Keine Sorge – das ist keine Reisewarnung für alle, die von Mückenstichen heimgesucht werden. Im Gegenteil: Das Ziel der mückenwerfenden Forschenden ist es, die Zahl der Stechmücken auf den hawaiianischen Inseln deutlich zu verringern.
Denn auf Hawaii droht ein Artensterben: Die farbenprächtigen, nur dort heimischen Kleidervögel verschwinden zusehends aus den Wäldern der Inseln. Der Grund ist eine eingeschleppte Krankheit: die Vogelmalaria. Übertragen wird sie von nicht heimischen Stechmücken, gegen die die Vögel keinerlei natürlichen Schutz entwickelt haben, einige Vögel sterben bereits nach einem einzelnen Stich einer infizierten Mücke. Von den einst über 50 Kleidervogel-Arten sind nur noch 17 in freier Wildbahn zu finden.
Um das drohende Aussterben weiterer Arten wie dem Kiwikiu oder dem 'Akeke'e zu verhindern, setzen Wissenschaftler auf eine unkonventionell anmutende Massnahme: Sie lassen Millionen steriler Mückenmännchen über den betroffenen Waldgebieten abwerfen – mit dem Ziel, die Mückenpopulation langfristig zu reduzieren und den Vögeln so eine Überlebenschance zu bieten.
Die eingesetzten Mücken stammen aus dem Labor. Es handelt sich ausschliesslich um Männchen, die nicht stechen und mit einem Bakterienstamm namens Wolbachia infiziert sind. Dieser verhindert, dass sich die Männchen erfolgreich mit wild lebenden Weibchen fortpflanzen – die aus der Paarung entstehenden Eier bleiben unfruchtbar. Auf diese Weise soll die Zahl der Mücken nachhaltig verringert werden.
Die Methode, bekannt als «Incompatible Insect Technique», wurde bereits in anderen Teilen der Welt erfolgreich zur Bekämpfung von Mückenarten, die Krankheiten auf den Menschen übertragen, eingesetzt – etwa in Florida, Kalifornien oder China. Auf Hawaii dient sie nun erstmals dem Schutz einer bedrohten Tierart.
Seit dem Start des Projekts im November 2023 haben Forschende über 40 Millionen sterile Männchen über den Inseln Maui und Kauai freigesetzt. Anfangs kamen Helikopter zum Einsatz, mittlerweile werden zunehmend grosse Drohnen verwendet. Diese sind flexibler und sicherer, auch wenn sie weniger Mücken transportieren können. Die Tiere werden in kleinen, biologisch abbaubaren Zellstoffkapseln abgeworfen, die sich am Boden langsam zersetzen, während die männlichen Mücken ausschwärmen.
Was heute als natürliche Bedrohung erscheint, ist in Wirklichkeit ein vom Menschen verursachtes Problem. Denn: Stechmücken gehören nicht zur ursprünglichen Tierwelt Hawaiis. Erst 1826 gelangten sie mit einem Walfangschiff auf die Inseln – und breiteten sich im feuchtwarmen Klima rasch aus. Inzwischen sind acht verschiedene Arten auf Hawaii zu finden, zwei davon sind besonders gefährlich für die heimische Vogelwelt: die südliche Hausmücke, die Vogelmalaria überträgt, und die Asiatische Tigermücke, die unter anderem Vogelpocken verbreiten kann.
Bisher lebten die beiden Mückenarten vor allem in den tiefergelegenen, wärmeren Regionen Hawaiis. Doch die Forschenden fürchten, dass der Klimawandel die höheren Lagen Hawaiis so weit erwärmen könnte, dass auch dort Stechmücken Fuss fassen – und damit die letzten Refugien der Kleidervögel verloren gehen könnten.
--> sterile fly production plant
... sofern das von DOGE noch nicht weggespart wurde.