Wissen
Klima

Studie: Arktis könnte schon in 2030er Jahren im Sommer eisfrei sein

Studie: Arktis könnte schon in 2030er Jahren im Sommer eisfrei sein

06.06.2023, 17:0006.06.2023, 18:53

Die Arktis könnte selbst bei einem Szenario mit geringen CO2-Emissionen schon ein Jahrzehnt früher im Sommer eisfrei sein als bisher angenommen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie im Fachblatt «Nature Communications».

This 2014 photo provided by NOAA shows the Arctic ice coverage. Earth's icy northern region lost more of its signature whiteness that reflects the sun's heat. It was replaced temporarily wit ...
Die Arktis könnte schon früher als erwartet eisfrei sein. Bild: AP National Oceanic and Atmosphe

«Die Ergebnisse lassen erkennen, dass sich unabhängig von Emissionsszenarien der erste meereisfreie September schon in den 2030er bis 2050er Jahren einstellt», schreiben die Autoren um den südkoreanischen Forscher Min Seung Ki von der Pohang-Universität für Wissenschaft und Technologie.

Die Forscher werteten für ihre Prognose Messdaten für jeden Kalendermonat zwischen 1979 und 2019 aus und verglichen sie zunächst mit simulierten Veränderungen. Mitte September erreicht dabei die Ausdehnung des arktischen Meereises ihr sommerliches Minimum. «Das arktische Meereisgebiet ging in den vergangenen Jahrzehnten rapide zurück, mit einer immer stärkeren Abnahme seit 2000», so das Team, darunter der Klimaforscher Dirk Notz von der Universität Hamburg.

Die Ergebnisse der Studie gehen über den jüngsten Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) hinaus. Demzufolge wäre die Arktis im September erst gegen Mitte des Jahrhunderts im Durchschnitt praktisch eisfrei - allerdings unter Szenarien mit mittleren und hohen Treibhausgas-Emissionen.

Folgen für Tierwelt und Klima

Die Forscher um Min folgern dagegen aus ihrer auf Beobachtungen basierten Prognose, «dass wir in den nächsten ein oder zwei Jahrzehnten ein noch nie dagewesenes eisfreies arktisches Klima erleben könnten, unabhängig vom Emissionsszenario».

Das würde sich laut den Forscherinnen und Forscher auf menschlichen Gesellschaften und auf Ökosysteme inner- und ausserhalb der Arktis auswirken. So ist die eisbedeckte Arktis Lebensraum für zahlreiche Tierarten wie Eisbären, Robben und Zugvögel. Ein eisfreies Arktisgebiet würde die Lebensbedingungen für diese Arten verändern. Das Eis in der Arktis spielt auch eine wichtige Rolle bei der Regulierung des globalen Klimasystems, da es Sonnenlicht reflektiert und damit zur Kühlung der Atmosphäre beiträgt. Wenn das Eis schmilzt, wird weniger Sonnenlicht reflektiert. Dies kann den globalen Temperaturanstieg beschleunigen.

Wichtig sei nun, sich in naher Zukunft auf eine saisonal eisfreie Arktis einzustellen und entsprechend zu planen, schrieben die Autorinnen und Autoren in der Studie. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
50 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Tokyo
06.06.2023 19:18registriert Juni 2021
Eim weiterer Kipppunkt der früher überschritten wird.
3119
Melden
Zum Kommentar
50
Gender-Expertin: «Auch Männer werden in der Medizin vernachlässigt»
Frauen reagieren auf Medikamente anders als Männer, auch orientieren sich Geräte und Therapien häufig an der männlichen Norm. Im Interview erklärt US-Professorin Londa Schiebinger, wieso auch Männer von der Gender-Forschung profitieren und inwiefern ihr Bereich unter der Politik von Donald Trump leidet.
Londa Schiebinger erforscht seit Jahren, wie der Einbezug des Geschlechts in der Forschung die Ergebnisse beeinflusst. Gerade in der Medizin macht es einen Unterschied, ob Frauen an neuen Therapien mitforschen und ob die Differenzen zum männlichen Körper anerkannt werden. Die Amerikanerin weiss, wie es um die Gesundheit der Frauen steht. Und sie erklärt, wo die Schweiz Vorreiterin ist. Wir treffen die Professorin in Bern.
Zur Story