Die Menschen in Zentralasien kamen einer Studie zufolge zuerst auf den Hund. Das schliesst ein Forscherteam aus der Erbgut-Analyse. Demnach stammt der beste Freund des Menschen aus einem Gebiet zwischen dem heutigen Nepal und der Mongolei. Tatsächlich verrät die Untersuchung aber vor allem, wie schwer es ist, den wahren Ursprung des Haushundes zu finden.
Der Experte Olaf Thalmann von der finnischen Universität Oulu spricht von einer «tollen Studie mit beeindruckenden Daten und guten Analysen». Die Interpretation der Autoren sei legitim, die Daten liessen jedoch auch andere Rückschlüsse zu.
Um dem Ursprung der ersten Haushunde (Canis lupus familiaris) auf die Spur zu kommen, hatten Wissenschaftler um Laura Shannon von der Cornell University in Ithaca das Erbgut von über 4500 Hunden von 161 Rassen und von rund 550 sogenannten Dorfhunden untersucht.
Im Gegensatz zu den reinrassigen Tieren – weltweit gibt es fast 400 Hunderassen – und den daraus entstandenen Mischlingen, leben Dorfhunde in ländlichen Regionen der Welt. Gerade in entlegenen Gebieten waren sie über die Jahrtausende weniger dem Einfluss späterer Züchtungen ausgesetzt und bewahrten so eine grosse genetische Vielfalt. Diese werten viele Forscher als Hinweis auf eine engere Verwandtschaft zu den frühen Hunden.
Die höchste genetische Vielfalt fanden die Wissenschaftler bei Dorfhunden in der Umgebung Zentralasiens, insbesondere in Ostasien, Indien und Südwestasien. Allerdings waren bei den Tieren aus Zentralasien genetische Merkmale, die auf den Chromosomen eigentlich eng beieinander liegen, am ehesten voneinander getrennt.
Weil benachbarte genetische Regionen mit hoher Wahrscheinlichkeit gekoppelt vererbt werden, spreche das für eine besonders weit zurückreichende Geschichte dieser Tiere, berichten die Forscher im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences.
Als weiteres Indiz für einen Ursprung des Hundes in Zentralasien werten die Forscher, dass dort auch der Eurasische Wolf (Canis lupus lupus) lebte. Dieser ist nach übereinstimmender Meinung von Experten der Urahn des Haushundes.
Thalmann, der nicht an der Studie beteiligt war, lässt das allerdings nicht gelten: Dass Hunde in Asien eine hohe Vielfalt aufweisen, überrascht ihn nicht: «Asien und insbesondere China sind seit langem bekannt für ihren Handel.» Die Dorfhunde könnten solchen Handelsrouten seit jeher gefolgt oder als Handelsware mitgenommen worden sein. Dies allein könne schon eine ausgeprägte Diversität erklären.
Bei Hunden sei die genetische Bandbreite ohnehin kein Indiz für Ursprünglichkeit, betont Thalmann. «Hunde unterliegen schon seit Jahrtausenden nicht mehr der natürlichen Selektion.» Immer wieder seien etwa Wölfe gezielt eingekreuzt worden.
Der Ursprung des Haushundes war in der Vergangenheit immer wieder diskutiert worden. Eine 2009 veröffentlichte Gen-Studie vermutete ihn beispielsweise wegen der hohen genetischen Vielfalt in China. Ein Jahr später machten Forscher ihn ebenfalls auf Basis genetischer Daten im Nahen Osten aus. Eine Untersuchung von Thalmann anhand älterer Funde aus dem Jahr 2013 deutete dann darauf hin, dass europäische Jäger und Sammler ihn zuerst als Haustier hielten.
Mit der neuen Studie bereiteten die Autoren den Weg für eine weitere Diskussion, sagt Thalmann. «Auf die Frage, wo der Hund herkommt, gibt es noch keine eindeutige Antwort.» (jme/dpa)