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7800 Franken für Krypto-Event CfC St. Moritz: Trotzdem rote Zahlen

ABD0039_20170102 - ST. MORITZ - SCHWEIZ: THEMENBILD - Blick auf St. Moritz-Dorf, aufgenommen am 18. März 2016. Die alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2017 finden von 06. bis 19. Februar in St. Moritz /Sc ...
Wird im Januar zur Krypto-Hochburg: St. Moritz.Bild: APA

7800 Franken teure Tickets – trotzdem rentiert die Krypto-Tagung in St. Moritz nicht

Mit der vierten Ausgabe der Crypto Finance Conference gerät St.Moritz in den Fokus der Krypto-Welt. Geschäftsführer Nicolo Stöhr sieht im Event einen Mehrwert für die Region und die Schweiz. Für Mitgründer und Investor Daniel Gutenberg ist es die nächste Möglichkeit, eine Investition zu finden.
10.01.2023, 12:2511.01.2023, 13:44
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Der Ticketpreis hat es in sich: 7800 Franken kostet der teuerste Zugang zur internationalen Crypto Finance Conference (CfC) im Bündner Nobelort St.Moritz – ohne Hotel.

Wer sich früh anmeldete, zahlte zwar weniger bei Preisen zwischen 4800 und 5800 Franken. Das ist aber immer noch viel Geld, um sich dafür vom 11. bis 13. Januar über die Krypto-Welt auszutauschen.

Nicht jeder, der sich die Konferenz leisten kann, darf auch daran teilnehmen. Wie CfC-Geschäftsführer Nicolo Stöhr zu watson sagt, stehen über 60 Personen auf der Warteliste.

«Der Andrang war riesig. Wir konnten nur 15 Prozent von allen Angemeldeten eine Zusage erteilen», sagt Stöhr. Teilnehmen würden nun 250 «handverlesene» Persönlichkeiten. Unter diesen befinden sich hauptsächlich wohlhabende Investoren, die in der Lage seien, in Projekte viel Geld zu stecken.

Aber auch Institutionen und Behörden sind am CfC vertreten – neben Politiker aus der Schweiz und der ganzen Welt, die sich über die neusten Krypto-Entwicklungen informieren wollen.

Rednerin wurde ausgeladen

Nicolo Stöhr CFC St. Moritz
Seit 2018 Geschäftsführer des CfC St. Moritz: Nicolo Stöhr.Bild: zVg

Themen sind unter anderem die behördliche Regulation von Digitalwährungen, dezentrale Finanzdienstleistungen (DeFi) oder die Web3-Entwicklung: ein World Wide Web, das auf der Blockchain basiert. Auch die Zukunft der Krypto- und Infrastrukturfinanzierung steht im Programm.

«Unser Ziel ist es, die Krypto-Welt mit der traditionellen Welt zu verbinden», sagt Stöhr. So nimmt als Redner etwa Thomas Moser teil, der als Direktoriumsmitglied bei der Schweizerischen Nationalbank amtet. Er wird mit anderen über Stablecoins und digitales Zentralbankgeld sprechen. Kurz darauf folgt eine Trend-Beobachtung über die nachhaltige Möglichkeit der Regenerative Finance (ReFi).

Auf der Rednerliste stehen auch prominente Namen – zuoberst Binance-CEO Changpeng Zhao. Mit einem Vermögen von über 17 Milliarden Dollar gehört der Gründer der grössten Kryptobörse zu den reichsten Menschen der Welt.

Nicht weniger prominent in Europa ist zurzeit eine andere Rednerin, die im Dezember allerdings wieder ausgeladen wurde: EU-Vizepräsidentin Eva Kaili. Wegen Korruptionsvorwürfen befindet sie sich aktuell in Untersuchungshaft, es gilt die Unschuldsvermutung. Die griechische Politikerin hätte dieses Jahr bereits zum vierten Mal am CfC teilgenommen, bestätigt Nicolo Stöhr.

Die ehemalige EU-Vizepräsidentin Eva Kaili auf der Website der Crypto Finance Conference CFC.
Hätte im Januar einen Auftritt in der Schweiz gehabt: Eva Kaili.Bild: screenshot cfc st.moritz

30’000 Franken von St. Moritz und Silvaplana

Wer als Redner an der Konferenz in St. Moritz sei, mache dies aus eigenem Antrieb. «Wir bezahlen keine Honorare», sagt Stöhr. Der Fokus der Konferenz liege darauf, Wissen zu vermitteln und Leute zu verbinden. «Das Geld, welches durch die Tickets eingenommen wurde, wird für die Planung der Crypo Finance Conference verwendet.»

Die Teilnahme vieler sogenannter Ultra-High-Net-Worth-Personen, die ein Nettovermögen von mindestens 30 Millionen besitzen, mache die Veranstalter nicht reich. «Wir sind auf dem Weg dazu, gewinnbringend zu werden», sagt der Geschäftsführer.

