International
Schweiz

Das sagen Schweizer Politiker zu Trumps Pharma-Hammer

«Schiessen sich ins eigene Bein» – das sagen Schweizer Politiker zu Trumps Pharma-Hammer

Die Schweiz will die von Donald Trump verhängten Zölle wegbringen, da stellt sich schon das nächste Problem: viel tiefere Preise für Medikamente. Die SP findet, dass der Bundesrat naiv auf den amerikanischen Präsidenten reagiere.
13.05.2025, 04:4413.05.2025, 08:17
Francesco Benini / ch media
Mehr «International»

Massiv tiefere Preise für pharmazeutische Produkte in den USA. Für die Schweizer Pharmabranche könnten die Folgen einschneidend sein: weniger Gewinn, weniger Forschung, weniger Stellen. Und dem Bund sowie den Kantonen und Gemeinden in der Nordwestschweiz drohen hohe Steuerausfälle.

Das Finanzdepartement von Bundesrätin Karin Keller-Sutter (FDP) will dazu nichts sagen:

«Wir können die kürzlich erfolgte Ankündigung des amerikanischen Präsidenten nicht kommentieren.»

Fliesst die Festlegung der Medikamentenpreise nun in die laufenden Verhandlungen zwischen Bern und Washington ein? «Der Bundesrat wird die Themenbereiche für die weiteren Gespräche festlegen», schreibt das Departement.

Switzerland's President Karin Keller-Sutter, right, addresses a press conference after the bilateral meetings between Switzerland and the United States and China, in Geneva, Switzerland, Friday,  ...
Gibt sich bezüglich USA-Chaos betont diplomatisch: Karin Keller-Sutter.Bild: keystone

Das Problem ist: Trumps Medikamenten-Dekret betrifft nicht nur die Schweizer Pharmabranche, sondern alle Unternehmen, die Medikamente in den USA verkaufen. Ausserdem ist es nichts Aussergewöhnliches, dass ein Land die Preise von Arzneimitteln reglementiert. Die Schweiz tut das auch. Und: Für das Dossier Pharmapreise ist nicht Finanzminister Scott Bessent zuständig, den Keller-Sutter mehrmals getroffen hat. Das Thema liegt in den Händen von Handelsminister Howard Lutnick.

Commerce Secretary Howard Lutnick, left, speaking as a trade deal with United Kingdom in announced in the Oval Office of the White House, Thursday, May 8, 2025, in Washington. (AP Photo/Evan Vucci)
Do ...
Howard Lutnick ist US-Handelsminister.Bild: keystone

SP wirft Donald Trump «reinen Populismus» vor

SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi meint nun:

«Die USA schiessen sich ins eigene Bein.»

Die Folge werde sein, dass gewisse Medikamente in Amerika künftig nicht mehr angeboten würden. Das bringe wohlhabende US-Bürger dazu, sich im Ausland behandeln zu lassen. Aeschi erwartet aber, dass die Medikamentenpreise in den USA weniger stark gesenkt würden als nun angekündigt.

«Trump stellt zu Beginn von Verhandlungen jeweils überhöhte Forderungen – um dann in der Mitte einen guten Kompromiss aushandeln zu können.»

SP-Co-Präsident Cédric Wermuth betont derweil: Es sei nicht neu, dass die Pharmaindustrie die Medikamentenpreise künstlich hoch halte, um die Profite zu vergrössern. Trump habe Ende seiner ersten Amtszeit ähnliche Schritte angekündigt – ohne Folgen. Erst die Regierung Biden habe gewisse Preissenkungen durchgesetzt.

Co-Praesident und Nationalrat Cedric Wermuth, SP-AG, spricht am Parteitag der SP Schweiz, am Samstag, 22. Februar 2025, in Brig. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Cédric Wermuth möchte lieber auf Distanz zu Trumps USA gehen.Bild: keystone

Wermuth kritisiert Trumps Unstetigkeit: Seine Ankündigung sei reiner Populismus.

