Das hatte man nun wahrlich nicht erwartet: Dass eine launige PK vor dem Nations-League-Spiel gegen Spanien die längste werden würde, die es unter Murat Yakin vor einer Begegnung jemals gegeben hat. 37 Minuten dauerte sie, was auch daran lag, dass für die spanischen Gäste übersetzt werden musste.
So oder so hatten Yakin und Denis Zakaria, der den Trainer im Stade de Genève begleitete, viel zu erzählen. Es steckte ja noch das 0:2 gegen die Dänen in den Knochen, zudem trifft man ja nicht alle Tage vor ausverkauftem Haus auf den amtierenden Europameister.
Manuel Akanji wird gegen die Iberer vom gesperrten Captain Granit Xhaka die Binde übernehmen, so viel steht fest. Gregory Wüthrich ersetzt den nach der roten Karte heimgereisten Nico Elvedi. Wüthrich soll sich nun von Spiel zu Spiel weiterentwickeln.
Keine Rotation gibt es auf der Goalie-Position, zumal die Konstellation nicht gegeben ist, Dinge auszuprobieren und Yakin sein bestmögliches Team aufstellen will: Gregor Kobel soll also weiter als Nummer 1 eingespielt werden. Und Zakaria übernimmt auf dem Platz den Part Xhakas, der sich nach seiner gelb-roten Karte öffentlich entschuldigte und weiterhin mit der Mannschaft unterwegs ist.
Denis Zakaria kommt somit zu seinem 57. Auftritt für das Land, ein stattliche Zahl ist das. Aber irgendwie hat man sich den talentierten Genfer prägender in der Nati erwartet. Oftmals war der mittlerweile 27-Jährige nicht ganz fit, oder er blühte neben Xhaka nur selten auf.
Vor der EM rückte er ebenfalls mit einer Verletzung ein, immerhin gab es im Viertelfinal noch ein paar Endrundenminuten für ihn. Er sagt:
Mit Zakaria dürfte das Schweizer Spiel vertikaler werden, vielleicht geht er sogar noch mehr in den Abschluss. Aber Ballsicherheit und Ballverteilen sind Xhakas Merkmale, beides besitzt Zakaria nicht im selben Mass. Zakaria ersetzte den Schweizer Captain ja bereits einmal gegen Spanien, in St. Petersburg an der EM 2021 scheiterte man im Elfmeterschiessen.
Yakin seinerseits zeigt durchaus Respekt vor der gefürchteten Yamal-Williams-Flügelzange des Gegners. Und ganz grundsätzlich will er den Spaniern nicht zu oft den Ball überlassen. Sein Team möge mutig spielen, sich nicht zurückdrängen lassen und intensiven Fussball zeigen. «Eben das Spiel, das man von uns kennt. Wie an der EM gegen die grossen Mannschaften – jene Partien sind die Referenz,» Es brauche viel Laufarbeit und Stärke in den Eins-zu-Eins-Situationen, und vor allem Effizienz.
Spanien ist eine Mannschaft, die nicht so gerne selbst dem Ball hinterherrennt. Das will Yakin adaptieren. «Wenn wir sie spielen lassen, wird es gefährlich.» Der Nati-Trainer blickt durchaus zuversichtlich auf die Begegnung gegen den Europameister, Leader habe er genug in seiner Mannschaft, die weiter gut besetzt sei.
Ganz kurz schaute Yakin dann doch nochmals auf den Donnerstag zurück:
Das ist auch absolut nötig, um einen klassischen Fehlstart in die Nations League zu vermeiden. Es geht auch um die Punkte für die Einteilung in die WM-Qualifikationstöpfe.
Zwei Stunden später dominiert bei den Spaniern im vollen Presseraum dann vor allem ein Thema: Die grosse Belastung für die Spieler, die ja nicht nur mit den Auftritten für die spanische Nationalmannschaft kommt, sondern auch mit jenen in ihren Topvereinen. Trainer Luis de la Fuente weiss keinen Rat, vielmehr sagt er, man sei für den eng getakteten Spielplan nicht verantwortlich. Sondern diesbezüglich in der Opferrolle.
Die Schweiz sieht der Europameister-Trainer als eine der besten Mannschaften des Kontinents.
De la Fuente will seine derzeit stärkste Formation bringen. Und muss wohl auf den angeschlagenen Dani Olmo verzichten, darf dafür aber auf den beim 0:0 gegen Serbien gesperrten Rodri zurückgreifen.
Aymeric Laporte kann dann auch noch ein paar Antworten geben. Der 30-Jährige war an der EM unbestrittene Stammkraft. Und kennt Manuel Akanji, weil er vor dem Wechsel nach Saudi-Arabien mit dem Schweizer bei Manchester City verteidigt hatte.
Zuletzt gab es um Laporte Diskussionen, er könnte zu Real Madrid wechseln. Das war dann aber nicht der Fall, doch die Zukunft scheint der 30-Jährige in Europa zu sehen. So wie man das verstanden hat, ist die Familie nämlich nicht mitgekommen zu den Saudis.
Gegen die Serben – da hat Spanien 0:0 gespielt – war es kompliziert, sagt Laporte. «Wir müssen wieder Tore schiessen. Schauen wir gegen die Schweiz, dass das besser wird.» Ja, es geht auch für Spanien darum, in der Nations League Fahrt aufzunehmen. (aargauerzeitung.ch)