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Ski-Weltcup und Corona: Die wichtigsten Fragen vor der neuen Saison

epa08749398 General view of the finishing area at the FIS Alpine Ski World Cup season in Soelden, Austria, 16 October 2020. The FIS Alpine Skiing World Cup season 2020/2021 will be traditionally opene ...
In Sölden ist schon Winter – und alles bereit für die ersten Skirennen der Saison.Bild: keystone

Der Weltcupzirkus tanzt mit Corona – die wichtigsten Fragen vor dem Start der Ski-Saison

Der Skizirkus steht vor einem ungewissen Winter. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie drohen Chaos und Rennverschiebungen. Dennoch startet man dieses Wochenende in Sölden optimistisch in die Saison. Wir beantworten die wichtigsten Fragen vor dem Saisonauftakt.
16.10.2020, 14:59
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Kann überhaupt gefahren werden?

Ja. Zumindest sieht es momentan so aus. Rein aus schneetechnischer Sicht erteilte der Weltskiverband (FIS) vor kurzem grünes Licht zum Saisonstart in Sölden. Doch dann gibt es ja noch dieses Ding namens Corona.

Ein grosses Problem dürfte in diesem Winter vor allem die Reiserei sein. Was, wenn gewisse Athleten in einem Land plötzlich nicht mehr willkommen sind? Was, wenn Reisen gar nicht mehr möglich sind? Zumindest auf die erste Frage hat die FIS eine klar definierte Antwort: Solange fünf Wochen vor dem Wettkampf sieben der Top-10 Länder aus der letztjährigen Nationenwertung am Wettkampfort anreisen dürfen, finden die Rennen statt. Andernfalls entscheidet die FIS-Event-Task-Force kurzfristig.

Der Saisonauftakt in Sölden:
Samstag, 10 Uhr: Riesenslalom der Frauen (2. Lauf 13 Uhr)
Sonntag, 10 Uhr: Riesenslalom der Männer (2. Lauf 13.15 Uhr)

Dieses Wochenende in Sölden ist das aber alles noch kein Problem, da viele Athletinnen und Athleten schon länger in Österreich weilen. Wie es dann bei den nächsten Rennen aussieht, wird sich zeigen. Finnland, beispielsweise, will für Ende November die Reisebeschränkungen für EU- und Schengen-Bürger aufheben, sofern sie bei der Einreise ein negatives Testresultat vorweisen können.

Wie sieht das Schutzkonzept der FIS aus?

Damit die Athleten bestmöglich vor dem Virus geschützt sind und die Rennen möglichst ohne Probleme durchgeführt werden können, hat auch die FIS ein Schutzkonzept präsentiert:

  • Jede Person, die an einem FIS-Event teilnehmen will, muss einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 3 bis 4 Tage sein darf. Zusätzlich muss ein Fragebogen ausgefüllt werden.
  • Vor Ort werden alle 3 bis 4 Tage Tests durchgeführt. Die Veranstalter müssen dafür sorgen, dass Tests einfach und in der Nähe zugänglich sind.
  • Im Falle eines positiven Coronatests darf ein Athlet natürlich nicht starten. Gemeldete Kontakte in den 72 Stunden zuvor werden unter Quarantäne gestellt, bis ein negativer Test vorgelegt werden kann. Dieses Prozedere stellt eine potenzielle Bedrohung für ganze Teams dar, auch wenn möglicherweise nicht alle Teammitglieder vor einem Rennen miteinander in Kontakt stehen.
  • Seit August wird bei Doping-Proben auch nach Antikörpern gegen das Virus gesucht. Werden bei einer Person Antikörper gefunden, muss diese während der «gesamten Immunitätsperiode» keinen weiteren Test mehr machen.
  • Der Weltcup-Tross wird in vier getrennte Gruppen eingeteilt: Athleten und Trainer, Organisatoren, Journalisten sowie ausgewählte Gäste.
  • Der Weltverband versucht zudem Techniker- und Speed-Gruppen so gut wie möglich zu trennen. Falls es in einer der beiden Gruppen einen grösseren Ausbruch gäbe, wäre die andere immer noch einsatzbereit.

Sind Zuschauer erlaubt?

Diesbezüglich gibt es keine einheitlichen Regeln, da jedes Land selbst entscheidet. Sicher ist: In Sölden werden keine Fans an den Rennen mit dabei sein. In der Schweiz wären Grossevents momentan noch erlaubt, Swiss-Ski verzichtet aber auf Zuschauer bei den hiesigen Skirennen.

Oberstes Ziel ist es, im Weltcup-Winter 2020/2021 alle Heim-Events trotz schwieriger Rahmenbedingungen erfolgreich durchzuführen», schrieb Swiss-Ski in einer Mitteilung. Um das Risiko zu minimieren und zum Schutz aller beteiligten Personen sei dieser Entscheid nun getroffen worden.

Die Veranstalter behalten sich zwar vor – je nach Entwicklung der Pandemie – Anpassungen beim Zuschauerkonzept vorzunehmen. So könnten allenfalls einige Gäste in spezifischen Aufenthaltszonen abseits des eigentlichen Geschehens den Wettkämpfen beiwohnen. Auf Zuschauertribünen, Fandörfer und Festzelte rund um den Zielbereich werde aber verzichtet. Auch öffentliche Siegerehrungen oder Startnummernauslosungen gibt es nicht.

