Plastikmüll ist eine Plage, derer wir uns in den letzten Jahren verstärkt bewusst geworden sind. In den Ozeanen treiben riesige Mengen Plastik – und manches davon wird Jahrhunderte brauchen, um sich zu zersetzen. Als wäre das noch nicht schlimm genug, schlagen nun Wissenschaftler im Fachmagazin «Science of the Total Environment» Alarm: Sie sind auf Plastikmüll gestossen, der sich kaum von Steinen unterscheiden lässt – und der teilweise mit Schwermetallen belastet ist.
Der Umweltwissenschaftler Andrew Turner von der University of Plymouth untersuchte die eigenartigen «Steine», nachdem Umweltschützer aus Cornwall ihn darauf aufmerksam gemacht hatten. Nach einem Aufruf in den sozialen Medien erhielt er zahlreiche Exemplare von solchen «Plastiksteinen», die er «Pyroplastik» nennt. Sie waren vor allem an der südwestlichen Küste von England, aber auch an den Küsten von Schottland, Irland und sogar an der kanadischen Westküste gefunden worden – mitunter selbst an Orten, an denen man keine Steine erwartet hätte.
Pyroplastik entsteht vermutlich durch die Verbrennung von Plastik (daher der Name), wobei die verformten und verfärbten Reste danach durch starke Verwitterung allmählich das Aussehen von Steinen annehmen. Im Gegensatz zu diesen schwimmen manche Plastiksteine aber auf dem Wasser. Und sie zersetzen sich – im Vergleich zu geologischen Zeiträumen – in relativ kurzer Zeit, wobei Mikroplastik entsteht. Dieses sammelt sich im Organismus von Meeresbewohnern an und gelangt auch in den menschlichen Körper.
Die chemische Analyse der Plastiksteine zeigte, dass Pyroplastik nahezu vollständig aus Polyethylen und Polypropylen besteht, den zwei am häufigsten verwendeten Kunststoffen. Daneben fand Turner aber auch Spuren von Blei, oft zusammen mit Chrom. Dies dürften Reste von giftigem Bleichromat sein, das vor Jahrzehnten dem Plastik zugesetzt wurde, um leuchtende Farben zu erzeugen.
Da diese toxischen Substanzen dem Plastik zumindest in den Industrieländern schon lange nicht mehr beigegeben werden dürfen, ist ihr Vorhandensein im Pyroplastik ein Indiz dafür, dass es schon vor längerer Zeit in die Umwelt gelangt ist. Problematisch ist jedoch vor allem, dass solche giftigen Stoffe in die Nahrungskette gelangen können.
Sorgen bereitet Turner aber auch, dass wir womöglich die Menge des angespülten Plastikmülls massiv unterschätzen – weil wir einen Teil davon gar nicht als solchen erkennen, sondern für Steine halten. «Weil sie wie geologisches Material aussehen, könnte man über hunderte von ihnen hinweggehen und es gar nicht bemerken, sagte der Forscher dem Magazin «National Geographic».
(dhr)
Die Meldung dünkt mich jedoch nicht neu, vor ~25 Jahren, als ich Kind war, sind mir die gläsernen Sandsteine und die schwarzen "Kaugummis" im Sand aufgefallen.