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Nationalbank gibt Schweizer Bankensystem in der Krise gute Noten

Nationalbank gibt Schweizer Bankensystem in der Krise gute Noten

17.06.2021, 09:00
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Die Corona-Pandemie versch
Bild: sda

Das Schweizer Bankensystem hat sich in der Krise als widerstandsfähig erwiesen. Sowohl die international tätigen Grossbanken wie auch die Inlandbanken sind gut ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie und einer weltweiten Rezession nach Ansicht der Nationalbank gut aufgestellt. Sie sieht aber auch gewisse Risiken.

So schreibt die SNB in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Finanzstabilitäts-Bericht 2021 zu den beiden global tätigen Schweizer Grossbanken: «UBS und Credit Suisse sind gut aufgestellt, um die Herausforderungen des aktuellen Umfelds zu meistern und die Realwirtschaft zu unterstützen.»

Das Verlustpotenzial sei unter Stressszenarien allerdings weiterhin beträchtlich, dies insbesondere bei einer Rezession in den USA oder einer lang anhaltenden Rezession im Euroraum.

Massive Schocks immer möglich

Darüber hinaus habe die Pandemie erneut gezeigt, dass massive Schocks und unerwartete Unsicherheiten ein wiederkehrendes Merkmal des Bankgeschäfts seien. Die SNB nennt dabei als Beispiel den US-Hedgefonds Archegos, der im letzten Frühling zusammengebrochen war und bei der Credit Suisse einen Verlust von mehreren Milliarden und bei der UBS von mehreren Hundert Millionen Franken hinterliess.

Dies unterstreiche, dass die Kapitalanforderungen gemäss dem «Too-Big-to-Fail»-Regime (TBTF) notwendig seien, um eine angemessene Widerstandsfähigkeit dieser beiden Banken zu gewährleisten, so die SNB. Die TBTF-Regulierungen wurden im Nachgang zur Finanzkrise in den Jahren ab 2007 eingeführt und brachten das Eigenkapital der Banken auf einen deutlich höheren Stand als vor der Krise.

Gemäss SNB haben die beiden Grossbanken das letzte Jahr dank globalen Unterstützungsmassnahmen und der schnellen Erholung der Finanzmärkte insgesamt aber gut überstanden. Sie hätten 2020 trotz Corona-Pandemie gar eine Profitabilität über dem historischen Durchschnitt erreicht. Insgesamt seien die regulatorischen Kapitalquoten der beiden Institute seither auf das Niveau vor der Pandemie zurückgekehrt und beide erfüllten vollständig die Schweizer Kapitalanforderungen.

Auch Inlandbanken widerstandsfähig

Auch bei den Inlandbanken zieht die SNB ein mehrheitlich positives Fazit. Sie hätten sich angesichts der sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen im Jahr 2020 als widerstandsfähig erwiesen, wobei ihre Profitabilität im Vergleich zu 2019 sogar leicht angestiegen sei, betonen die Währungshüter in ihrem Bericht. Aktuell lägen die Kapitalquoten auf einem historisch hohen Niveau und entsprechend deutlich über den regulatorischen Mindestanforderungen.

Eine Szenarioanalyse SNB lege ausserdem nahe, dass die «meisten» Institute auch einen Sturm wie eine anhaltende Rezession im Euroraum, den USA oder einen Zinsschock überstehen würden. «Einige» Banken würden dabei allerdings wohl unter das regulatorische Minimum fallen.

Immobilienmarkt im Fokus

Ein besonderes Schlaglicht wirft die SNB einmal mehr auf den heimischen Immobilienmarkt. Die inländisch ausgerichteten Banken hätten ihr Engagement in dem Bereich weiter erhöht, was Grund zur Sorge bereite. Zwar sei die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur am Hypotheken- und Immobilienmarkt infolge der Pandemie wegen der aufgehellten Konjunkturperspektiven geringer geworden. Auch habe das Hypothekarvolumen der inländischen Banken zuletzt etwas langsamer zugenommen.

Gleichzeitig seien aber die Erschwinglichkeitsrisiken auf einen neuen Höchststand gestiegen. Die SNB werde die Entwicklungen an den Hypotheken- und Immobilienmärkten daher weiterhin genau beobachten, erklärten die Währungshüter. Man werde auch regelmässig die Notwendigkeit einer Reaktivierung des sogenannten antizyklischen Kapitalpuffers prüfen.

Dieser war im Zuge der Corona-Krise im Frühjahr 2020 aufgehoben worden, damit die hiesigen Banken mehr Liquidität erhalten und besser in der Lage sein würden, die hiesige Wirtschaft mit Krediten zu versorgen. Das Instrument war vor rund neun Jahren eingeführt worden und sollte die Risiken einer Immobilienblase eindämmen. (aeg/sda/awp)

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