Weltmeistertitel oder Olympiasiege sind das Grösste – in der Öffentlichkeit. Zumindest bei den Athleten sind aber Siege im Gesamt- oder in einem Disziplinenweltcup genauso wertvoll. Schliesslich zeichnen sie nicht denjenigen aus, der am berühmten «Tag X» am schnellsten war, sondern denjenigen, der einen ganzen Winter lang der oder die Beste war.
Nach 22 von 33 Rennen liegen Lara Gut-Behrami und Michelle Gisin auf den Rängen 2 und 3. Das letzte Saisondrittel wird am Wochenende mit zwei Abfahrten und einem Super-G in Val di Fassa (Italien) lanciert. Der aktuelle Stand:
Es sieht danach aus, als würde es zu einem Zweikampf um die grosse Kristallkugel kommen. Die formstarke Gut-Behrami, soeben Doppelweltmeisterin in Super-G und Riesenslalom geworden, könnte den Gesamtweltcup zum zweiten Mal nach 2015/16 gewinnen. Für die Slowakin Vlhova wäre es eine Premiere. Auch ihre Form stimmt nach wie vor: In den Dolomiten holte sie in Slalom und Kombination Silber. Heisst: Vlhova kann auch im Super-G schnell sein, im Spezialrennen an der WM wurde sie Neunte.
Das Restprogramm verspricht Spannung. Nebst je zwei Super-G und Riesenslaloms sind drei Abfahrten (Terrain für Gut-Behrami) und vier Slaloms (Terrain für Vlhova) ausstehend. Allrounderin Michelle Gisin kann sich wohl nur dann noch Chancen ausrechnen, wenn beide Favoritinnen mehrfach patzen.
Fast 200 Punkte beträgt Goggias Vorsprung bei noch maximal zu holenden 300 Punkten. Das Handicap der Italienerin: Sie kann nur noch zuschauen, weil sie sich kurz vor der WM schwer verletzt hat und ihre Saison bereits vorbei ist. Dennoch darf sich Abfahrts-Olympiasiegerin Goggia Hoffnungen auf die kleine Kristallkugel machen: Wenn Johnson oder Suter noch vorbei ziehen wollen, müssen sie beide noch mindestens zwei Mal aufs Podest fahren und das möglichst als Siegerin.
Vier Rechnungen für Corinne Suter, die auf Goggia einen Rückstand von 210 Punkten hat:
Bei zwei noch ausstehenden Rennen ist der Gewinn der kleinen Kristallkugel für Gut-Behrami Formsache. Selbst wenn Suter noch beide Super-G gewinnt, reicht der Tessinerin am Sonntag in Val di Fassa bereits Rang 26.
Es sieht nicht danach aus, als würde diese Kristallkugel an eine Schweizerin gehen. Bassino könnte sie sich bei zwei noch ausstehenden Rennen bereits im vorletzten Riesenslalom der Saison sichern.
Im Stangenwald bleibt bei noch vier ausstehenden Slaloms vieles möglich. Weltmeisterin Liensberger stand zwar in allen fünf Rennen auf dem Podest, gewann im Weltcup aber noch nie – die Premiere schaffte sie an der WM in Cortina. Die Österreicherin ist im Flow und kann vielleicht darauf hoffen, dass Vlhova im Kampf um die grosse Kristallkugel im Zweifelsfall auf Durchkommen statt auf Tagessieg fährt.
27 von 38 Rennen sind absolviert. Als nächstes stehen am Samstag und Sonntag zwei Riesenslaloms im bulgarischen Bansko auf dem Programm. Der aktuelle Stand:
Es fällt schwer, sich einen anderen Sieger als Pinturault vorzustellen. Der Franzose fährt in so vielen Disziplinen an der Spitze mit, dass ihn wohl nur eine Verletzung stoppen kann – so wie es im Dezember Kilde geschah. Der Gesamtweltcupsieger des letzten Winters war in Topform, als sein Kreuzband riss.
Elf Männer-Rennen sind noch angesetzt: Zwei Abfahrten, drei Super-G, vier Riesenslaloms und zwei Slaloms.
Zwei Siege auf der Streif in Kitzbühel, Zweiter in Garmisch-Partenkirchen, Dritter in Gröden, dazu WM-Bronze – Feuz beeindruckt auch in diesem Winter. Dem Emmentaler winkt die Chance, zum vierten Mal in Folge den Abfahrts-Weltcup für sich zu entscheiden. Das gelang bislang erst dem Österreicher Franz Klammer vor über 40 Jahren. Mehr als drei kleine Kristallkugeln in der Königsdisziplin haben bei den Männern überhaupt erst Klammer (5) und Didier Cuche (4) gewonnen.
Noch drei Rennen sind ausstehend. Caviezel gewann die kleine Kristallkugel im vergangenen Winter, in diesem Winter gewann er erstmals im Weltcup – und verletzte sich dann. Das Comeback an der WM verlief nicht zufriedenstellend. Ganz anders Rivale Kriechmayr: Der geht mit viel Schwung als Doppelweltmeister von Cortina in den Rest der Weltcupsaison.
Bei vier noch ausstehenden Riesenslaloms ist es zu früh für eine Prognose. Klar ist, dass Odermatt grosse Chancen besitzt, erstmals in seiner Karriere eine Kristallkugel zu gewinnen. Er fuhr vier Mal aufs Podest (ein Sieg), doch Pinturault gewann die letzten drei Rennen in Folge, die letzten beiden jeweils vor Zubcic. An der WM mussten alle Favoriten eine Enttäuschung wegstecken, Mathieu Faivre vor Luce De Aliprandini und Marco Schwarz lautete das überraschende Podest.
Zwei Slaloms stehen noch an – es wird schwierig für Zenhäusern, Schwarz noch abzufangen. Selbst wenn der «Doppelmeter» aus dem Wallis das nächste Rennen gewinnt und der formstarke Österreicher ausfällt, führt dieser immer noch mit 46 Punkten Vorsprung. Zenhäusern müsste auf ein weiteres Out von Schwarz hoffen und mindestens Vierter werden. Der frischgebackene Weltmeister Foss-Solevaag hat nur noch dann eine theoretische Chance, wenn er beide Slaloms gewinnt.
Nach 30 Jahren österreichischer Dominanz gewann Swiss-Ski diese prestigeträchtige Wertung im vergangenen Winter erstmals wieder. In dieser Saison riecht es stark nach Titelverteidigung. Der aktuelle Stand:
Ein Zeichen für Stärke und Ausgeglichenheit: Die Schweiz liegt bei beiden Geschlechtern auf Rang 1. Bei den Männern beträgt der Vorsprung auf Österreich 93 Punkte, bei den Frauen sind es 384 Zähler auf Italien.