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Bekannter deutscher Ökonom warnt vor US-Staatsbankrott

epa04630222 (FILE) A file picture dated 03 June 2010 of German Economist Hans-Werner Sinn speaking on the occasion of the Swiss Economic Forum SEF in Interlaken, Switzerland. As a leading German criti ...
Hans-Werner Sinn warnt vor einer globalen Finanzkrise.Bild: EPA/KEYSTONE / EPA FILE

«Pfeifen aus dem letzten Loch»: Bekannter deutscher Ökonom warnt vor US-Staatsbankrott

Wirtschaftsexperte Hans-Werner Sinn schlägt Alarm: Die Vereinigten Staaten stehen seiner Einschätzung nach kurz vor dem Staatsbankrott. Er sieht darin den Grund für die extremen Zolldrohungen von Donald Trump.
15.05.2025, 03:3915.05.2025, 03:39
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Ein Artikel von
t-online

Der renommierte deutsche Ökonom und Wirtschaftspublizist Hans-Werner Sinn warnt eindringlich vor einem Staatsbankrott der USA mit dramatischen Folgen für das Weltfinanzsystem. «Es hat sich herumgesprochen, dass die USA auf dem letzten Loch pfeifen», sagte Sinn dem Magazin «Focus».

«Amerikanische Staatsanleihen will kaum noch jemand haben. Die grossen Kapitalanleger reagierten mit Entsetzen, als sie bemerkten, wie schlecht es um die Bonität der USA bestellt ist.»

Die Lage der US-Staatsfinanzen sei prekär, so Sinn. Grosse Investoren hätten das Vertrauen in amerikanische Staatsanleihen weitgehend verloren, was den Druck auf die Regierung erhöhe.

Sinn zufolge sind im Weissen Haus bereits Szenarien im Umlauf, die bei privaten Unternehmen als Insolvenz gelten würden. Ein offener Kollaps der Staatsfinanzen solle aber unbedingt vermieden werden.

«Aber natürlich soll die offene Insolvenz vermieden werden. Nach meiner Interpretation wird genau das mit den Zolldrohungen bezweckt.»

Der Ökonom glaubt, Trumps Zolldrohungen seien genau darauf ausgerichtet: die Zahlungsunfähigkeit der USA mit wirtschaftlichem Druck auf Handelspartner abzuwenden.

Risiken für globale Finanzmärkte

Sinn zufolge ist das chronische Handelsdefizit der USA für die angespannte Finanzlage verantwortlich. Über Jahrzehnte hinweg hätten die Vereinigten Staaten mehr konsumiert als produziert – und dieses Ungleichgewicht durch Schulden im Ausland ausgeglichen. Mittlerweile beliefen sich die Netto-Auslandsschulden der US-Volkswirtschaft auf 26 Billionen Dollar, mit jährlich über einer Billion zusätzlicher Verschuldung.

Die Zinszahlungen verschlingen laut Sinn bereits 13 bis 14 Prozent des US-Staatshaushalts – in Deutschland zum Beispiel sind es nur rund zwei Prozent. Ein möglicher Wertverfall amerikanischer Staatsanleihen könnte weltweit Banken ins Straucheln bringen. Das «exorbitante Privileg» der USA, Schulden in der eigenen Währung aufnehmen zu können, habe sich laut Sinn inzwischen als Bumerang erwiesen.

Die Folgen eines amerikanischen Staatsbankrotts wären dramatisch, mahnt der Ökonom.

«Wenn amerikanische Staatsanleihen an Wert verlieren, schlägt das auf die Banken in aller Welt durch. Die Banken haben Kursverluste zu verzeichnen und müssen den Wert der Papiere in ihren Bilanzen nach unten korrigieren. Das schafft Konkursgefahren.»

Eine globale Finanzkrise massiven Ausmasses wäre die Folge.

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125 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bumbuy50
15.05.2025 05:31registriert März 2024
Bekannt ist der Herr Sinn schon.
Allerdings auch dafür , dass er häufig wesentlich extremere Schlussfolgerungen zieht, als dann in Wirklichkeit eintreffen.
Dass der Dollar abwerten wird ist von Trump gewollt, wegen der besseren Exportchancen.
Dadurch wird die Schuldenlast ja geringer. Was mit höheren Konsumentenpreisen erkauft wird.
Das trifft Hauptsächlich die Leute, die schon jetzt billige Chinaware kaufen weil das Geld knapp ist.
Alles nicht so einfach wie man sich das unter einer MAGA-Mütze vorstellt.
Dennoch wird der Dollar Weltleitwährung bleiben, oder wer sollte ihn ersetzen?
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roger_dodger
15.05.2025 07:48registriert Februar 2016
Sie haben ja mit Trump jemand an der Spitze der sich sehr gut mit Bankrott auskennt, wäre ja erst Nummer 7.
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Tante Karla
15.05.2025 07:03registriert März 2024
Steuersenkungen für Oligarchen sind Trumpisten selbstverständlich wichtiger als die Zahlungsfähigkeit eines Landes.

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