Die Ähnlichkeiten waren augenfällig: Das beinahe gleiche Rot, die beinahe genau gleichen Grossbuchstaben. Das Genfer Reiseunternehmen Swisstours Transport lancierte vor einigen Monaten ein neues Logo auf seinen Cars, mit denen es Sightseeing-Ausflüge in der Romandie und in Frankreich durchführt. «Swiss Tours» stand darauf, wobei das Wort Swiss optisch auch auf einem Flieger der Lufthansa-Tochter stehen könnte. Der Slogan «The official transporter» gleich daneben verstärkte den Eindruck, dass die Fahrzeuge etwas mit der Airline zu tun haben könnten.
Das passte der Swiss nicht, wie sie dieser Zeitung im Frühling 2020 berichtete. Auf Anfrage bestätigt sie, die Genfer Firma im Februar kontaktiert zu haben, da es Anzeichen für eine Verwechslungsgefahr gebe. Wegen der Corona-Pandemie hatte das Thema allerdings nicht oberste Priorität in Zürich-Kloten.
Doch nun hat die Swiss die Genfer in die Knie gezwungen, wie ein Blick auf die Webseite von Swisstours Transport zeigt. Das Logo ist zwar noch immer rot, doch die Schrift ist nicht mehr mit jener der Fluggesellschaft zu vergleichen.
Swiss-Sprecherin Elena Stern bestätigt auf Anfrage die Massnahme: «Swisstours Transport entschied sich im Zuge unseres Austauschs, ihr Logo zu ändern, was wir begrüssen.» Was dieser Austausch genau beinhaltete, verrät sie nicht. Es liegt aber auf der Hand, dass die Airline, wie in solchen Fällen üblich, mit rechtlichen Schritten gedroht haben dürfte. Man gehe davon aus, sagt Stern, dass die Genfer Firma in absehbarer Zeit das neue Logo auch auf den Reisecars anbringen werde, sofern dies nicht bereits geschehen sei. Swissstours Transport wollte sich auf Anfrage nicht zum Streit äussern.
Die Marke der Airline existiert seit 2002. Anfangs enthielt das Logo den Namen Swiss in weisser Schrift auf quadratisch rotem Grund mit weissem Schweizerkreuz in der unteren rechten Ecke. Auf den Maschinen war der simple Schriftzug stets rot auf weissem Flugzeuggrund - gefolgt vom Namen Schweiz in vier Landessprachen.
Allerdings meldeten Juristen früh Bedenken an in Bezug auf die Schutzfähigkeit der Marke aus kennzeichenrechtlicher Sicht. In der «NZZ» schrieben damals Rechtsanwälte der Kanzlei Dürr Vögele Partner: «Der Begriff Swiss - schweizerisch - ist eine reine Herkunftsbezeichnung. Er kann grundsätzlich nicht in Alleinstellung als Wortmarke hinterlegt werden.» Deshalb würden derartige Wortmarken oft durch grafische Elemente ergänzt, um einen Gesamteindruck einer Marke zu kreieren. Dazu gehören laut den Juristen «die Wortbestandteile, die grafische Ausgestaltung, das Schriftbild und die Intensität des beschreibenden Charakters des Wortelements».
Die Rechtsanwälte kamen damals in ihrer Beurteilung zum Schluss, dass das Zeichen Swiss im gewählten Design entweder gar nicht oder nur marginal markenrechtlich schutzfähig ist. «Dies führt zu einer Verunmöglichung oder Erschwerung der Verteidigung dieses Logos gegenüber Dritten.»
2011 - knapp zehn Jahre nach der Auferstehung aus den Trümmern der Swissair - erneuerte die Swiss ihr Markenprofil. Der Würfel verschwand aus dem Logo und machte einem Schweizer Kreuz in Form einer Flugzeug-Heckflosse Platz - ähnlich wie das Logo der Swissair. (aargauerzeitung.ch)