Wie sieht der Rennkalender aus?

Wegen der Corona-Situation wurde auch der Rennkalender angepasst. In Nordamerika gibt es dieses Jahr keine Rennen. Bei den Frauen kompensiert die FIS die fehlenden Rennen beispielsweise mit doppelten Abfahrten in Val d'Isère oder Crans-Montana. Bei den Männern gibt es ein doppeltes Wochenende in Val d'Isère und gleich zwei Riesenslaloms am Chuenisbergli in Adelboden.

Der Kalender der Frauen:

Bild
Bild: fis

Der Kalender der Männer:

Bild
Bild: fis

Verteidigt die Schweiz den Nationentitel?

Das lässt sich jetzt natürlich nicht beantworten. Das Ziel des Swiss-Ski-Teams ist es aber auf jeden Fall. Doch Österreich will sich natürlich nicht noch einmal geschlagen geben. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hat der Schweiz auf jeden Fall schon einmal den Kampf angesagt:

«Im letzten Winter, der wegen Corona nicht einmal ganz zu Ende gefahren werden konnte, haben uns einige Leistungsträger wegen Verletzungen gefehlt. Aber jetzt sind wir wieder in voller Stärke da. Deshalb werden die Schweizer ihren Nummer-1-Status erst einmal bestätigen müssen.»
blick

Wenn die Schweizer Fahrerinnen und Fahrer aber wieder ähnliche Leistungen abrufen können wie letztes Jahr, liegt der Sieg im Nationenkampf definitiv wieder drin. Diese Athleten sind aus Schweizer Sicht besonders gefordert:

  • Corinne Suter (letztes Jahr 837 Weltcuppukte)
  • Wendy Holdener (754)
  • Lara Gut-Behrami (596)
  • Michelle Gisin (591)
  • Joana Hählen (297)
  • Beat Feuz (792)
  • Mauro Caviezel (665)
  • Daniel Yule (495)
  • Loïc Meillard (450)
  • Marco Odermatt (434)
  • Ramon Zenhäusern (323)
  • Carlo Janka (277)

Das gute aus Schweizer Sicht: Die meisten dieser wichtigen Athleten sind fit. Beat Feuz hat wegen der nicht stattfindenden Trainings in Argentinien mehr Zeit zuhause genossen und sagt, dass seine Batterien voll aufgeladen seien. Daniel Yule ist bereit, wieder anzugreifen. Und auch Loïc Meillard, Marco Odermatt, Ramon Zenhäusern oder Carlo Janka sind gesund.

Corinne Suter, la skieuse suisse en action lors d'un entrainement de l'equipe suisse de ski alpin sur le glacier du Theodule a 3'883 metres d'altitude sous le Petit Cervin (Klein M ...
Corinne Suter ist bereit für die neue Saison.Bild: keystone

Michelle Gisin ist nach ihrer Verletzung im letzten Winter wieder voll da. Corinne Suter, die von allen Schweizerinnen und Schweizern die meisten Punkte geholt hat, meldet ebenfalls keine gesundheitlichen Probleme. Lara Gut-Behrami ist ebenfalls gesund.

Nur zwei Personen machten den Swiss-Ski-Verantwortlichen noch Sorgen: Mauro Caviezel und Wendy Holdener. Holdener erlitt Anfang September bei einem Trainingssturz in Saas-Fee eine nicht-verschobene Fraktur des rechten Wadenbeinkopfes. Gestern erhielt sie von den Ärzten aber grünes Licht für den Start in Sölden. Dennoch fehlen der Schwyzerin nun natürlich einige Trainingstage auf Schnee.

Caviezel hat sich Anfang Juni beim Unihockeyspielen die Achillessehne gerissen. Die Reha des 32-Jährigen verlaufe aber gut, wie Konditionstrainer Tom Jäger mitteilte. Der Speed-Spezialist steht seit Anfang Oktober wieder auf Ski. Bis zum Speed-Auftakt der Männer am 12. Dezember dauert es noch eine Weile. Gut möglich, dass von Caviezels Verletzung bis dahin nicht mehr viel zu merken ist.

Wer ist verletzt?

Das Schweizer Slalom-Team der Frauen musste unlängst zwei Rückschläge hinnehmen: Charlotte Chable zog sich den dritten Kreuzbandriss innert kürzester Zeit zu. Die Romande hat deshalb auch schon den Gedanken geäussert, ihre Karriere möglicherweise zu beenden. Auch Aline Danioth verletzte sich bereits wieder schwer, nachdem sie kurz zuvor nach ihrem Kreuzbandriss 2019 ins Schneetraining zurückgekehrt war. Sie zog sich einen Riss des rechten vorderen Kreuzbandes sowie einen Innenmeniskusriss zu.

Bei den Schweizer Männern muss Reto Schmidiger nach einem Trainingssturz ebenfalls pausieren. Der Slalom-Spezialist zog sich einen Meniskusriss zu.

Aus internationaler Sicht ist die Absenz von Mikaela Shiffrin besonders relevant. Die US-Amerikanerin verzichtet wegen Rückenproblemen auf den Start in Sölden. Bei den Männern muss der Österreicher Manuel Feller ebenfalls auf einen Start auf dem Rettenbachgletscher verzichten. Auch bei ihm zwickt der Rücken.

Mit Material der Nachrichtenagentur sda.

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