Sport
Olympia 2024

Olympia 2024: Weshalb Breakdance falsch ist – das Wichtigste zu Breaking

Riko Tsuhako / Riko JPN, MAY 19, 2024 - Breaking : OQS olympic qualifier series for paris 2024 B-Girls Battle for Third Place at Huangpu River side in Shanghai, China. Noxthirdxpartyxsales PUBLICATION ...
Wird heute erstmals an den Olympischen Spielen ausgetragen: Breaking.Bild: www.imago-images.de

Weshalb «Breakdance» falsch ist und es auch Kritik gibt – das ist der neue Olympia-Sport

Mit Breaking feiert eine Sportart aus dem New Yorker Stadtteil Bronx am heutigen Freitag Olympia-Premiere. Was es dazu zu wissen gibt.
09.08.2024, 15:5509.08.2024, 16:27
Mehr «Sport»

Erst einmal zum wichtigsten Punkt: Die Sportart, die heute an den Olympischen Spielen Premiere feiert, heisst Breaking oder B-Boying bzw. B-Girling. Der Ausdruck «Breakdance» wird von den Leuten, die den Sport und vor allem die Kunst betreiben, nicht gerne gehört. Den Grund liefert unter anderem der legendäre B-Boy «Crazy Legs», der im Breaking Pionierstatus geniesst: «Breakdance ist ein Begriff der Medien!»

Damit beschreibt er die Tatsache, dass der Begriff «Breakdance» von Aussenstehenden erschaffen wurde, als diese auf das Breaking aufmerksam wurden. Breaker selbst würden ihren Stil jedoch nie in Verbindung mit dem Wort «Dance» bringen. Weil es aber durch die Medien bekannt wurde, kennen viele den Tanzstil nun als Breakdance, an den Olympischen Spielen wird aber korrekt von Breaking gesprochen. Betreiben tun diesen die B-Boys und B-Girls – Breaker gilt im aus der USA stammenden Breaking als der geschlechtsneutrale Begriff.

Was es sonst noch zum Breaking an Olympia 2024 zu wissen gibt, erfährst du hier.

Wann und wo findet es statt?

Bei den B-Girls geht es bereits am heutigen Freitag um 16 Uhr mit der Gruppenphase los. In den vier Vierergruppen werden dann bis ca. 18.45 Uhr je sechs Battles – also jede gegen jede – ausgetragen. Um 20 Uhr geht es mit den Viertelfinals weiter, der grosse Final steht um 21.29 Uhr auf dem Plan.

Der Zeitplan bei den Männern sieht genau gleich aus. Nur finden die Battles alle am Samstag statt. Als Austragungsstätte dient an beiden Tagen der Place de la Concorde.

August 7, 2024, Paris, Ile-De-France, France: The Skateboarding Park Men s Final at the Paris 2024 Olympic Games, Olympische Spiele, Olympia, OS takes place on the iconic venue of La Concorde in Paris ...
Wo auch die Skateboard-Wettbewerbe stattfanden, werden die Breaking-Wettkämpfe ausgetragen: auf dem Place de la Concorde.Bild: www.imago-images.de

Wie funktioniert Breaking?

Beim Breaking handelt es sich um einen Tanzstil mit vier Kernelementen:

  1. Toprock oder Uprock: Hierbei handelt es sich um die Tanzschritte im Stehen. Meist beginnen Breaker so, bevor sie auf den Boden gehen.
  2. Downrock: Die Breaker sind mit Händen und Füssen am Boden und drehen, wirbeln und verrenken ihre Körper. Es ist der schnellste Teil der Performance.
  3. Power Moves: Akrobatische Elemente, wie zum Beispiel ein Salto.
  4. Freeze: Hierbei halten die Breaker ihre Position kurz – wird meist am Ende der Performance verwendet.
Hier gibt es eine kurze Erklärung der einzelnen Elemente.Video: YouTube/Olympics

Woher kommt Breaking?

Entstanden ist es in der Bronx als Teil der Hip-Hop-Bewegung in den 1970er-Jahren. Vorwiegend Schwarze und Lateinamerikaner verwendeten Breaking als Ausdrucksform. Es ist daher auch eines der vier Elemente des Hip-Hops, neben dem DJ-ing, dem MC-ing (Rap) und dem Graffiti-Writing. Von dem New Yorker Stadtteil eroberte es die Welt, bis es nun erstmals Teil der Olympischen Spiele ist.

Wie laufen die einzelnen Battles ab?

In der Gruppenphase gibt es jeweils zwei Runden pro Battle, in der K.o.-Phase sind es dann drei. In jeder Runde haben die Gegnerinnen jeweils 60 Sekunden Zeit, um zu der vom DJ ausgewählten Musik zu performen. Die Musik kennen die Breaker im Vorhinein nicht. Es gilt trotzdem, die Tanzschritte und Moves möglichst gut auf die Musik abzustimmen – ob man diese nun kennt oder nicht.

Die Battles werden jeweils von neun Jurorinnen und Juroren – genannt Judges – bewertet. Kriterien sind Technik, Moves, Ausführung, Musikalität und Kreativität. Dabei kürt jeder Judge eine Siegerin oder einen Sieger. Der klarste mögliche Erfolg ist also ein 9:0, der knappste ein 5:4.

Deutsche Meisterschaften 2024 in Hamburg: Eine Battle bei den B-Boys. *** German Championships 2024 in Hamburg A battle for the B Boys
Während der Gegner performt, schaut der Breaker zu.Bild: www.imago-images.de

Wie läuft der Wettkampf ab?

