Erdrutsche können Erdbeben auslösen. Diese neue Erkenntnis sei für das Risikomanagement von Erdbeben, insbesondere in Bergregionen, von grosser Bedeutung, teilte die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) am Montag mit.
Dass Erdbeben eine Reihe an Naturgefahren auslösen können, war bereits bekannt. In einer Studie im Fachblatt «Nature Communications» belegte ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft nun erstmals, dass die die Abfolge dieser Ereignisse auch umgekehrt auftreten kann.
Dies könne passieren, wenn wegen eines Erdrutsches ein Fluss blockiert werde, erklärte die WSL. Dadurch werde das Wasser zu einen See aufgestaut. Das Gewicht des Wassers verändere die Spannungen und den Wasserdruck in der Erde, was wiederum den Druck auf Verwerfungen in der Erde so ändert, dass Erdbeben auftreten können.
Dieses Phänomen belegten die Forschenden anhand eines konkreten Beispiels beim Dorf Baige auf der Tibetischen Hochebene. Dort wurde nach einer grossen Rutschung im Jahr 2018 ein Fluss blockiert, worauf sich ein aufgestauter See bildete, der wiederum eine Serie von Erdbeben auslöste.
«Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Ereignisverkettung ist klein», wird Mitautor Fabian Walter in der Mitteilung der WSL zitiert. Und weiter: «Allerdings gab es auch in der Schweiz immer wieder katastrophale Bergstürze. Wenn sich die Anzeichen für so ein Ereignis verdichten, dann sollte abgeklärt werden, was für eine Gefahr von einem potenziell gestauten Fluss ausgehen würde.»
Zudem vergrössere sich mit dem Klimawandel voraussichtlich das Volumen der Gletscherseen, was das Risiko für Erdbeben ebenfalls verändern könne. Künftige Risikobewertungen müssten laut dem Forscher die beidseitigen Wechselwirkungen zwischen Rutschungen und Erdbeben berücksichtigen. (sda/lyn)