Der Ticketpreis hat es in sich: 7800 Franken kostet der teuerste Zugang zur internationalen Crypto Finance Conference (CfC) im Bündner Nobelort St.Moritz – ohne Hotel.
Wer sich früh anmeldete, zahlte zwar weniger bei Preisen zwischen 4800 und 5800 Franken. Das ist aber immer noch viel Geld, um sich dafür vom 11. bis 13. Januar über die Krypto-Welt auszutauschen.
Nicht jeder, der sich die Konferenz leisten kann, darf auch daran teilnehmen. Wie CfC-Geschäftsführer Nicolo Stöhr zu watson sagt, stehen über 60 Personen auf der Warteliste.
«Der Andrang war riesig. Wir konnten nur 15 Prozent von allen Angemeldeten eine Zusage erteilen», sagt Stöhr. Teilnehmen würden nun 250 «handverlesene» Persönlichkeiten. Unter diesen befinden sich hauptsächlich wohlhabende Investoren, die in der Lage seien, in Projekte viel Geld zu stecken.
Aber auch Institutionen und Behörden sind am CfC vertreten – neben Politiker aus der Schweiz und der ganzen Welt, die sich über die neusten Krypto-Entwicklungen informieren wollen.
Themen sind unter anderem die behördliche Regulation von Digitalwährungen, dezentrale Finanzdienstleistungen (DeFi) oder die Web3-Entwicklung: ein World Wide Web, das auf der Blockchain basiert. Auch die Zukunft der Krypto- und Infrastrukturfinanzierung steht im Programm.
«Unser Ziel ist es, die Krypto-Welt mit der traditionellen Welt zu verbinden», sagt Stöhr. So nimmt als Redner etwa Thomas Moser teil, der als Direktoriumsmitglied bei der Schweizerischen Nationalbank amtet. Er wird mit anderen über Stablecoins und digitales Zentralbankgeld sprechen. Kurz darauf folgt eine Trend-Beobachtung über die nachhaltige Möglichkeit der Regenerative Finance (ReFi).
Auf der Rednerliste stehen auch prominente Namen – zuoberst Binance-CEO Changpeng Zhao. Mit einem Vermögen von über 17 Milliarden Dollar gehört der Gründer der grössten Kryptobörse zu den reichsten Menschen der Welt.
Nicht weniger prominent in Europa ist zurzeit eine andere Rednerin, die im Dezember allerdings wieder ausgeladen wurde: EU-Vizepräsidentin Eva Kaili. Wegen Korruptionsvorwürfen befindet sie sich aktuell in Untersuchungshaft, es gilt die Unschuldsvermutung. Die griechische Politikerin hätte dieses Jahr bereits zum vierten Mal am CfC teilgenommen, bestätigt Nicolo Stöhr.
Wer als Redner an der Konferenz in St. Moritz sei, mache dies aus eigenem Antrieb. «Wir bezahlen keine Honorare», sagt Stöhr. Der Fokus der Konferenz liege darauf, Wissen zu vermitteln und Leute zu verbinden. «Das Geld, welches durch die Tickets eingenommen wurde, wird für die Planung der Crypo Finance Conference verwendet.»
Die Teilnahme vieler sogenannter Ultra-High-Net-Worth-Personen, die ein Nettovermögen von mindestens 30 Millionen besitzen, mache die Veranstalter nicht reich. «Wir sind auf dem Weg dazu, gewinnbringend zu werden», sagt der Geschäftsführer.
Man habe ein paar harte Jahre hinter sich, in denen rote Zahlen geschrieben wurden. «Während der Coronapandemie mussten wir Mitarbeiter entlassen, da wir nur zwei online Konferenzen durchführen konnten», sagt Stöhr. Ganzjährig arbeite ein vierköpfiges Team in einem Vollzeit-Pensum für die Planung des Events. Während der Tagung würden dann weitere 40 Aushilfskräfte auf der Lohnliste stehen. «Ich habe selbst ein Start-up Lohn im vierstelligen Bereich», sagt Nicolo Stöhr.
Das Geld werde anders benötigt. Für die Veranstalter sei darum auch der Beitrag der Gemeinden St. Moritz und Silvaplana willkommen gewesen. Diese haben 30’000 Franken an Steuergeldern für die «Übernahme der Kosten für einen Abendevent» zugesprochen, wie Inside Paradeplatz berichtete. Dabei geht es laut Stöhr um den Schlussevent der Konferenz am Freitagabend, wo man mit den CfC-Teilnehmern Nachtskifahren gehe – verbunden mit einem Fondue-Plausch.
Stöhr findet die Beteiligung gerechtfertigt, da das CfC der Region einen touristischen Mehrwert bringe. «Durch die Konferenz erleben die Hotels und die Region eine Wertschöpfung von etwa 2,5 bis 3 Millionen Franken», sagt er. Zudem arbeite man zu 85 Prozent mit lokalen Unternehmen zusammen. Es werde also viel Geld in der Region ausgegeben. Und genau das sollen auch die Investoren tun, die am CfC teilnehmen.
Einer von ihnen ist Daniel Gutenberg, der die Konferenz mitgründete. Er hat früh in Tesla investiert und in den Autozulieferer Mobileye, welcher von Intel für 15 Milliarden Dollar übernommen wurde. Sein Geschäftsmodell: «Seit über 20 Jahren gehe ich an Konferenzen und investiere dort in kleine Start-ups», sagt Gutenberg zu watson.
In der Krypto-Szene habe lange keine internationale Konferenz existiert, weshalb er die Crypto Finance Conference St.Moritz mitgegründet habe. «Jedes Jahr werden auch junge Talente eingeladen, welche interessante Projekte diskutieren.» Gutenberg selbst habe durch das CfC schon die eine oder andere Krypto-Investition gemacht – die sich bis heute aber noch nicht ausbezahlt hätten.
«Für mich ist das der Unterschied zwischen Spekulation und Investition. Ich habe keine Erwartung, mein Kapital innert kurzer Zeit zurückzubekommen. Ich rechne eher damit, dass ich noch mehr Geld nachschiesse», sagt der Investor. Einen Gewinn erhoffe er erst zwischen 8 und 15 Jahren.
Für ihn sei aber klar, dass die Konferenz in St. Moritz nicht nur für Investoren sei. Vielmehr gehe es darum, dass andere Länder sehen würden, wie die Schweiz mit Kryptos umgehe. «Man erfährt an der Konferenz, wie man sich am besten positionieren kann», sagt Gutenberg. Und das alles für fast 8000 Franken, wenn man den teuersten Preis für ein Ticket an der CfC St. Moritz ergattert.
Und nein ich habe nichts gegen eine digitale und dezenentrale Währung, aber dafür müsste diese auch als Währung gebraucht werden, was aktuell praktisch nur für kriminelle Zwecke gemacht wird.