Diese Entscheidung wird wegweisend sein. Mehr als zehn Finanzdienstleister haben bei der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde SEC Anträge für einen Bitcoin-Spot-ETFs eingereicht. In Erwartung des Verdikts in den nächsten Tagen reagieren die Märkte nervös. Der sowieso schon volatile Kurs von Bitcoin erlebt erneut eine Achterbahnfahrt.
Was passiert, wenn die Anträge durchkommen? Wenn die Mutter aller Kryptowährungen (indirekt) plötzlich an den grössten Börsen der Welt handelbar wird? Das Beispiel Gold könnte einen Anhaltspunkt dafür liefern.
ETFs haben diverse Vorteile. Einer davon ist, dass sie den einfachen Börsenhandel mit Dingen ermöglichen, deren Erwerb, Lagerung, Verwaltung und Wiederverkauf mit gewissen Hürden verbunden sind. Statt mühsam Aktien nachhaltiger Firmen zusammenzukaufen, kann Tobias Bünzli aus Dübendorf mit ein paar wenigen Mausklicks in einen Nachhaltigkeits–ETF investieren. Die Zusammenstellung und Verwaltung der verschiedenen Aktien übernimmt der ETF-Anbieter, der sich für diese Arbeit selbstverständlich entlöhnt. Statt bei einer Händlerin einen Goldbarren zu kaufen, diesen nach Hause zu schleppen und ihn unter der Eiche zu verbuddeln, kann Heidi Gugus an ihrem PC Zertifikate eines Gold–Spot–ETFs erwerben. Doch nicht nur Herr Bünzli und Frau Gugus profitieren von diesen Vereinfachungen. ETFs sind auch für Grossinvestoren, Finanzdienstleister wie Vorsorgeinstitute interessant.
In einigen (wenigen) Ländern, die Schweiz nimmt hier eine Vorreiterrolle ein, gibt es bereits Spot–Bitcoin–ETFs. Im wichtigsten Markt der Welt, demjenigen der USA, wurden bisher alle Anträge dafür abgelehnt. Das könnte sich nun ändern. Sollte das SEC die Anträge genehmigen, wird der Bitcoinhandel mit neuen Geldquellen ermöglicht. Enormen Geldquellen. Es geht um Milliarden. Schätzungen gehen von 10 bis 25 Milliarden im ersten Jahr nach dem ETF aus.
Was wird das auslösen?
Der Fächer der kurzfristigen Prognosen ist breit und bunt – sprich: Die Experten sind sich komplett uneinig, was in den Tagen und Wochen danach geschieht. Mehr Einigkeit herrscht über die langfristigen Folgen: Erwartet wird ein Preisanstieg. Denn: Das Angebot an Bitcoins bleibt dasselbe. Die Nachfrage hingegen wird steigen.
Dazu muss man wissen, dass die ETF-Anbieter verpflichtet sind, für jede Investition in ihren ETF tatsächlich Bitcoins für denselben Betrag zu erwerben. Die Anzahl Bitcoins ist auf 21 Millionen beschränkt, im Handel befinden sich aktuell davon weniger als zwei Millionen. Engpässe beim Angebot bei steigender Nachfrage treiben den Kurs in die Höhe. Das Beispiel Gold zeigt, was für Auswirkungen das haben kann.
Der erste Gold-ETF wurde 2003 in Australien bewilligt – einem für den Welthandel unbedeutenden Markt. Ein Jahr später, am 18. November 2004, folgten die USA. Der Goldkurs lag damals bei 445 Dollar für eine Unze (nicht zu verwechseln mit der viel zitierten Feinunze).
In den Tagen, Wochen und Monaten nach Einführung des ETFs pendelte der Kurs zwischen 450 und 411 Dollar – und erhöhte damit vor allem die Volatilität des Goldkurses. Zehn Monate später brach der Kurs jedoch aus, und setzte zu einer Rallye an, die abgesehen von ein paar Korrekturen sechs Jahre lang nur noch eine Richtung kannte – nach oben.
Im September 2011 erreichte der Goldkurs mit 1920 Dollar ein Hoch, das fast ein Jahrzehnt nicht mehr erreicht werden sollte. Der Kurs hatte sich innerhalb von sechs Jahren mehr als vervierfacht – und das, obwohl zwischen 2004 und 2011 jährlich ca. 2500 Tonnen Gold geschürft wurden.
Auch Bitcoins werden in den nächsten Jahren geschürft – die Rate wird allerdings abnehmen. Im Frühling wird sie sich, wie alle vier Jahre, halbieren. 93,3 Prozent der 21 Millionen verfügbaren Bitcoins sind bereits geschürft. Bei Gold geht man davon aus, dass diese Rate bei ca. 80 Prozent liegt.
Natürlich lassen sich die Beispiele Gold und Bitcoin nicht eins zu eins vergleichen, auch wenn die Mutter aller Kryptowährungen immer wieder «Digitales Gold» genannt wird. Mit Sicherheit verringern die designierten Bitcoin–Spot–ETFs aber die Zugangshürden. Wie sehr sich das auf die Nachfrage auswirkt, werden die nächsten Jahre zeigen.
Bitcoin wird nicht mehr verschwinden. Man kann es nicht verhindern. Beschäftigt euch lieber jetzt damit. Es gibt super Infos für Einsteiger.
Der Bitcoin wird von anderen Faktoren getrieben (z.B. Kapitalfluchtdruck, insb. aus China, Tech-Spekulation usw.).
Ging es bei Bitcoin eben nicht darum ein alternatives Finanzsystem aufzubauen / das bestehende abzulösen?
Und jetzt wird genau dieses bestehende Finanzsystem (mit ETF/Pensionskassen als Perpeteum Mobile) als Heiliger Gral und Retter von BTC betrachtet?