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Schweiz

Benzinpreis dürfte wohl weiterhin über 2 Franken pro Liter bleiben

Benzinpreis wohl weiterhin über 2 Franken pro Liter: «Es ist ein politischer Entscheid»

07.04.2022, 16:45
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Der Benzinpreis in der Schweiz ist nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs rasant in die Höhe geschnellt. Obwohl sich der Preis mittlerweile wieder etwas stabilisiert hat, müssen Autofahrerinnen und Motorradfahrer immer noch wesentlich tiefer in die Taschen greifen. Die hohen Preise könnten noch längerfristig Realität bleiben.

Erst im März waren die Benzinpreise in der Schweiz über die psychologisch wichtige Marke von 2 Franken gesprungen. Über dieser notieren sie immer noch klar. Was das Benzin genau kostet, ist jedoch schwierig zu sagen. Die grossen Mineralölgesellschaften legen die Zapfsäulenpreise regional oder lokal fest.

Auch im Nachbarland Deutschland sind die Benzinpreise aktuell hoch. Dort gibt es einen landesweiten Tagesdurchschnitt. Am Dienstag dieser Woche kostete ein Liter der Sorte Super E10 1.990 Euro, Diesel 2.051 Euro.

Preis dürfte über 2 Franken bleiben

«Tendenziell müssen wir uns in der Schweiz auf einen Literpreis von über zwei Franken einstellen», sagte Giovanni Staunovo, Rohstoff-Experte bei der UBS, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Das Hauptproblem sei, dass sich der Benzinpreis neben variablen auch aus mehreren fixen Komponenten zusammensetzt.

Ölembargo würde Benzinpreise weiter antreiben
Angesichts des Kriegs in der Ukraine wird in der EU über ein Energie-Embargo gegen Russland diskutiert. Gleichzeitig droht Russland selbst mit einem Exportstopp. Ein Ölembargo hätte weitere Preissteigerungen zur Folge, vor allem im Verkehr, wo über 90 Prozent der Energie aus Erdöl stammen, sagte CS-Makroökonomin Franziska Fischer auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.
Die Folgen würden Haushalte an der Tankstelle spüren, aber auch alle Unternehmen, für die Transport wichtig ist. Fischer nannte als Beispiele den Handel oder viele Industriebranchen. Physisch sollte das Öl jedoch nicht knapp werden.
Aber auch ohne ein formales europäisches Embargo werde russisches Öl bereits heute kaum mehr von europäischen Mineralölkunden gekauft, sagt Fischer. Es müsse daher mit teurerem europäischem oder amerikanischem Öl ersetzt werden, was seinen Teil zum bisherigen Preisanstieg beigetragen habe.
(awp/sda)

«Die Mineral- oder die Mehrwertsteuer kann man zwar senken, wie das auch im Ausland passiert, aber die Frachtkosten, der Dollarwechselkurs sowie der Rohölpreis lassen sich kaum beeinflussen», erklärt Staunovo. Die Mineralölsteuer belaufe sich dabei auf ungefähr 73 Rappen pro Liter.

Wie erlebst du die hohen Benzinpreise?

Neben dem Krieg gibt es auch noch weitere Treiber der Preisentwicklung. «Seit 2014 sehen wir einen massiven Rückgang der Investitionen in die Ölförderung, wobei die Nachfrage gleichzeitig steigt», so Staunovo. Mittlerweile sei die Nachfrage kurz vor dem Höchststand von 2019. «Das System ist also voll ausgelastet. Die Knappheit stützt also den Preis», sagte der Experte.

Gemäss Staunovo ist ausserdem auffällig, dass Staaten die eher wenig Öl und Gas von Russland beziehen, sich eher für den Importstopp aussprechen. Die, die eher viel Öl und Gas beziehen, sprechen dagegen eher von einem langfristigen Abbau. «Am Ende ist es ein politischer Entscheid», so Staunovo.

Preisentwicklung hängt von Krieg ab

Nun hängt der zukünftige Benzinpreis davon ab, wie sich der Ukraine-Krieg entwickelt. «Der Preis von Rohöl der Sorte Brent soll sich in den nächsten 12 Monaten zwischen 105 und 125 Dollar pro Fass bewegen», meint Staunovo.

Am Donnerstag lag dieser gegen Mittag pro Barrel (159 Liter) bei 102.76 US-Dollar. Das waren 1.69 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1.57 Dollar auf 97.80 Dollar.

Seit Beginn des Monats kam es am Ölmarkt mehrfach zu deutlichen Preisschwankungen. Am Mittwoch waren die Notierungen noch deutlich gefallen, nachdem der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, auf dem Kurznachrichtendienst Twitter eine zusätzliche Freigabe aus der strategischen Ölreserve der Mitgliedsländer bestätigt hatte. Details sollen noch bekannt gegeben werden. Erst kürzlich hatten die USA mitgeteilt, einen erheblichen Teil ihrer Ölreserven auf den Markt zu geben.

Das Problem ist aber laut UBS-Experte Staunovo, dass es trotz dieser Massnahmen kaum Alternativen zu russischem Gas und Öl gibt. Russland decke circa 40 Prozent der Energienachfrage ab.

Zwar könne man beim Erdgas auf andere Länder wie Katar oder Norwegen zurückgreifen. Bundesrat Ueli Maurer hatte bereits im März erste Verhandlungen mit dem katarischen Energieminister Saad Sherida al-Kaabi aufgegleist. Ein kompletter Verzicht auf russisches Gas würde aber sehr teuer werden.

Das ganze Videointerview der Nachrichtenagentur AWP mit UBS-Experte Staunovo finden Sie auf YouTube:

(sda/awp)

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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Anded
07.04.2022 18:29registriert Oktober 2014
Mich stört im Moment nicht der Hohe Preis an sich, sondern was ich eigentlich damit bezahle. Die fixe Mineralölsteuer mal weggelassen, hat sich der Preis einfach verdoppelt, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Kosten für Förderung, Transport und Raffinerie einfach so verdoppelt haben.
Wenn der Preis einfach Aufgrund der hohen Nachfrage für nicht-russisches Öl&Gas steigt, sollte der aktuell exorbitante Gewinn doch bitte wenigstens zu einem Teil für gute Zwecke eingesetzt werden. (Wunschdenken, ich weiss...)
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SGR
07.04.2022 19:32registriert April 2019
Klar ist der Preis nicht lustig aber wenn ich tanken muss dann fahre ich zur Tankstelle und tanke voll.
Die höheren Spritkosten versuche ich anderswo einzusparen 🤷‍♂️
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Znünichlauer
07.04.2022 18:52registriert Mai 2021
Der Preis eines Barrel Brent Spar ist wieder unter der 100$ Marke. An den Tankstellen ist das nicht zu bemerken😏
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