Am Mittwoch ist es so weit: Der 91-jährige Kardinaldekan Giovanni Battista Re liest seit 10 Uhr im Petersdom die Messe «Pro eligendo Romano Pontifice» – für die Wahl des römischen Brückenbauers – und anschliessend heisst es in der Sixtinischen Kapelle: «Extra omnes – alle raus hier!»
Eintreten dürfen dann nur noch die unter 80-jährigen Kardinäle, die zur Wahl des neuen Papstes berechtigt sind. Doch bevor die 133 Purpurträger feierlich in das berühmteste Wahllokal der Welt einziehen, heisst es auch für sie oder vielmehr für ihre Mobilgeräte: Extra omnes! Denn damit die Kardinäle während des Konklaves nicht mit der Aussenwelt kommunizieren können, müssen sie ihre Handys, Laptops und Tablets herausrücken.
Die Wahl des Papstes ist seit Jahrhunderten streng geheim – wer die Gespräche im Konklave nach aussen trägt, riskiert die Exkommunikation. Die Kardinäle sollen aber nicht bloss nicht plappern, sondern auch gegen externe Beeinflussungen und Druckversuche geschützt werden. Um sie von der Aussenwelt abzuschirmen, werden die Papstwähler seit dem Konklave von 1270 eingeschlossen. Damit soll auch ihre Entscheidfindung beschleunigt werden, die in besagtem Jahr fast drei Jahre gedauert hatte.
Bis zur Wahl von Johannes Paul II. beim Konklave von 1978 hatte das Einschliessen ausgereicht. Im Hinblick auf das Konklave von 2005, bei dem Benedikt XVI. Papst wurde, musste der Vatikan der inzwischen erfolgten Erfindung des Mobiltelefons Rechnung tragen und diese Geräte aus der Sixtinischen Kapelle verbannen.
Das Elektronikverbot und die Totalabschirmung gelten für das gesamte Konklave, und das nicht nur für die Sixtinische Kapelle und auch nicht nur für mobile Geräte. Im vatikanischen Gästehaus Santa Marta, wo die wahlberechtigten Kardinäle während des Konklaves wohnen, sind die Mobilgeräte ebenfalls verboten.
Aber nicht nur sie: Untersagt sind auch Fernsehgeräte und Radios – und nicht einmal das Lesen von Tageszeitungen ist den Herren Kardinälen während des Konklaves gestattet. Nichts soll sie von dem Wirken des Heiligen Geistes ablenken, der laut dem katholischen Glauben die Purpurträger beim Finden des am besten geeigneten künftigen Papstes jeweils unterstützt.
Und weil Vertrauen gut ist, aber Kontrolle besser, werden sowohl die Sixtinische Kapelle als auch das grosse, fünfstöckige Gästehaus vor dem Konklave bis in den hintersten Winkel nach versteckten Sendern, Kameras und Mikrofonen abgesucht. Nichts soll von draussen nach drinnen und nichts von drinnen nach draussen gelangen.
Um Spionage durch Drohnen zu vereiteln, werden die Fenster mit einer matten Folie abgeklebt; Cyberspezialisten versuchen, die vatikanischen Computer und Server vor Hackerangriffen zu schützen. Und für den Fall, dass ein mitteilsamer Kardinal trotz allem unbemerkt ein Handy ins Santa Marta oder in die Sixtinische Kapelle geschmuggelt haben sollte, werden sogenannte Jammer installiert, also Störsender, die jegliches Telefonieren verunmöglichen.
Vorläufig sind die Kardinäle vom restlichen Weltgeschehen freilich noch nicht abgeschnitten – und so haben auch sie das KI-generierte Foto von US-Präsident Donald Trump als Papst zur Kenntnis genommen.
Das von vielen Katholiken als beleidigend und blasphemisch wahrgenommene Bild war natürlich auch an den informellen Gesprächen der Papstwähler ein Thema – und sogar der glühendste Trump-Fan unter den US-Kardinälen, der New Yorker Erzbischof Timothy Dolan, musste einräumen, dass die Idee mit dem Fake nicht so gut war.
Die Beobachter in Rom sind sich jedenfalls einig: Sollte Trump beabsichtigt haben, mit dem Bild das Konklave zu beeinflussen, ist der Schuss nach hinten losgegangen. Die ohnehin schon sehr geringen Chancen, dass ein Trumpist unter den Kardinälen zum Nachfolger von Franziskus gewählt wird, sind definitiv auf null gesunken.