Österreich meldete am Dienstag 8186 positive Tests innert 24 Stunden. Das ist sogar leicht weniger als das Bundesamt für Gesundheit für die Schweiz am selben Tag meldete (8422 Neuinfektionen). Die beiden Länder haben fast exakt gleich viele Einwohner. Das ist allerdings eine Momentaufnahme – im verlässlicheren 7-Tage-Schnitt ist die Schweiz (noch) deutlich unter österreichischem Niveau.
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Für Österreich sind die 8000 Infektionen doch erfreulich. Vor einer Woche wurden nämlich im Schnitt über 14'000 positive Tests im ganzen Land gezählt.
Grund für den Rückgang sind die strengeren Massnahmen, die Österreich seit Beginn des Monats eingeführt hat. Dazu zählt eine 2G-Regel für viele Lebensbereiche. Auch müssen Kunden seither in allen Läden eine FFP2-Maske tragen. Am Arbeitsplatz gilt weiterhin die 3G-Regel.
Am 15. November führte die Regierung eine Ausgangsbeschränkung für alle Personen ein, die weder geimpft noch genesen sind. Am 22. November wurde diese Ausgangsbeschränkung wegen der steigenden Fallzahlen auf alle Personen – also auch Geimpfte und Genesene – ausgeweitet.
Die Omikron-Variante des Coronavirus wurde in Österreich bereits nachgewiesen. Das Gesundheitsministerium bestätigte am Sonntag einen Fall im Tirol. Es handelt sich dabei um eine symptomlose Person, die nach einer Reise nach Südafrika positiv getestet wurde. Zwei weitere Personen aus dem familiären Umfeld der betroffenen Person wurden inzwischen ebenfalls positiv getestet. Wie weit sich Omikron in Österreich ausgebreitet hat, ist unklar. Aktuell werden mehrere Dutzend Verdachtsfälle geprüft.
Im Vergleich zu den vergangenen Wellen zeigt sich aber klar: So viele positive Tests wie in der letzten Woche gab es in Österreich noch nie. Die Schweiz liegt zurzeit noch knapp unter der Rekordmarke vom letzten Herbst.
Dank den zahlreichen Geimpften liegen die Todesfälle in dieser Welle allerdings deutlich unter den Werten vom letzten Herbst – doch im Gegensatz zur Infektionskurve zeigt sich bei den Todesfällen leider noch keine Trendwende, sie stiegen in den letzten Tagen weiter deutlich an.
In den letzten Tagen sind damit im Schnitt über 50 Personen täglich an Covid-19 verstorben in Österreich. In der Schweiz liegt der 7-Tage-Schnitt bei knapp 13 Todesopfern.
Dass die Fallzahlen landesweit rückläufig sind, ist ein gutes Zeichen. Wegen der bekannten Verzögerung werden sich allerdings die Spitäler in den kommenden Tagen vermutlich weiter füllen. Das gilt insbesondere für Regionen mit sehr hohen Inzidenzen, wie beispielsweise das an die Schweiz grenzende Vorarlberg.
Auch in der Region Innsbruck im Tirol sei man «am Ende des planbaren Bereichs», wie das Spital gegenüber ORF erklärt. Man müsse sich jetzt laufend um weitere Intensivmöglichkeiten kümmern. Sollte die Zahl der schwerst an Covid-19 Erkrankten weiter steigen, würden Aufwachräume zu Intensivstationen umfunktioniert. Das ohnehin schon über die Massen belastete Pflegepersonal sei darüber informiert worden, dass es in diesem Falle noch mehr Patienten betreuen müsse. Nicht-dringende Operationen wie Knie- oder Hüft-OPs müssen warten.
Und das führt zumindest regional zu Problemen, denn die verfügbaren Kapazitäten unterscheiden sich deutlich: So meldet Österreich beispielsweise für das Bundesland Tirol nur noch 14 Prozent verfügbare Betten. Allfällige Notkapazitäten sind hier bereits einberechnet.
Ähnlich regional unterschiedlich ist auch die Belegung in der Schweiz, so sind in Zürich beispielsweise weniger als 10 Prozent aller Intensivbetten verfügbar.
Die Schweiz erlebte nach der Ankündigung der Zertifikatspflicht für Restaurants und Events einen Run auf Erstimpfungen. Ähnlich erging es Österreich, nachdem die 2G-Regel Anfang November angekündigt wurde. Inzwischen gingen die Anzahl Erstimpfungen wieder etwas zurück. Noch immer lassen sich jedoch mehr Menschen von der Impfung überzeugen als noch im Sommer.
Geplant ist der aktuelle Lockdown bis mindestens am 12. Dezember. Ob das ausreicht oder ob dieser noch verlängert wird, hängt von der Entwicklung der epidemiologischen Situation der kommenden Tage ab. Der Austausch zu diesem Thema am Montag führte noch zu keiner Entscheidung. Unterdessen fordern Vertreter aus der Wirtschaft, dass zumindest Handel, Gastronomie und Tourismusbetriebe ab dem 13. Dezember wieder öffnen können.
Am Dienstag trafen sich Fachleute aus Medizin, Verhaltensökonomie und Justiz mit Vertretern aus der Politik erneut zu einem runden Tisch – im Zentrum stand dabei die Impfpflicht. Diese sei der einzige Ausweg, um «diesen Teufelskreis an Lockdowns» zu durchbrechen und den nächsten Herbst ohne Lockdown zu schaffen, sagte Pamela Rendi-Wagner der Oppositionspartei SPÖ.
Geplant ist eine Impfpflicht ab dem 1. Februar 2022 für alle Personen über 14 Jahren. «Zuvor erhalten alle, die nicht geimpft sind, eine Benachrichtigung, in der sie dazu aufgefordert werden. Wer dies bis zu diesem Datum nicht tut, muss eine hohe Geldstrafe zahlen. Aber für mich ist es der letzte Ausweg», sagte Bundeskanzler Alexander Schallenberg.