Für alle, die nur das eine interessiert: Ja, Kokkinakis hatte ziemlich sicher etwas mit Stan Wawrinkas Freundin Donna Vekic.
Doch das ist noch längst nicht alles, was das australische Tennis momentan zu bieten hat. Natürlich beziehe ich mich dabei auf das, was neben dem Platz vor sich geht. Obwohl, eigentlich spielte sich schon alles auf dem Platz ab, aber mit Tennis (zur Erinnerung: Zwei Spieler schlagen eine gelbe Filzkugel über das Netz, bis jemand einen Fehler macht) hatte das nicht mehr viel zu tun.
Und noch was: Der Satire-Button ist absichtlich nicht gesetzt. Bei diesem Theater handelt es sich um eine wahre Geschichte!
Seifenopern beginnen meines Erinnerns immer mit einer kurzen Rückblende. Ich will es ihnen gleich tun:
Beim Masters-1000-Turnier in Montreal letzte Woche lag Nick Kyrgios gegen Wawrinka mit einem Satz in Rückstand, als er ihm nach einem Ballwechsel sagte: «Kokkinakis banged your girlfriend». Thanasi Kokkinakis ist ein 19-jähriger australischer Tennisprofi und damit gleich alt wie Wawrinkas Freundin Donna Vekic aus Kroatien.
Darauf angesprochen, was Kyrgios bei seinem Trash-Talk durch den Kopf gegangen sei, antwortete die Skandal-Nudel im Platzinterview: «Weisst du, er war etwas frech zu mir, es ging mir einfach durch den Kopf. Ich weiss überhaupt nichts, ich habe es einfach gesagt.» Ach so, alles klar. Wawrinka war etwas frech. Selber schuld, was hat er sich auch nur dabei gedacht?
Nun folgt der Teil, bei dem ein Protagonist seine Gedanken preisgibt. In der Hauptrolle: Wawrinkas Loch-Schwager Thanasi Kokkinakis:
Kokkinakis hat in diesem Jahr 15 von 16 Qualifikationen für die Masters-Turniere überstanden. Doch die eine Niederlage ereignete sich just am Tag, an dem sein Davis-Cup-Kollege Nick Kyrgios den Tiefpunkt seiner Rüpel-Karriere erreichte. Kokkinakis erinnert sich: «Ich hatte soeben meine Partie in Montreal verloren und war deshalb ziemlich am Boden. Danach schaute ich die Partie zwischen Kyrgios und Wawrinka, als plötzlich mein Handy durchdrehte. Ich dachte nur: ‹Oh jeez.›»
Wie die meisten Zuschauer hatte Kokkinakis im Fernsehen nicht genau verstanden, was Kyrgios zu Wawrinka sagte, doch Twitter half ein wenig nach: «Jemand von Fox Sports sendete mir den Tweet. Es war verrückt, was da abging. Kyrgios hätte es Wawrinka nicht unter diesen Umständen sagen dürfen. (Anm.d.R: Unter welchen dann?) Aber ja, es ist, wie es ist, wir müssen das jetzt hinter uns lassen.»
Kokkinakis entschuldigte sich bei Wawrinka und Vekic und brachte Licht ins Dunkle. Denn es ist wahr: Bevor Vekic mit Wawrinka zusammen kam, war es der junge Australier, der Vekic datete. Was am Ende des Dates passierte, können wir uns ja vorstellen (Händchenhalten, lachen und so).
Eine Seifenoper wäre keine Seifenoper, wenn neben dem grössten Skandal nicht noch ein weiterer Skandal lauert, der ein bisschen was mit dem grösseren Skandal zu tun hat. Doch keine Angst, auch dafür hat Kokkinakis gesorgt:
Du hattest eine harte Woche? Dann frag mal Thanasi Kokkinakis. «Es war ein Zirkus. In den letzten Tagen konnte ich kaum schlafen, ja, auch gestern brachte ich kaum ein Auge zu. Zum Glück reichte die Kraft. Und immerhin spiele ich momentan ein Turnier, so versuche ich mich darauf zu konzentrieren. Ich bin froh, reichte es zum Sieg.»
Kokkinakis bezieht sich dabei auf die Qualifikationspartie in Cincinnati gegen Marsel Ilhan. In einem Dreisätzer qualifizierte sich Kokkinakis für das Hauptfeld des Masters-1000-Turniers. Doch genug vom sportlichen Drama, zurück zum Spektakel abseits des Sports. Und zurück zum Grund, weshalb der Aussie kurze Nächte hatte und sich ohne Hilfe von Kyrgios in die Schlagzeilen katapultierte.
Dafür müssen wir jedoch nochmals einen Tag retour, zur Partie gegen den Amerikaner Ryan Harrison und meinem Lieblings-Zitat dieser ganzen Geschichte. Die kommt von Nebendarsteller Harrison: «Wawrinka hätte Kyrgios vermöbeln sollen, und ich sollte diesen Jungen vermöbeln.» Dieser Junge ist Kokkinakis, mit dem es beinahe zu Handgreiflichkeiten gekommen ist.
Die Geschichte, wie es so weit kommen konnte, erinnert mich an meine Zeit im Kindergarten. So soll Harrison angeblich Kokkinakis als «prick» (Scheisskerl) bezeichnet haben, dieser Fiesling. Dabei habe der Amerikaner doch nur «kid» gesagt. Sei's drum, Kokkinakis fand das überhaupt nicht lustig und meldete es beim Kindergarten-Lehrer, ääh Schiedsrichter.
Nach der Partie meinte Harrison zum Schiedsrichter: «Du musst diese Jungs kontrollieren, sonst werden sie verletzt.» Doch Kokkinakis weiss, wer die Schuld für den Vorfall trägt: «Ich habe nichts gemacht, und er kommt dann mit so was. (Übersetzt: Er hat angefangen.)» Zum Schluss resümierte Harrison passend: «Deine gesamte Crew ist so cool.» Die Crew? Kyrgios und Kokkinakis. Eigentlich zwei Spieler, welche eine gelbe Filzkugel über das Netz schlagen, bis jemand einen Fehler macht. Eigentlich.
Erfahren Sie in der nächsten Folge, was Donna Vekic zum Vorfall meint. War sie gar nie in der Kiste mit Kokkinakis? Und was hat der Balljunge damit zu tun? Das alles nächste Woche. Oder auch nicht.
Quotes von tennisnet.com und «Fox Sports»