Wenn in den Sechziger- und Siebzigerjahren irgendwo in der Deutschschweiz zwölf Buben gegeneinander Fussball spielten, stand Fritz Künzli bestimmt mindestens in fünf- oder sechsfacher Ausführung auf dem Platz. Die meisten wollten Tore schiessen wie er, die meisten wollten sein wie er. Wurde jede Rolle nur einmal vergeben, schnappte sich der Schnellste den Künzli weg. Vor dem Odermatt und vor dem Kuhn und vor YBs Goalgetter Müller. Künzli war zur Hauptsache dafür verantwortlich, dass sich beispielsweise im Bernbiet die jungen Fans in drei etwa gleich grosse Lager aufteilten. Die einen huldigten dem FCB, die andern YB und die dritten eben Künzlis FCZ.
Fritz Künzli war der Mittelstürmer der klassischen Prägung. In der Nachkriegszeit ab der Saison 1945/46 brachten es nebst ihm nur zwei andere Stürmer fertig, für zwei verschiedene Vereine dreimal Torschützenkönig zu werden. Dies waren Peter Risi ab 1978 für Zürich und Luzern sowie in der jüngsten Zeit Seydou Doumbia für YB und Basel.
Zum vierten Mal als Torschützenkönig liess sich Künzli in der Saison 1977/78 feiern, als er mit 32 Jahren im Herbst der Karriere für Lausanne spielte. Als er den FCZ im Sommer 1973 verlassen hatte, spielte Künzli zunächst drei Saisons für den FC Winterthur. In seiner besten Saison, 1967/68, erzielte er 28 Meisterschaftstore. Dieser Wert wurde nur 1976 von Risi (33 Tore), 1988 vom früh verstorbenen Dänen John Eriksen für Servette (36 Tore) und 2010 von Doumbia (30 Tore) übertroffen. Künzlis Gesamtbilanz von 201 Toren in 313 Spielen ist unerreicht.
Genau wie der vor knapp einem Monat verstorbene Köbi Kuhn war Fritz Künzli für den FC Basel und dessen Fans in den Zeiten der grössten Rivalität ein rotes Tuch. Das galt auch für die Duelle in den Cupfinals, in denen die Basler immer die Favoriten und die Zürcher immer die Sieger waren. Im Cupfinal 1970 im Wankdorf stand es nach 90 Minuten zwischen Zürich und Basel 1:1. In der Verlängerung benötigte Künzli nur gut zehn Minuten, um mit zwei Toren alles klarzumachen.
Künzlis Qualitäten kamen auch der Nationalmannschaft zugute. Er bestritt ab Oktober 1965 für die Nati 44 Spiele. Dabei erzielte er 15 Tore - was nicht wenig war für eine Zeit, in der die Schweizer Nationalmannschaft nicht sehr erfolgreich war.
Der naheliegende Beiname Ziger-Fritz für den Glarner Fritz Künzli war immer lieb und nie bös gemeint. Nach der Karriere als Spieler verzichtete er darauf, als Trainer oder sonst irgendwie im Fussball aktiv zu sein. Dass er dennoch regelmässig abgelichtet und beschrieben wurde, lag zu einem guten Teil an seinem Lebensbund mit der Entertainerin, Sängerin und Volksschauspielerin Monika Kaelin. Im Alter von 71 Jahren wurde bei ihm eine Demenzkrankheit diagnostiziert. (bal/sda)