Das Coronavirus verursacht bei Senioren häufiger schwere Krankheitsverläufe als in anderen Altersgruppen. Der Anteil der jüngeren Menschen ist jedoch nicht so gering wie zu Beginn der Pandemie erwartet. Auch sie können schwer an Covid-19 erkranken.
Aktuelle Daten aus den USA zeigen, dass sich seit April der Anteil junger Corona-Patienten, die in Krankenhäusern behandelt werden mussten, deutlich erhöht hat. So gab es dort laut der Seuchenschutzbehörde CDC bis Mitte April 8.7 Krankenhauseinweisungen pro 100'000 Einwohner aus der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen. Unter den Menschen über 65 Jahren waren es 128.3 von 100'000. Bis Ende Juni hatte sich der Anteil der jungen Erwachsenen allerdings verdreifacht, während jener der älteren Menschen um den Faktor 1.4 gestiegen war. Das berichtet die «Süddeutsche Zeitung».
Forscher der University of California San Francisco (UCSF) haben mögliche Ursachen für diesen Anstieg untersucht. Sie fanden anhand repräsentativer Daten von mehr als 8'400 Probanden heraus, dass jeder dritte junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren anfällig für einen schweren Covid-19-Verlauf sein könnte.
Grund dafür seien bestimmte Risikofaktoren, die – unabhängig vom Alter – schwere Verläufe begünstigten. Die Ergebnisse der Studie wurden im englischsprachigen Fachblatt «Journal of Adolescent Health» veröffentlicht.
Zu den typischen Risikofaktoren, die auch auf junge Menschen zutreffen können, zählen das Rauchen sowie chronische Krankheiten wie:
Die Probanden galten in der Studie als gefährdet, wenn sie mindestens einen Risikofaktor vorwiesen. Von den 8'400 jungen Erwachsenen gaben 25 Prozent an, in den letzten 30 Tagen Tabak, E-Zigaretten oder Zigarren geraucht zu haben. Den Wissenschaftlern zufolge liegt deshalb der grösste Risikofaktor für junge Menschen in ihrem Zigarettenkonsum.
Dagegen waren nur etwa 16 Prozent der Probanden von chronischen Krankheiten betroffen. Asthma war hierbei die häufigste Erkrankung mit etwa neun Prozent. Die Forscher betonen jedoch, dass selbst junge Patienten ohne Vorerkrankungen ein Risiko für einen schweren Covid-19-Fall haben können. Denn auch genetische Faktoren spielen bei Infektionskrankheiten eine Rolle.
«Rauchen kann bei jungen Erwachsenen, bei denen die Raten für die meisten chronischen Krankheiten in der Regel niedrig sind, erhebliche Auswirkungen haben», heisst es in der Pressemitteilung der UCSF. Demnach könne Rauchen auch einen grossen Einfluss auf den Verlauf von Covid-19 haben.
Das Coronavirus greift nach bisherigem Forschungsstand zuerst die Lunge an. Patienten, die bereits an einer durch das Rauchen bedingten Lungenschädigung leiden, könnten infolge von Covid-19 schwere Atemwegsprobleme entwickeln – teilweise sogar mit tödlichem Ausgang.
«Das Risiko, medizinisch gefährdet zu sein, wird halbiert, wenn die Raucher, einschliesslich der E-Zigaretten-Nutzer, aus der Stichprobe herausgenommen werden», schreiben die Forscher. Nur etwa einer von sechs jungen Erwachsenen, die nicht rauchten, sei anfällig für eine schwere Covid-19-Erkrankung, so die Studienautoren. Jede Anstrengung damit aufzuhören, lohne sich.
Wenige Tage vor der Veröffentlichung der Studie warnte die Weltgesundheitsorganisation WHO vor dem Zusammenhang zwischen Rauchen und schweren Corona-Fällen. Wer das Rauchen aufgeben wolle, finde in der Corona-Pandemie den perfekten Anreiz zum Aufhören, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am 10. Juli auf einer Pressekonferenz. Es sei erwiesen, dass Raucher anfälliger als Nichtraucher sind, schwer an Covid-19 zu erkranken.
Verwendete Quellen:
(cki)