CfC St. Moritz: So war der Event 2022. Video: YouTube/CfC St. Moritz

Man habe ein paar harte Jahre hinter sich, in denen rote Zahlen geschrieben wurden. «Während der Coronapandemie mussten wir Mitarbeiter entlassen, da wir nur zwei online Konferenzen durchführen konnten», sagt Stöhr. Ganzjährig arbeite ein vierköpfiges Team in einem Vollzeit-Pensum für die Planung des Events. Während der Tagung würden dann weitere 40 Aushilfskräfte auf der Lohnliste stehen. «Ich habe selbst ein Start-up Lohn im vierstelligen Bereich», sagt Nicolo Stöhr.

Das Geld werde anders benötigt. Für die Veranstalter sei darum auch der Beitrag der Gemeinden St. Moritz und Silvaplana willkommen gewesen. Diese haben 30’000 Franken an Steuergeldern für die «Übernahme der Kosten für einen Abendevent» zugesprochen, wie Inside Paradeplatz berichtete. Dabei geht es laut Stöhr um den Schlussevent der Konferenz am Freitagabend, wo man mit den CfC-Teilnehmern Nachtskifahren gehe – verbunden mit einem Fondue-Plausch.

Stöhr findet die Beteiligung gerechtfertigt, da das CfC der Region einen touristischen Mehrwert bringe. «Durch die Konferenz erleben die Hotels und die Region eine Wertschöpfung von etwa 2,5 bis 3 Millionen Franken», sagt er. Zudem arbeite man zu 85 Prozent mit lokalen Unternehmen zusammen. Es werde also viel Geld in der Region ausgegeben. Und genau das sollen auch die Investoren tun, die am CfC teilnehmen.

Wie die Schweiz mit Kryptos umgeht

Einer von ihnen ist Daniel Gutenberg, der die Konferenz mitgründete. Er hat früh in Tesla investiert und in den Autozulieferer Mobileye, welcher von Intel für 15 Milliarden Dollar übernommen wurde. Sein Geschäftsmodell: «Seit über 20 Jahren gehe ich an Konferenzen und investiere dort in kleine Start-ups», sagt Gutenberg zu watson.

Schweizer Investor und Mitgründer der Crypto Finance Conference CFC St. Moritz: Daniel Gutenberg.
Hat früh in Tesla investiert: Daniel Gutenberg. Bild: zVg

In der Krypto-Szene habe lange keine internationale Konferenz existiert, weshalb er die Crypto Finance Conference St.Moritz mitgegründet habe. «Jedes Jahr werden auch junge Talente eingeladen, welche interessante Projekte diskutieren.» Gutenberg selbst habe durch das CfC schon die eine oder andere Krypto-Investition gemacht – die sich bis heute aber noch nicht ausbezahlt hätten.

«Für mich ist das der Unterschied zwischen Spekulation und Investition. Ich habe keine Erwartung, mein Kapital innert kurzer Zeit zurückzubekommen. Ich rechne eher damit, dass ich noch mehr Geld nachschiesse», sagt der Investor. Einen Gewinn erhoffe er erst zwischen 8 und 15 Jahren.

Für ihn sei aber klar, dass die Konferenz in St. Moritz nicht nur für Investoren sei. Vielmehr gehe es darum, dass andere Länder sehen würden, wie die Schweiz mit Kryptos umgehe. «Man erfährt an der Konferenz, wie man sich am besten positionieren kann», sagt Gutenberg. Und das alles für fast 8000 Franken, wenn man den teuersten Preis für ein Ticket an der CfC St. Moritz ergattert.

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63 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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annego
10.01.2023 12:56registriert März 2018
Die ganze Cryptoszene ist mittlerweile nur noch ein riesen Schneeballsystem. Ich frage mich wann die grosse Mehrheit realisiert, dass kein wirklicher Wert hinter dem ganzen Quatsch ist und nur die proditieren, welche früher eingestiegen sind.
Und nein ich habe nichts gegen eine digitale und dezenentrale Währung, aber dafür müsste diese auch als Währung gebraucht werden, was aktuell praktisch nur für kriminelle Zwecke gemacht wird.
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D.Enk-Zettel
10.01.2023 12:41registriert Oktober 2021
Ein bisschen teuer dieser Event. Zu teuer für ein wenig Blabla, finde ich. Jedem das seine, für mich wäre es nichts.
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Clife
10.01.2023 12:53registriert Juni 2018
Hört sich für mich nach einer Menge Geld- und Zeitverschwendung an. Wer auch immer Crypto erfunden hat verdient sich aber zunehmend eine goldene Nase an Menschen, welche im Grunde nichts weiter tun, als ausgebeutet zu werden. Die Finanzwelt braucht definitiv eine Reform. Aktuell wird in Unternehmen investiert, welche es schlicht nicht braucht. Darunter leiden entsprechend die Bereiche, welche für das Leben essentiell sind (Medizin/Recht/Lebensmittelindustrie)
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