Wie bereits angetönt, sind die 16 B-Girls und 16 B-Boys jeweils in vier Vierergruppen aufgeteilt, wobei es bei den Frauen noch eine Vorausscheidung zwischen India aus den Niederlanden und Talash aus dem olympischen Flüchtlingsteam um den letzten Platz in der Gruppe B gibt. Danach tritt jeder Breaker einmal gegen jeden Gegner aus der Gruppe an, wodurch jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer mindestens drei Battles absolviert.

Die Gruppenersten und -zweiten kommen in die K.o.-Phase, wo in Viertelfinals, Halbfinals und Finals die Medaillengewinner ausgemacht werden. Es funktioniert also eigentlich wie bei einer Fussball-Europameisterschaft, als diese noch mit 16 Nationen ausgetragen wurde.

Sind Schweizer dabei?

Das kann kurz und schmerzvoll beantwortet werden: nein. Auch aus den anderen deutschsprachigen Ländern hat es niemand an die Olympischen Spiele geschafft, was zumindest im Falle von Deutschland eine grosse Enttäuschung darstellt.

Weshalb gibt es auch kritische Stimmen?

Besonders anfänglich sahen die Aufnahme für die Olympischen Spiele 2024 in Paris viele Leute in der Szene kritisch. Die Angst bestand, dass mit Breaking etwas institutionalisiert werde, was nicht institutionalisiert werden kann oder sollte. So sagte beispielsweise der deutsche Breaker Carl Ferdinand Beccard zur Süddeutschen Zeitung: «Bei Olympia gibt es dann wahrscheinlich so was wie eine Liste und die Jury setzt Häkchen, was alles erfüllt werden muss – das nimmt die Kreativität raus.»

Auch sonst herrschte Skepsis, dass möglicherweise gewisse Tanzschritte und Moves als schwieriger eingestuft würden – ähnlich wie beim Kunstturnen, wo jede Übung eine Schwierigkeitsnote erhält – und deshalb von vielen Olympia-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern in ihre Performance eingebaut würde.

Diesen Kritikpunkten konnten die Verantwortlichen aber wohl entgegenwirken, indem es einerseits keine Punkte gibt, sondern jedes Battle individuell betrachtet wird. Ausserdem kommen die Judges aus der Breaking-Szene und haben mehrheitlich selbst Battle-Erfahrung.

Syndication: USA TODAY Olympic breaker Victor Montalvo, known professionally as B-Boy Victor, poses for a portrait during the Team USA Media Summit in New York City on April 16, 2024. McLean , EDITORI ...
Der amtierende Weltmeister: Victor Montalvo.Bild: www.imago-images.de

Dennoch sagt Jeffrey Louis, der für die USA als Jeffro teilnimmt: «Es ist schwierig, den Bewertungen zu trauen. Obwohl es so objektiv wie möglich gestaltet wird, ist es immer noch subjektiv. Man bewertet Kunst, die in einen Sport transformiert wurde.» Jedoch orientiert sich der Wettbewerb an Olympia an bereits etablierten Breaking-Wettkämpfen wie der Weltmeisterschaft.

Wie geht es mit Breaking an Olympia weiter?

2028 in Los Angeles wird es nicht dabei sein. Sollte Breaking in Paris aber für Spektakel sorgen, könnte es 2032 in Brisbane wieder zur olympischen Sportart werden. Das Ziel des IOC, auch jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer anzuziehen, könnte es in jedem Fall erfüllen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die besten Bilder der Olympischen Spiele 2024 in Paris
1 / 100
Die besten Bilder der Olympischen Spiele 2024 in Paris
Die Französin Marie Oteiza wählt im Modernen Fünfkampf eine eher weniger elegante Variante des Absteigens vom Pferd.
quelle: keystone / mosa'ab elshamy)
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Neymar und Mbappé simulieren gleich oft»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
68 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
insert_brain_here
09.08.2024 15:49registriert Oktober 2019
Ich bin dafür, dass Beleidigungsfechten olympisch wird!
719
Melden
Zum Kommentar
avatar
Gurkenglas
09.08.2024 16:44registriert April 2024
Es gibt nur wenige Dinge, die gut sind so wie sie sind. Breaking zähl ich dazu. Die Argumentation, junge Menschen damit zu begeistern macht für mich null Sinn, Breaking ist oldschool, mir wäre jedenfall noch nie aufgefallen, dass die Youngsters alle wieder voll am breaken sind... eine unnötige Kommerzialisierung eines Kulturerbes aus den Anfängen des HipHops. Schwierig aus einem kulturellen Livestyle eine olypmische Disziplin zu machen.
5411
Melden
Zum Kommentar
avatar
tamasc
09.08.2024 16:38registriert Mai 2019
Man könnte den Begriff Breaker auch geschlechtsneutral ins Deutsche übersetzen, aber Brechende passt wohl besser zum Triathlon:)
332
Melden
Zum Kommentar
68
Nati-Goalie Zuberbühler schiebt die Schuld für ein Riesen-Ei dem «Blick» zu
7. September 2005: Schweizer Fussballfans verwerfen kollektiv die Hände. Auf Zypern leistet sich Pascal Zuberbühler in der WM-Qualifikation schon wieder einen unglaublichen Flop – nur vier Tage nach einem Schnitzer gegen Israel.

Zeit seiner Karriere in der Schweizer Nationalmannschaft ist Pascal Zuberbühler höchst umstritten. Das hat einerseits damit zu tun, dass der Thurgauer bei GC und beim FC Basel spielt, den beiden erfolgreichsten, aber auch am meisten gehassten Klubs des Landes. Andererseits mag man «Zubi» nicht, weil er kein Mann der leisen Töne ist, oft wirkt er arrogant. Und nicht zuletzt ist er umstritten, weil er bei Gegentoren immer wieder eine unglückliche Figur abgibt.

Zur Story