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Ukraine-Krieg: Europäer drohen Putin vor Trump-Telefonat mit Sanktionen

epa12099141 Russian President Vladimir Putin arrives for a meeting with Malaysia's prime minister at the Kremlin in Moscow, Russia, 14 May 2025. The Malaysian prime minister is on an official vis ...
Der Machthaber im Kreml scheint derzeit nicht an Frieden interessiert, sondern will seine Ziele mit militärischen Mitteln erreichen.Bild: keystone

Verliert Trump die Geduld mit Kriegstreiber Putin? Darum wird es für Russland eng

Am Montag telefoniert der US-Präsident mit Wladimir Putin und will dessen zögerliche Haltung bezüglich Waffenstillstand in der Ukraine ansprechen. Derweil drohen die europäischen Verbündeten der Ukraine Russland mit neuen Sanktionen.
19.05.2025, 07:4519.05.2025, 07:57
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Unmittelbar vor dem geplanten Telefonat von US-Präsident Donald Trump mit Kremlchef Wladimir Putin haben Deutschland und weitere europäische Verbündete der Ukraine den Druck auf Russland erhöht.

Welche Länder setzen Putin unter Druck?

Die Staats- und Regierungschefs aus Grossbritannien, den USA, Deutschland, Frankreich und Italien hätten in einem Telefonat «auch die Anwendung von Sanktionen erörtert (...), falls Russland sich nicht ernsthaft auf eine Waffenruhe und Friedensgespräche einlässt», teilte eine Sprecherin der britischen Regierung in der Nacht mit.

An dem Gespräch nahmen laut britischer Nachrichtenagentur PA Kanzler Friedrich Merz, der britische Premier Keir Starmer, der französische Präsident Emmanuel Macron, Trump und Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni teil.

Macron schrieb nach dem Gespräch am Sonntagabend auf der Plattform X, Putin müsse nun zeigen, dass er Frieden wolle, indem er die von Trump vorgeschlagene und von der Ukraine und Europa unterstützte 30-tägige bedingungslose Waffenruhe akzeptiere.

Die Sprecherin der britischen Regierung teilte weiter mit, die Verbündeten der Ukraine hätten mit Blick auf das Gespräch von Trump und Putin die Notwendigkeit erörtert, dass der Kremlchef die Friedensgespräche ernst nehmen müsse.

Der amerikanische Chefdiplomat Marco Rubio sagte in einem am Sonntag ausgestrahlten Fernsehinterview, die USA könnten die Sanktionen gegen Russland ausweiten, falls sich keine Fortschritte in den Gesprächen über ein Ende des Ukraine-Krieges abzeichneten. Entsprechende überparteiliche Mehrheiten in beiden Kammern des US-Parlaments zeichneten sich ab, sagte Rubio dem Fernsehsender CBS. Man habe dies dem Kreml deutlich gemacht.

Was macht Trump?

Donald Trump will heute Montag (10 Uhr Ortszeit; 16 Uhr MESZ) erneut mit Putin telefonieren, um über eine Waffenruhe in dem seit mehr als drei Jahren tobenden Ukraine-Krieg zu sprechen. Der US-Präsident hat das Ziel ausgerufen, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine möglichst schnell zu beenden.

Bei dem Gespräch mit Putin plant Trump eigenen Angaben zufolge auch, Handelsfragen anzusprechen.

Im Anschluss will Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Vertretern der NATO-Mitgliedstaaten sprechen.

Wo ist das Problem?

Die Ukraine verteidigt sich mit westlicher Unterstützung gegen die Invasion, geriet zuletzt aber unter Druck – auch weil die US-Regierung unter Donald Trump ihre militärische Hilfe für Kiew deutlich reduzierte.

Unter Trumps Amtsvorgänger Joe Biden hatte zwischen Washington und Moskau über längere Zeit weitgehend Funkstille geherrscht. Der Republikaner sucht nun wieder verstärkt den direkten Draht. Seit seinem Amtsantritt im Januar telefonierte Trump bereits zwei Mal mit Putin – zuletzt Mitte März. Hingegen attackierten Trump und weitere Vertreter der US-Regierung wiederholt den ukrainischen Präsidenten Selenskyj.

