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Falschmeldung: Bitcoin-ETFs noch nicht genehmigt. SEC-X-Account gehackt

X-Account der US-Börsenaufsicht gehackt – Falschmeldung lässt Bitcoin-Preis explodieren

09.01.2024, 23:2910.01.2024, 06:29
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Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC hat am Dienstagabend (Schweizer Zeit) auf der Social-Media-Plattform X verkündet, dass mehrere Bitcoin-Spot-ETFs genehmigt wurden. Dies geht aus einer Mitteilung hervor. Dem Schreiben angehängt wurde ein Zitat des SEC-Vorsitzenden Gary Gensler.

Screenshot der Falschmeldung. Der X-Eintrag wurde mittlerweile wieder gelöscht.
Screenshot der Falschmeldung. Der X-Eintrag wurde mittlerweile wieder gelöscht.

Genslers Wortlaut übersetzt:

«Die heutige Genehmigung erhöht die Markttransparenz und bietet Anlegern einen effizienten Zugang zu Investitionen in digitale Vermögenswerte innerhalb eines regulierten Rahmens.»
Falschmeldung im Namen des SEC Vorsitzenden Gary Gensler

Die Krux: Mitteilung und Zitat sind frei erfunden und gefälscht. Dies berichtigt der SEC-Vorsitzende Gary Gensler über seinen persönlichen Account:

«Der Twitter Account von @SECGov wurde kompromittiert und ein nicht autorisierter Tweet wurde gepostet. Die SEC hat die Notierung und den Handel mit börsengehandelten Spot-Bitcoin-Produkten nicht genehmigt.»
SEC-Vorsitzender Gary Gensler

Wer hinter der Übernahme des X-Accounts der Regierungsbehörde steht, ist bisher nicht bekannt. Der Schaden, den der Tweet angerichtet hat, dürfte in den mehrstelligen Millionenbereich gehen. Der Kurs von Bitcoin reagierte kurz nach der gefälschten Nachricht heftig. In wenigen Minuten schoss der Preis von 46'570 Dollar auf über 48'000.

Nach Genslers Korrekturmeldung sackte der Preis zurück auf unter 44'500 Dollar. Die Vermutung liegt nahe, dass der oder die Kaperer des SEC-Accounts finanziellen Nutzen aus der Falschmeldung zogen – zum Beispiel mit einer gehebelten Wette auf einen kurzfristigen Kursanstieg.

Die Bitcoinkurs-Achterbahnfahrt nach den beiden X-Posts.
Die Bitcoinkurs-Achterbahnfahrt nach den beiden X-Posts.bild: screenshot Binance.com

Bei der ganzen Verwirrung vom Dienstag entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass die US-Börsenaufsicht noch im Oktober 2023 folgenden Tweet absetzte:

«Vorsicht, was Sie im Internet lesen. Die beste Quelle zu Informationen über die SEC ist die SEC.»
Was ist ein Bitcoin-Spot-ETF?
ETF, «Exchange-Traded Fund», heisst übersetzt «börsengehandelter Fonds». Ein Fonds ist eine Art Topf, in den eine Vielzahl von Anlegern Geld einzahlen kann. Die Manager des Fonds kaufen dann mit diesem Geld bestimmte Wertanlagen/Waren und verwalten diese. Nimmt der Preis für die erstandene Ware mit der Zeit zu, profitieren die Anleger. Bei einem ETF gibt der Fonds zusätzlich Investmentzertifikate heraus, die wie Aktien an Börsen gehandelt werden können. Der Preis dafür steigt und fällt mit dem Kurs der darunterliegenden Güter. Im Falle eines Bitcoin-ETFs also mit dem Bitcoin-Kurs. Das «Spot» in diesem fürchterlichen Wort bedeutet, dass es sich dabei um den aktuellen Wert der Ware handelt.

Seit Tagen wird ein Entscheid des SEC in Sachen Bitcoin-Spot-ETF erwartet. Wie sich der Entscheid kurzfristig auf den Preis der Mutter aller Kryptowährungen auswirken wird, ist heftig umstritten. Experten gehen davon aus, dass die Genehmigung am Mittwoch erteilt wird und die entsprechenden Produkte bereits am Donnerstag oder Freitag an amerikanischen Börsen gehandelt werden können.

Profil über Telefonnummer gekapert

X zufolge konnte das SEC-Profil gekapert werden, weil jemand sich Zugriff auf die damit verknüpfte Telefonnummer verschafft habe. Zugleich liess X die Öffentlichkeit wissen, dass der SEC-Account zum Zeitpunkt des Hacks nicht mit der sogenannten Zwei-Faktor-Authentifizierung geschützt gewesen sei, die es viel schwieriger gemacht hätte, ihn zu kapern.

X-Besitzer Musk liegt seit Jahren im Clinch mit der SEC. Der Tech-Milliardär hatte den Chefposten im Verwaltungsrat des von ihm geführten Elektroauto-Herstellers auf Forderung der Börsenaufsicht aufgeben müssen. Ausserdem setzte sie durch, dass seine X-Beiträge, die den Aktienkurs von Tesla beeinflussen könnten, erst vom Unternehmen freigegeben werden müssen. Auslöser waren Musks Tweets aus dem Jahr 2018, in denen er aus Sicht der SEC irreführend ankündigte, die Autofirma von der Börse nehmen zu wollen. Dazu kam es am Ende nicht.

Die SEC warnt oft vor Risiken von Krypto-Angeboten und setzt sich für eine strikte Regulierung des Marktes ein. Dass ein Profil mit solcher Bedeutung in falsche Hände fällt, ist eher ungewöhnlich. Allerdings wurde erst vor wenigen Tagen auch der X-Account der IT-Sicherheitsfirma Mandiant gekapert, um Werbung für betrügerische Krypto-Angebote zu machen.

Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.

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71 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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_stefan
09.01.2024 23:55registriert September 2015
Da hat wohl Elon Musk bisschen Cash gebraucht und einen kleinen Tweet abgesetzt. Er musste den X-Account ja nicht mal hacken, gehören schliesslich alle ihm.
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Siggi
10.01.2024 01:42registriert Juni 2020
ui, der preis ist tatsächlich um 4% explodiert?
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Sälüzäme
09.01.2024 23:51registriert März 2020
Und so was nennen gewisse Gläubige eine sichere Alternative zu dem verpönten FIAT Geld. Wohl bekomms in der Buble.
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