Der Mann mit der Uhr um den Hals ist eine lebende Legende. Nun ist Flavor Flav, vor über 40 Jahren Mitbegründer der Hip-Hop-Formation Public Enemy, auf den Geschmack von Chlor gekommen. Der 65-jährige New Yorker hat als offizieller «Hype Man» der amerikanischen Wasserball-Teams unterschrieben.
Der Rapper sah im Frühling einen Aufruf von Captain Maggie Steffens, die auf Instagram um Unterstützung bat. Die Amerikanerinnen gewannen zuletzt zwar dreimal in Folge Olympiagold. Aber weil Wasserball eine Randsportart ist, kämpfen sie nicht nur um Anerkennung, sondern auch um jeden Dollar.
Flavor Flav sah Steffens Aufruf und fühlte sich «als Vater von Töchtern und Fan von allen Sportarten» angesprochen. «Ich werde dich persönlich sponsoren», schrieb er Steffens. «Was immer du und das Team brauchen. Ich werde all meine Beziehungen spielen lassen, um euch zu helfen. Flavor-Flav-Ehrenwort.»
Wie weit diese Beziehungen reichen, erkannten die Wasserballerinnen im Mai. Sie hielten sich für einen Testwettkampf zur gleichen Zeit in Paris auf wie Pop-Superstar Taylor Swift. Flavor Flav organisierte den Sportlerinnen die heiss begehrten Tickets für ihr Konzert in der La Défense Arena – jener Halle, in der es um die Olympia-Medaillen gehen wird.
Die Unterstützung des prominenten Musikers sei schon vor dem ersten Olympia-Einsatz ein Gewinn, schwärmt Captain Steffens. «Er hat wirklich eine Tür geöffnet für verschiedene Leute, die sonst nie etwas von Wasserball gehört hätten. Und das ist genau das, was Sportarten wie unsere brauchen.»
Dabei half ein Video, das Flavor Flav beim Training mit dem Team zeigt. Natürlich mit Wasserball-Kappe auf dem Kopf. «Das ist gar nicht so einfach», staunte er, ein wenig ausser Atem. Von den Cracks gab es Lob für den fitten 65-Jährigen.
Torhüterin Ashleigh Johnson, die es 2016 als erste Schwarze in ein US-Wasserballteam bei den Olympischen Spielen schaffte, sprach über die positiven Auswirkungen des Sponsordeals. «Ich lese die Kommentare und sehe, dass Leute Fragen zum Sport stellen und dass Schwarze jetzt mit Wasserball anfangen wollen. Wir haben eine neue Community erschliessen können.»
Wer weiss, wie sich dies auf die TV-Einschaltquoten auswirken wird. Ihren ersten Einsatz beim Versuch, den vierten Olympiasieg hintereinander zu schaffen, haben die US-Wasserballerinnen am Samstag. Sie eröffnen die Gruppenphase mit dem Spiel gegen Griechenland. Die Schweizer Wasserball-Nationalteams sind bei den Olympischen Spielen nicht dabei.