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USA erhebt schwere Vorwürfe gegen die Schweiz – jetzt reagiert der Bund

Die USA decken die Schweiz mit Vorwürfen ein – so reagieren Bundesstellen und Politiker

Zu wenig russische Gelder beschlagnahmt und den Export von Teilen für die Waffenproduktion in Russland nicht unterbunden: Die USA decken die Schweiz mit Vorhaltungen ein. Nun reagieren Bundesstellen und Politiker.
20.07.2023, 15:53
Francesco Benini / ch media
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In einer Kommission des Kongresses in Washington kritisieren Politiker und Auskunftspersonen die Schweiz, stundenlang. In Bundesbern, das in der Sommerpause noch ein wenig beschaulicher ist als sonst, bleibt es derweil ruhig.

Der Bundesrat, Guy Parmelin anlaesslich einer Delegiertenversammlung der SVP vom Samstag, 1. Juli 2023 in Kuessnacht am Rigi. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
Zu wenig energisch bei der Umsetzung von Sanktionen gegen Russland? Wirtschaftsminister Guy Parmelin steht in der Kritik.Bild: keystone

Einen Tag nach der Schelte aus den USA regen sich dann doch der Bundesrat und die ihm zugeteilten Verwaltungsstellen. «Wir weisen diesen Vorwurf in aller Schärfe zurück», schreibt das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco.

Welcher Vorwurf ist gemeint? In der sogenannten Helsinki-Kommission des US-Kongresses wurde der Schweiz vorgehalten, dass sie nicht energisch genug gegen den Export von Komponenten vorgehe, die Russland für die Produktion von Waffen einsetzen könnte.

Bankiervereinigung sorgt für Verwirrung

Das Seco hält dazu fest, dass seit dem 4. März 2022 Ausfuhren und Verkäufe elektronischer Komponenten an Russland verboten seien. Die in der Ukraine aufgefundenen Teile mit Bezug zur Schweiz habe Russland vor dem Krieg über Drittstaaten beschafft. Es handle sich um industrielle Massenprodukte ohne militärische Spezifikationen. Das Seco hat die betroffenen Unternehmen nun aufgefordert: Ihre Distributoren sollen weltweit keine Lieferungen nach Russland mehr zulassen.

Die allzu nachlässige Kontrolle von Ausfuhren an den Kriegstreiber ist nur eine der Anschuldigungen. Die andere dreht sich darum, dass die Schweiz bisher zu wenig Geld russischer Oligarchen und Unternehmen beschlagnahmt habe.

Eine Rolle spielt hier die Schätzung der Schweizerischen Bankiervereinigung, wonach zwischen 150 und 200 Milliarden Franken aus Russland auf Schweizer Konten lagerten. Diese Zahlen wurden am Dienstag in Washington genannt. Die Schweiz hat bisher 7.5 Milliarden an Vermögenswerten aus Russland und Belarus gesperrt.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft hält dazu fest: Bis zum 3. Juni 2022 seien dem Sekretariat Einlagen von natürlichen und juristischen Personen in Russland in der Höhe von 46,1 Milliarden Franken gemeldet worden. Die wenigsten russischen Personen und Vermögen in der Schweiz seien sanktioniert worden.

«Bei den gesperrten Vermögenswerten handelt es sich nur um einen Bruchteil der russischen Gelder und Vermögen in der Schweiz.»

Das Departement für Auswärtige Angelegenheiten unterstreicht, dass die in der Kommissionssitzung in Washington geäusserten Vorwürfe «auf keiner faktischen Grundlage» basierten. «Die Schweiz setzt die internationalen Standards zu Geldwäscherei und Sanktionen konsequent um», schreibt das EDA.

Wie die NZZ am Mittwoch berichtete, wollen die amerikanischen Behörden nun auch prüfen, wie die in der Schweiz niedergelassenen Rohstoffhändler die Sanktionen gegen Russland ausführen. Die USA sind offenbar auch interessiert an einem vertieften Einblick in die europäischen Energiemärkte.