«Es kann sein, dass er morgen wieder das Gegenteil behauptet. Diese neue Kehrtwende zeigt aber auch, wie illusorisch die Anbiederungsstrategie des Bundesrates ist. Willkür bleibt Willkür.»

All jene, die diese Politik des Bundesrats bejubelt hätten – dazu gehöre auch die Pharma -, würden eines Besseren belehrt.

FDP fordert Steuersenkungen in der Schweiz

Mitte-Fraktionschef Philipp Bregy ist vorsichtig: Wie so oft bei Ankündigungen von Präsident Donald Trump liessen sich weder deren Umsetzbarkeit noch die effektiven Folgen abschätzen – besonders, da in den USA nicht die Regierung die Medikamentenpreise festsetze. Das ist in diesem Fall aber nicht klar. Vielleicht reiche das Dekret des Präsidenten, schreibt das Nachrichtenportal CNN.

Bregy fügt an, es sei davon auszugehen, dass bei einem Preiszerfall in den USA die Innovationsfähigkeit der Unternehmen geschwächt werde oder dann ein weltweiter Druck auf eine Erhöhung der Preise entstehen könnte. Beides treffe abschliessend die Konsumenten.

FDP-Präsident Thierry Burkart unterstreicht, dass die Pharmaindustrie die bedeutendste Exportbranche der Schweiz sei.

«Entsprechende Massnahmen von Donald Trump würden unser Land empfindlich treffen.»

Es sei allerdings nicht das erste Mal, dass der amerikanische Präsident Trump versuche, auf diese Art die Preise zu senken. In seiner letzten Amtszeit habe ihm ein Gericht einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Die Schweiz müsse sich auf das konzentrieren, was sie selbst beeinflussen könne, meint Burkart. Erstens gelte es, den politischen Dialog mit den USA fortzusetzen. «Zweitens müssen wir die Produktionsbedingungen im Inland verbessern. Wenn unsere Unternehmen international wettbewerbsfähig bleiben sollen, braucht unsere Wirtschaft ein Revitalisierungsprogramm – das heisst: Steuern senken, Staat entschlacken, Subventionen abbauen.» (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
214 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
N. Y. P.
13.05.2025 06:02registriert August 2018
«Zweitens müssen wir die Produktionsbedingungen im Inland verbessern. Dazu braucht unsere Wirtschaft ein Revitalisierungsprogramm – das heisst: Steuern senken, ...»
FDP-Präsident Thierry Burkart

Finde ich jetzt ziemlich billig hergeleitet, den Mickey Mouse Plan vom stabilen Genie als Aufhänger zu nehmen, um weitere Steuersenkungen zu fordern. Diese mantramässig vorgebrachten Steuersenkungsforderungen sind dermassen ausgelutscht, man kann es nicht mehr hören. Firmen, welche vom Schweizer Standort profitieren, sollen einen angemessenen Obulus entrichten. Punkt.
4069
Melden
Zum Kommentar
avatar
HuSu
13.05.2025 05:58registriert Oktober 2020
Ja, Steuern senken für die Pharmabranche. Die armen nagen schon heute am Hungertuch.
3837
Melden
Zum Kommentar
avatar
MaskedGaijin
13.05.2025 05:56registriert Oktober 2014
Das einzige was die FDP noch kann ist die forderung nach Steuersenkungen. Die Partei ist hoffentlich bald bei 5-6%.
32810
Melden
Zum Kommentar
214
Verbrecher hinter dem «Stockholm-Syndrom» gestorben

Einer der berüchtigtsten Schwerverbrecher der schwedischen Geschichte, Clark Olofsson, ist laut einem Medienbericht tot. Er starb nach längerer Krankheit im Alter von 78 Jahren im Krankenhaus der Kleinstadt Arvika, wie seine Familie der Zeitung «Dagens ETC» bestätigte.

Zur Story