Eigentlich war American Football stets die grosse Leidenschaft von Devon Allen. Im College spielte der wieselflinke Wide Receiver drei Jahre für die University of Oregon und gewann mit den Ducks im Jahr 2014 das Pac-12 Football Championship Game sowie den Rose Bowl. Wegen zwei Kreuzbandrissen versuchte sich Allen allerdings nie in der NFL, stattdessen fokussierte er sich voll auf die Leichtathletik.
Mit Erfolg: Schon im College gehörte er über 110 Meter Hürden zu den Schnellsten und auch bei den Profis etablierte sich der 1,83 Meter grosse Modellathlet schnell. 2014, 2016 und 2018 wurde er in seiner Paradedisziplin US-Meister, bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro und 2021 in Tokio qualifizierte er sich jeweils für den Final, verpasste die Medaillen allerdings um wenige Hundertstel.
Zu Beginn dieses Jahres entschied sich Allen dann doch noch, sich seinen grossen NFL-Traum zu erfüllen, und meldete sich für den Pro Day an. Dort können sich Athleten, die nicht zum NFL-Combine eingeladen wurden, den Scouts präsentieren. Allen fiel dort gleich mehreren Scouts auf. Kein Wunder: Er hatte die 40 Yards in 4,35 Sekunden absolviert, womit er beim NFL-Combine in den Top 10 gelandet wäre. Danach ging es plötzlich schnell: Im April unterschrieb Allen nach sechsjähriger Football-Pause einen Dreijahresvertrag bei den Philadelphia Eagles.
Noch ist der Hürdensprinter aber Leichtathlet durch und durch. Beim Grand Prix in New York wollte sich Allen am Wochenende eigentlich nur auf die US-Meisterschaften und die WM Mitte Juli in Eugene vorbereiten, doch er befand sich bereits in Topform. Allen lief die 110 Meter Hürden trotz schwachem Start in 12,84 Sekunden und verpasste damit den zehn Jahre alten Weltrekord seines Landsmanns Aries Merritt um winzige 0,04 Sekunden. Es war die drittschnellste je gelaufene Zeit über die kurze Hürdendistanz.
«Ich dachte, ich werde den Weltrekord heute brechen», sagte Allen nach seiner historischen Leistung. «Nun müssen wir halt auf eines der nächsten Rennen warten.» Mitverantwortlich für seine Leistungsexplosion machte der 27-jährige US-Amerikaner seinen NFL-Vertrag. «Ich bin deswegen einerseits relaxt, gleichzeitig aber auch mehr fokussiert. Da ich mich aktuell auf beide Karrieren fokussiere, muss ich mehr auf meine Erholung, den Schlag und die Ernährung achten. Das hat sich offenbar ausbezahlt.» Dabei hatte Allen wegen einer Covid-Erkrankung gerade noch eine zweiwöchige Zwangspause einlegen müssen.
“I thought I was going to break the record today”
— Chris Chavez (@ChrisChavez) June 12, 2022
Even after having COVID just two weeks ago, @DevonAllen13 has had the world record on his mind for the past 6 weeks.
Ran 12.84 (No. 3 all-time) today.
Says football has him training smarter and it’s helping his hurdling. pic.twitter.com/iQxxgyxUea
Nun ist er aber wieder topfit und die Ziele sind gesteckt: Erst will er in Eugene, wo er drei Jahre auf dem College war, den Weltrekord brechen und WM Gold holen, danach versucht er, in der NFL als Wide Receiver die Passverteidiger das Fürchten zu lehren. (pre)