Der Sonntag sei für die CS ein historischer und trauriger Tag, sagte CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann. Nun wolle die Bank aber den Blick nach vorne richten. Ihm sei seit einem Jahr klar, dass es mit der CS nicht weitergehen könne wie zuvor, sagte Lehmann. Die massiven Abflüsse von Kundengeldern ab Oktober seien bereits ein grosser Rückschlag gewesen.
Lehmann sieht das Scheitern der Bank in einer Kumulation diverser Probleme. Auf die Frage, wer für das Desaster verantwortlich sei, sagte er: «Wir sind eingeholt worden von Altlasten, Risiken und einem Geschäftsmodell, welches in diesem Markt nicht funktioniert.» Es sei eine Tatsache, dass die CS seit 2021 nicht mehr aus den Schlagzeilen gekommen sei. Dennoch seien viele Kunden der CS «sehr lange treu» geblieben, sagte er. Schlussendlich sei es eine «Kumulation von Dingen gewesen, die sich über viele Jahre aufgebaut und sich dann materialisiert haben», so der Verwaltungsratspräsident der Bank, die nun von der UBS übernommen wird. In der Summe sei das Fass dann übergelaufen.
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Das Investmentbanken-Geschäft der Credit Suisse soll laut UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher verkleinert werden. Man werde diesen Geschäftsbereich der CS reduzieren und der «konservativen Risikokultur» der UBS anpassen. Die UBS werde mit der Übernahme der CS in ihrer Position als führender globaler Vermögensverwalter gestärkt. Sie bleibe auch die wichtigste globale Schweizer Bank, sagte Kelleher.
Wie und in welchen Ausmass der Zusammenschluss zwischen den beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS zum Abbau von Arbeitsplätzen führen wird, steht noch in den Sternen. Für UBS-Präsident Colm Kelleher ist es noch zu früh, um zu sagen, ob es Stellenkürzungen geben wird. Beide Banken beschäftigen in der Schweiz je mehr als 16'000 Mitarbeitende. Die Credit Suisse jedenfalls versucht zu beschwichtigen: «UBS hat sich zuversichtlich geäussert, dass die Mitarbeitenden der Credit Suisse weiterbeschäftigt werden», erklärte die Bank in einem Communiqué. Auf der anderen Seite steht die Aussage der UBS, dass der Zusammenschluss bis 2027 zu jährlichen Kosteneinsparungen von über acht Milliarden US-Dollar führen soll. Dass dies ohne Stellenkürzungen möglich ist, scheint eher unrealistisch.
Finanzministerin Karin Keller-Sutter hat Gewissheit für die Angestellten gefordert: Es sei die Erwartung des Bundesrats, dass die Arbeitgeber diesen Menschen so rasch wie möglich Gewissheit über ihre Jobs geben würden.
Finanzministerin Karin Keller-Sutter hat die vom Staat begleitete Rettungsaktion des Geschäfts der Credit Suisse (CS) durch die UBS verteidigt. Es handle sich nicht um eine staatliche Rettungsaktion, sondern um eine wirtschaftliche Lösung durch die UBS. Auf die Kritik, dass nun eine noch grössere Bank mit noch grösseren Risiken geschaffen werde, sagte Keller-Sutter, dass bei einem Bankrott der CS der Kollateralschaden auch für andere Banken wie die UBS gross gewesen wären. Die Kosten für die Wirtschaft wären bei einer CS-Pleite «riesig gewesen für die Schweiz».
Eine vorübergehende Übernahme der Credit Suisse durch den Bund mit einer so genannten Temporary Public Ownership (TPO) hätte laut Finanzministerin Karin Keller-Sutter ein enormes Risiko für die Steuerzahlerinnen und -zahler bedeutet. Dieses Szenario habe der Bund geprüft. Es sei ja nicht von Anfang an klar gewesen, dass der Zusammenschluss von UBS und CS zustande komme, sagte Keller-Sutter. Sie sei der UBS und der CS dankbar für diesen Schritt zugunsten der Stabilität im Markt und der Bonität. Er sei die einzig mögliche Lösung gewesen, sagte Keller-Sutter.
Der Bundesrat setze darauf, dass die Übernahme der Grossbank CS durch die UBS das Vertrauen in die CS wieder aufbauen könne, sagte Bundespräsident Alain Berset. Auch die Risiken für die den Finanzmarkt, die Schweiz und die Bürger sollen mit der Übernahme aufgefangen werden können, sagte Berset. Die CS gehöre zu den Grossen im weltweiten Bankensystem. Sie sei entscheidend für das Finanzsystem, für die Unternehmen. Trotz guter Kapitalisierung hat CS das Vertrauen der Märkte verloren. Am vergangenen Freitag habe sich abgezeichnet, dass das weggefallene Vertrauen in die Grossbank nicht mehr aufgebaut werden könne und es eine schnelle Lösung brauche, so Berset weiter.
Die Schweizerische Nationalbank stellt der UBS und der CS umfassende Liquidität bereit. Ein Konkurs der CS hätte laut Nationalbank-Präsident Thomas Jordan schwerwiegende Folgen für den nationalen und internationalen Finanzmarkt nach sich gezogen. Die Nationalbank habe mit Liquidität ein Zeitfenster geschaffen, um der CS Luft zu verschaffen und ihre Zahlungsfähigkeit sicherzustellen, sagte Jordan. Die CS und die UBS hätten nebst den üblichen Fazilitäten der SNB Zugang auf ein mit Konkursprivileg gesichertes Darlehen von bis zu 100 Milliarden Franken. Grundlage dazu sei eine Notverordnung des Bundes.
Zurückgegriffen wurde laut Jordan auf den Public Liquidity Backstop – das Instrument hatte der Bundesrat vor rund einem Jahr angekündigt. Mit dieser staatlichen Liquiditätssicherung können Bund und Nationalbank die Liquidität einer systemrelevanten Bank sicherstellen. «In dieser Situation war das Handeln dringend», sagte Jordan.
Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS wird nach Aussage der Chefin der Finanzmarktaufsicht nicht an wettbewerbsrechtlichen Bestimmungen scheitern. Man habe die Kompetenz, zur Stabilisierung der Finanzmärkte das Wettbewerbsrecht zu «überschreiben», sagte Finma-Präsidentin Marlene Amstad. Gefragt, ob die UBS eine Möglichkeit habe, sich aus dem Deal zurückzuziehen, hob UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher hervor, sein Unternehmen habe die feste Absicht, aus der Übernahme einen Erfolg zu machen.