Putin zeigte auf die Bemühungen der USA wenig Entgegenkommen, einziges Zugeständnis war bisher die Entsendung einer rangniedrigen Delegation zu Verhandlungen mit einer ukrainischen Vertretung in Istanbul. Einzig konkretes Ergebnis dieses Treffens unter türkischer Vermittlung am Freitag war die Vereinbarung zu einem baldigen Austausch von jeweils 1000 Kriegsgefangenen. Ein genauer Zeitpunkt dafür wurde nicht genannt.

Welche ernsthaften Bemühungen um Frieden gibt es?

Bereits am Sonntag hatten sich europäische und amerikanische Politiker untereinander sowie mit Selenskyj ausgetauscht, um mögliche Chancen zur schnellen Beendigung des Blutvergiessens auszuloten. Am Rande der Amtseinführung von Papst Leo XIV. sprach Bundeskanzler Friedrich Merz mit dem Selenskyj und mit US-Aussenminister Marco Rubio. Davor hatte er sich mit dem kanadischen Ministerpräsidenten Mark Carney getroffen.

epa12113626 A handout photo made available by the Presidential Press Service shows Pope Leo XIV (R) shaking hands and talking to Ukraine's President Volodymyr Zelensky (L) after a Holy Mass for t ...
Wolodymyr Selenskyj beim Papst.Bild: keystone

Nach einer Audienz bei Papst Leo XIV. kam Selenskyj mit US-Vizepräsident JD Vance und US-Aussenminister Marco Rubio zusammen. Bei ihrem Treffen habe er die Amerikaner über die «unrealistischen Bedingungen» informiert, die von der russischen Delegation bei den Friedensgesprächen in Istanbul gestellt worden seien, berichtete der ukrainische Staatschef auf der Plattform X.

«Ich habe bekräftigt, dass die Ukraine an echter Diplomatie festhalten will und habe die Bedeutung einer vollständigen und bedingungslosen Waffenruhe unterstrichen», schrieb Selenskyj. Bei dem Treffen mit Vance und Rubio sei auch die Notwendigkeit neuer Sanktionen gegen Russland und die Lage in den Kampfgebieten erörtert worden. «Gegen Russland wird Druck benötigt, bis sie bereit sind, den Krieg zu beenden», betonte Selenskyj. «Und natürlich haben wir über gemeinsame Schritte zu einem gerechten und dauerhaften Frieden gesprochen.»

Was läuft an der Front?

Im Osten der Ukraine setzten russische und ukrainische Truppen ihre erbitterten Kämpfe fort. Bis zum Abend gab es rund 70 Angriffe russischer Einheiten, wie der Generalstab in Kiew in seinem Lagebericht mitteilte. Allein rund um den Brennpunkt Pokrowsk am Rande der Region Donezk traten russische Einheiten nach diesen Angaben zu 25 Sturmangriffen an.

Auch aus der Umgebung von Nowopawliwka wurden mehrere russische Angriffe gemeldet. Russische Berichte über neue Gebietseroberungen in diesen Bereichen wurden weder von ukrainischer Seite noch aus unabhängiger Quelle bestätigt.

Quellen

  • Nachrichtenagenturen SDA/DPA

(dsc)

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frächevogel
19.05.2025 07:54registriert Oktober 2018
Ich bin immer wieder erstaunt wenn man auch nach drei Jahren Krieg die Sanktionen noch weiter erhöhen kann.. Bei mir stellt sich dann jeweils die Frage, wieso nicht schon zu Beginn härtere Sanktionen gesprochen wurden..
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CaptainCPR
19.05.2025 08:00registriert September 2023
Wie dumm ist Trump eigentlich? Bis jetzt hat es noch kein einziges Zeichen gegeben, dass Putin an einem Frieden interessiert ist. Lieber verbombt er irgendwelche Wohnhäuser in Kyiv.

Auch Vance und Rubio müssten mal ihre Eier in die Hand nehmen und das offensichtliche ansprechen.

Opfer sind wie immer die Kleinen…jeden Tag ohne (zumindest) richtige Waffenruhe sterben Menschen.
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Amarillo
19.05.2025 08:20registriert Mai 2020
Trump wird höchstens das Interesse verlieren, wenn er sich nicht als Friedensstifter präsentieren kann. Die Schuld wird er der Ukraine anhängen, weil die nicht bedingungslos kapitulieren will, und den Europäern, weil die nicht selbst alles klar machen. Druck auf Putin von Trump? Das möchte ich zuerst sehen.
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