohin euch das führt.»

Bereits jetzt ist klar, dass Breaking kein Bestandteil der Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles sein wird. «Und es ist leicht zu verstehen, warum», urteilte das australische Portal Seven News nach dem Auftritt ihrer Athletin Raygun.

Rayguns Vorgänger

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80 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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einmalquer
10.08.2024 10:21registriert Oktober 2017
auch mir hat man immer gesagt, dass

mitmachen wichtiger ist als gewinnen

und sie hat es einfach getan.

Kein Grund für Häme
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KleinerOtte
10.08.2024 12:53registriert August 2018
Als ehemalige Waldorfschülerin habe ich genau verstanden, was sie getanzt hat.
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IfyouNeverNevergoyouwillNeverNeverknow
10.08.2024 10:53registriert Februar 2015
Da wird eine nur schwer zu verstehende und zu bewertende „Sportart“ ins olympische Programm aufgenommen, es wird Inclusion und Toleranz gefordert und dann macht man sich über eine solche Artistin lustig… irgendwie genau mein Humor (Ironieoff)
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