Wissen
Gesundheit

Schon wenig Zucker verdoppelt die Fettproduktion in der Leber

Schon wenig Zucker verdoppelt die Fettproduktion in der Leber

16.03.2021, 09:0016.03.2021, 12:40
Mehr «Wissen»
Aus für die Zuckersteuer: Nach dem Ständerat hat sich auch der Nationalrat gegen eine Zuckersteuer ausgesprochen. (Symbolbild)
Gar nicht gut für die Leber: Zucker.Bild: APA/APA

Schon kleine Mengen an zugesetztem Frucht- und Haushaltszucker verdoppeln die körpereigene Fettproduktion in der Leber. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Zürich und des Universitätsspitals Zürich (USZ).

Bereits 80 Gramm Zucker pro Tag kurble die Fettproduktion in der Leber an, wird Studienleiter Philipp Gerber von der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung in einer Mitteilung vom Dienstag zitiert. Das entspreche der Zuckermenge von rund acht Deziliter eines handelsüblichen Softdrinks. Und auch wenn danach kein Zucker mehr zugeführt werde, halte die Überaktivität längere Zeit an.

Für die Studie nahmen 94 gesunde junge Männer sieben Wochen lang täglich ein mit unterschiedlichen Zuckerarten gesüsstes Getränk zu sich. Dieses enthielt entweder Fruchtzucker (Fruktose), Traubenzucker (Glukose) oder Haushaltszucker (Saccharose), der aus Frucht- und Traubenzucker besteht.

Mit sogenannten Tracern verfolgten die Forschenden den Weg der markierten Substanzen im Körper und analysierten den Effekt der Süssgetränke auf den Fettstoffwechsel. Die Probanden nahmen dabei nicht mehr Kalorien zu sich. Trotzdem konnten die Forschenden die negativen Auswirkungen des Fruchtzuckers beobachten.

Doppelt so hohe Fettproduktion

So war die körpereigene Fettproduktion in der Leber bei der Gruppe, die Fruchtzucker zu sich genommen hatte, auch mehr als zwölf Stunden nach dem Konsum noch doppelt so hoch wie bei der Gruppe mit dem Traubenzucker-Getränk oder der Kontrollgruppe, die ganz auf das Getränk verzichtet hatte.

SAN FRANCISCO, CA - JULY 22: Bottles of Fanta are displayed in a food truck's cooler on July 22, 2014 in San Francisco, California. The San Francisco Board of Supervisors will vote on Tuesday to  ...
Bild: GETTY IMAGES NORTH AMERICA

Überrascht zeigten sich die Forschenden über die Erkenntnis, dass der am häufigsten konsumierte Haushaltszucker die Fettsynthese sogar noch etwas mehr ankurbelte als der Fruchtzucker. Denn bisher habe man angenommen, dass vor allem der Fruchtzucker solche Veränderungen begünstige.

Zu viel Zucker

Schweizerinnen und Schweiz konsumieren im Durchschnitt pro Tag mehr als 100 Gramm Zucker, schreiben die Autoren weiter. Dessen hoher Kaloriengehalt fördere Übergewicht und Adipositas. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehle deshalb, den Zuckerkonsum auf 50 oder noch besser 25 Gramm zu beschränken. Doch davon sei die Schweiz noch weit entfernt, sagte Gerber.

Gleichzeitig begünstige die Fettproduktion in der Leber die Entstehung von weit verbreiteten Krankheiten wie Fettleber oder Typ 2-Diabetes. Die Studie sei deshalb ein «entscheidender Schritt in der Erforschung der schädlichen Wirkungen von zugesetztem Zucker». (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Frühstücksflocken – damals und heute
1 / 16
Frühstücksflocken – damals und heute
quelle: wikicommons / wikicommons
Auf Facebook teilenAuf X teilen
In gewissen Lebensmitteln steckt mehr Zucker als du denkst
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
42 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Franz v.A.
16.03.2021 11:20registriert August 2019
Villeicht sollte man aufhören überall Zucker in die Lebensmittel zu mischen. Sehr viele Lebensmittel Produckte enthalten zusätzlichen Zucker.
2635
Melden
Zum Kommentar
avatar
achsoooooo
16.03.2021 10:54registriert Januar 2015
Wobei man bedenken muss, dass Fruchtzucker in Getränken nicht gleich vom Körper verarbeitet wird wie der, der natürlicherweise in Früchten vorkommt - in Früchten ist der Zucker gebunden und wird langsamer freigesetzt als in Getränken (auch Smoothies/Säfte). Die in Früchten enthaltenen Mineralien, Nahrungsfasern, Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe etc. sind auch wertvoll.
Aus Angst vor Fruktose ganz auf Früchte zu verzichten find ich übertrieben. Aber seinen Konsum zu überdenken und ev. auch weniger süsse Früchte zu integrieren schadet sicher nicht.
Wie immer: Die Dosis macht das Gift.
1359
Melden
Zum Kommentar
avatar
Don Huber
16.03.2021 10:50registriert Februar 2014
Früher waren sie wenigstens Ehrlich bei der Verpackungen "Sugar Pops" und heute heissen Sie "Corn Pops" :-) Klar Corn ist ja gesund. den Sugar ist hinten ganz klein angeschrieben an zweiter Stelle der Zutaten.
953
Melden
Zum Kommentar
42
«Wenn das ein Experiment wäre, hätte ich zuerst an einen Messfehler geglaubt»
2023 war ein Rekordjahr fürs Klima – bei den Temperaturen an Land, vor allem aber bei den Weltmeeren, die sich auch in diesem Jahr nicht abkühlen. Die Rekorde sind so hoch, dass es die Wissenschaft noch immer vor ein Rätsel stellt. Wir fragen den Klimaforscher Reto Knutti, inwieweit dieses schon gelöst ist.

Wir starten das Gespräch mit dem ETH-Professor gleich anhand dieser Grafik:

Zur Story