Vielleicht ist es noch etwas früh, um die Meisterträume bereits wieder aus dem Keller zu holen. Auch nach dem Sieg im Direktduell liegt YB weiterhin 12 Punkte hinter dem FCB. Aber vielleicht ist das auch ganz gut. Denn YB ist ja immer dann besonders gut, wenn es nicht wirklich wichtig scheint.
Trotzdem, der 3:1-Sieg gegen Basel war nicht nur Balsam für die eigene Seele, sondern auch ein Segen für die Liga. So darf man sich nun wieder einiger Zeit der Illusion hingeben, dass die rot-blaue Grossmacht an einem speziellen Tag eben doch besiegbar ist.
Niemand hat daran einen grösseren Anteil als Guillaume Hoarau. Der Franzose hat in den letzten fünf Spielen viermal (!) zwei Treffer erzielt. Er ist damit der Hauptverantwortliche für das derzeitige YB-Hoch. Und eigentlich ist er sogar noch mehr. Er ist Mister YB. Spielt er, ist sein Team eine Macht. Spielt er nicht, ist YB nur noch halb so gut.
Die Zahlen sprechen ein eindeutiges Bild. In der aktuellen Saison hat Hoarau 12 Spiele bestritten. In diesen hat YB 26 Punkte gewonnen, also 2.16 im Schnitt. Während der fünf Spiele, die Hoarau verletzt verpasste, jedoch nur 1.2 Punkte im Schnitt.
Das Phänomen ist kein Zufall. Auch in der Saison 2015/16 ist der Unterschied zwischen dem «YB mit Hoarau» und dem «YB ohne Hoarau» gross. Etwas mehr als einen Punkt im Schnitt gewann YB mit Hoarau mehr als ohne ihn. Auch Trainer Adi Hütter hat den Wert von Hoarau längst erkennt. Er sagt: «Steht er auf dem Platz, sind auch seine Mitspieler einige Prozente besser. Allein schon seine Präsenz ist für uns Gold wert.»
Und der Held selbst? Er sagt im Moment des Erfolgs: «Das war ein wichtiger Sieg für unsere Fans und den ganzen Verein. Wir haben gezeigt, dass der FCB schlagbar ist.» Einen allzu grossen Ausblick wollte er dann aber doch nicht wagen. «Der Rückstand in der Tabelle auf den FCB ist egal. Wir schauen nur auf uns. Wichtig ist, dass wir diese gute Phase nun bestätigen.»
Mit den beiden Toren gegen Basel hat Hoarau nun 58-mal für YB getroffen. Er war noch nie erfolgreicher für einen Verein. Für Paris Saint-Germain schoss er 57 Tore – brauchte dafür aber mit 161 auch fast doppelt so viele Spiele wie für seine YB-Tore.
Am kommenden Sonntag beschliessen Hoarau und YB die Vorrunde mit dem Derby beim FC Thun. Dann geht es darum, den Schwung in die Winterpause mitzunehmen. Damit einige kleine Träume vielleicht doch noch ins neue Jahr gerettet werden können. Nicht zu vergessen: Es gibt auch noch den Cup, am 1. März empfängt YB im Viertelfinal Winterthur. Vielleicht lockt ja 2017 doch noch der erste Titel seit 1987.
Vorerst ist YB aber gut beraten, diese Gedanken gar nicht erst zuzulassen.