Thomas Aeschi, Nationalrat SVP-ZG und Fraktionspraesident SVP, spricht waehrend einer Medienkonferenz der SVP zur Energieversorgung der Schweiz, am Donnerstag, 21. Juli 2022 in Bern. (KEYSTONE/Peter K ...
SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi.Bild: keystone

Für SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi ist das ein Anzeichen dafür, dass die USA nach der Aufhebung des Bankgeheimnisses eine weitere wichtige Schweizer Branche schwächen wollten. «Die Amerikaner hätten das Rohstoffgeschäft gerne bei sich.» Dagegen müsse sich die Schweiz wehren. Im Übrigen sei das Land mit der Übernahme der EU-Sanktionen gegen Russland weiter gegangen, als dies ein neutraler Staat tun müsse.

FDP-Präsident Thierry Burkart erklärt, dass die Schweiz die ergriffenen Sanktionen konsequent umsetzen müsse. Dies gelte auch für die internationalen Standards betreffend Geldwäscherei. «Verdachtsfällen muss konsequent nachgegangen und Verstösse geahnt werden.» Dass die Schweiz dies tue, sei international anerkannt. Darüber hinaus müsse sich die Schweizerische Diplomatie dringend und intensiv um Aufklärung gegenüber den USA bemühen.

Mitte-Präsident Pfister kritisiert Bundesrat Parmelin

Einen anderen Ton schlagen die Grünen an: «Die Schweiz tut nicht genug, um Vermögenswerte von russischen Personen und Unternehmen zu suchen», findet Fraktionschefin Aline Trede. Die Schweiz müsse der Taskforce der G-7-Staaten beitreten und mehr Ressourcen bereitstellen, um die Vermögenswerte aufzuspüren. Wichtig sei zudem, dass das Gesetz gegen Geldwäscherei endlich verschärft werde und auch Rechtsvertreterinnen einschliesse.

Der Parteipraesident der Mitte Partei Schweiz, Gerhard Pfister bei seiner Rede, anlaesslich des Sommerparteitag der Die Mitte Partei vom Samstag, 24. Juni 2023 in Sursee. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
Mitte-Präsident Gerhard Pfister.Bild: keystone

Mitte-Präsident Gerhard Pfister betont, die Mitte verlange seit Beginn des Krieges vom Bundesrat, dass er sich entschieden für die Identifikation und Sperrung von Oligarchen-Geldern einsetze, zum Beispiel mit einer Taskforce. Es gelte, die eigenständigen Massnahmen durch das Seco international abzustimmen und wo nötig rasch zu verschärfen. «Es ist bedauerlich, dass die Schweiz erneut in der internationalen Kritik steht aufgrund der Passivität des Bundesrats und insbesondere von Wirtschaftsminister Guy Parmelin», sagt Pfister.

Die Schweizerische Bankiervereinigung hälft fest, dass die von der Kommission in Washington vorgebrachten Vorwürfe unbegründet seien. (aargauerzeitung.ch)

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122 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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H.P. Liebling
20.07.2023 16:30registriert September 2018
In diesem Falle ist es tatsächlich die Schweiz, die sich absolut unmöglich und hochgradig opportunistisch verhält. Total beschämend.
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frank frei
20.07.2023 16:23registriert September 2018
Die Grünen haben das Problem erkannt, genauso, wie die Mitte, die schon länger eine Taskforce fordert. Für die SVP und die Bankiervereinigung sind natürlich die Amerikaner die Bösen.

Die Idee mit der Taskforce sollte umgesetzt werden. So würde die Schweiz in die Offensive gehen, um den Amerikanern zu zeigen, dass es der ihr ernst ist, mit der Umsetzung der Sanktionen. Alles andere schadet dem internationalem Ansehen der Schweiz. Fehlt jetzt nur noch, dass die russische Propaganda die Schweiz lobt.
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Dominik Egloff
20.07.2023 21:15registriert November 2015
Als Schweizer muss ich voller Scham zugeben, dass uns im Fahrwasser der SVP jeglicher Wehrwille abhanden gekommen ist und dies in einer Zeit in der ausser Österreich alle an einem Strang ziehen. Dass nebst dem militärischen Versagen der unterlassenen Hilfeleistung auch noch schamlos Geschäfte mit Russland gemacht werden ist jenseits vom tolerierbaren. Bitte liebe Nachbarländer erhöht massiv den Druck da ohne ihn die Putinkumpanei immer exzessiver wird und kein Licht am Ende des Tunnels zu erblicken ist. Unsere früher stolze Nation wird zunehmend zum trojanischen Pferd gegen die Demokratien.
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