Neutralitätsbetont und armeefreundlich: So denken die Schweizer laut der neuen ETH-Sicherheitsstudie. In der Umfrage erfährt die Armee eine so grosse Unterstützung wie in den letzten 20 Jahren nicht mehr – 80 Prozent halten sie für notwendig. Am markantesten sind die Zahlen allerdings bei der Neutralität. Diese wird gemäss der Studie über alle Altersgruppen, sämtliche Bildungs- und Einkommensniveaus sowie über das gesamte politische Spektrum als zu bewahrender Wert betrachtet.
In diesem Jahr erreicht die Zustimmung einen Höhepunkt: So stehen 96 Prozent hinter dem Prinzip der Neutralität. Auffällig hoch ist der Wert dabei in der jüngeren Generation: In der Altersgruppe der 18-29-Jährigen wollen 99 Prozent die Neutralität beibehalten. Damit ist die jüngere Generation gegenüber der Armee zwar kritischer eingestellt als die älteren Generationen (66 Prozent erachten sie als notwendig). Jedoch ist der Wunsch nach politischer und wirtschaftlicher Unabhängigkeit wesentlich höher als bei den Älteren: Gemäss der Studie ist den Jungen beispielsweise ein Engagement der Schweiz bei internationalen Konferenzen signifikant weniger wichtig als den Personen ab 30 Jahren.
Wie ist diese eindeutige Zustimmung der Jungen zur neutralen Rolle der Schweiz zu erklären? «Die Frage lautete, ob die Neutralität weiterhin beibehalten werden sollte», erklärt Tibor Szvircsev Tresch, ETH-Dozent für Militärsoziologie und Mitautor der Studie die Umfrage. Das markante Ergebnis überrascht ihn nicht. «Für die Jungen ist Neutralität ein fester Wert, den sie mit der Schweiz verbinden», sagt Szvircsev Tresch. Die jüngere Generation sei mit Ereignissen wie den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und dem Afghanistan-Krieg aufgewachsen – aussenpolitischen Konflikten, in denen die Schweiz eine neutrale Rolle übernommen hatte.
Auch für die massive Ablehnung einer Annäherung an die EU bei den Jungen hält Szvircsev Tresch eine Erklärung bereit: «Die jüngere Generation hat die EU als eine wirtschaftliche Krisenorganisation kennengelernt», so Szvircsev Tresch. «Sie hat damit ganz andere Erfahrungen gesammelt als beispielsweise die ältere Generation in den 80er-Jahren.»
Die politische Einstellung der jüngeren Generation sei stärker von solidarischen und ökologischen Überlegungen geprägt. So sprechen sich die Jüngeren deutlich öfters für eine intensivierte Entwicklungshilfe aus und beschäftigen sich öfter mit ökologischen Themen. Szvircsev Tresch: «Generell kann man sagen, dass die mittlere Generation die progressivste ist und die jüngere einen solidarischen Traditionalismus vertritt.»