Die letzte etwa 1200 Jahre anhaltende Eiszeit setzte rund 12'900 Jahren vor heute innerhalb weniger Jahre ein. Die These, dass sie durch einen Meteoriteneinschlag ausgelöst wurde, hat nun ein internationales Forscherteam im Fachjournal «PNAS» widerlegt.
Die «Jüngere Dryaszeit» genannte Eiszeit vor rund 12'000 Jahren stoppte den damaligen globalen Erwärmungstrend. Wann und wo genau sie begann und endete, war bisher nicht im Detail bekannt. Um das zu verbessern, kombinierte das Forscherteam zwei Datenquellen: Eisbohrkerne und Tropfsteine.
Sie verwendeten das bereits vorhandene Datenmaterial von Bohrkernen aus den beiden Polregionen sowie Proben von Tropfsteinen aus Höhlen in China, Indien, Usbekistan, Brasilien und Spanien.
«Mit dieser Vorgehensweise konnten wir die zeitliche Genauigkeit auf 20 bis 40 Jahre verbessern», sagte der Geologe Christoph Spötl von der Universität Innsbruck. Das bedeutet einen um den Faktor drei präziseren Blick in die «Jüngere Dryaszeit», die demnach von 12'900 bis 11'700 Jahren vor heute dauerte.
Die genaue Auflösung erlaubte den Wissenschaftlern auch, den Ablauf der Kaltzeit zu bestimmen. Die Kaltzeit hatte ihren Ausgangspunkt im Nordatlantik und breitete sich von dort aus dann global aus. Das Ende der letzten Eiszeit nahm dann den umgekehrten Weg: In der südlichen Hemisphäre und/oder im tropischen Pazifik dürfte das Ende der 1200 Jahre andauernden Kältephase eingeläutet worden sein.
Weil die Eiszeit so abrupt begann, vermuteten Wissenschaftler seit einigen Jahren, dass sie durch einen Meteoriteneinschlag ausgelöst wurde. Die Forscher stützten sich dabei unter anderem auf Anreicherungen von Platin in grönländischen Eisbohrkernen. Platin ist auf der Erde selten, kommt aber häufiger in Meteoriten vor.
In der aktuellen Studie wurde diese These nicht bestätigt. «Der Beginn der rapiden Klimaabkühlung ist laut unseren Daten vor 12'870 Jahren mit einer Schwankungsbreite von 30 Jahren im Nordatlantik anzusetzen. Der Meteoriteneinschlag wird auf 12'820 Jahre datiert, also 50 Jahre später», sagte Spötl. Zudem lasse sich zum vermuteten Zeitpunkt des Einschlags keine starke Klimaveränderung in Grönland nachweisen.
(sda/apa)