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Fenaco-Chef warnt vor Zugeständnissen an USA bei Landwirtschaftszöllen

Martin Keller, Chef der Fenaco
Fenaco-Chef Martin Keller.Bild: fenaco

Fenaco-Chef warnt vor Zugeständnissen an USA bei Landwirtschaftszöllen

Der Chef des Agrarkonzerns Fenaco, Martin Keller, hat in einem Interview vor Zugeständnissen an die USA bei den Landwirtschaftszöllen gewarnt.
19.05.2025, 04:4319.05.2025, 04:43
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Die Agrarzölle seien ein «langjähriges Erfolgsrezept, das nun nicht leichtfertig geopfert werden darf», sagte er zu Tamedia.

Die jüngsten Krisen – wie die Corona-Pandemie und der Ausbruch des Kriegs in der Ukraine – hätten gezeigt, dass sich das System bewährt habe. Im Vergleich zu anderen Ländern sei es in der Schweiz nicht zu grossen Preisaufschlägen bei Lebensmitteln und leeren Läden gekommen, sagte Keller in einem Interview mit Tamedia vom Montag.

«Ein wichtiger Grund dafür ist die Schweizer Agrarpolitik mit ihrem fein austarierten Zollsystem», sagte Keller. Das Schweizer System strebe in Bezug auf die Kalorien eine Inlandsversorgung von 50 Prozent an.

Sollten die Agrarzölle aufgegeben werden, gerate diese Vorgabe unter Druck. Die Weinbranche veranschaulicht laut dem Fenaco-Chef mögliche Konsequenzen: Der Konsum von Schweizer Wein sei letztes Jahr um 16 Prozent zurückgegangen. Der Rebbau sei nicht durch Zölle geschützt, sondern dem Weltmarkt ausgesetzt.

Kritik an Tiefpreis-Kampf

Die Weinbranche ist laut Keller auch ein Beispiel für die Einführung sehr günstiger Produkten aus dem Ausland. Im Interview kritisierte er die «Aktionitis der Detailhändler», wie er den Wettkampf um die billigsten Preise nannte. Durch den Schub der Produktionskosten nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine «hätten wir die Preise anheben müssen», sagte der Chef der Betreiberin der Landi- und Volg-Läden. Doch sei das Gegenteil passiert.

Sollte der Preiskampf anhalten, fehle der Lebensmittelindustrie irgendwann das Geld für Investitionen. Keller schloss nicht aus, dass Lebensmittelverarbeiter, die nicht über die Finanzkraft der Fenaco verfügen, schliessen müssen. Das würde ihm zufolge dazu führen, dass ausländische Anbieter die Lücke füllen und die Inlandsversorgung zusätzlich geschwächt würde.

In Bezug auf Bio-Produkte schlug der Präsident von Bio Suisse, Urs Brändli, in einem ebenfalls am Montag erschienenen Interview andere Töne an. «Für den Bio-Sektor hätte ich überhaupt keine Angst», sagte der Präsident des Dachverbands der Schweizer Biobäuerinnen und Biobauern zur «Neuen Zürcher Zeitung». Das Knospe-Label des Verbands werde auch an ausländische Produkte vergeben. In den USA gebe es aber keinen Knospe-zertifizierten Betrieb.

Wirtschaftsminister Guy Parmelin hatte angekündigt, dass die Schweiz im Bereich der Landwirtschaft gegenüber den USA keine grosse Konzessionen machen werde. Die USA hätten verstanden, dass es für die Schweiz sehr wichtig sei, eine gewisse Autonomie bei der Landwirtschaftsproduktion zu behalten, sagte Parmelin Anfang Mai. Das sei eine Art Versicherung. (sda)

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48 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Freakykratos
19.05.2025 06:19registriert August 2017
Der Chef eines staatlich geschützten Monopolisten jammert also rum, weil einige Produkte dem Wettbewerb und dem freien Markt ausgesetzt sind und sich die Kunden halt lieber für ausländische Qualität entscheiden.
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001243.3e08972a@apple
19.05.2025 06:43registriert Juli 2024
Fenaco zeigt bei der Auswahl der Produkte in der Landi sehr gut, wie es den Inländervorrang interpretiert.
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Voraus denken!
19.05.2025 06:49registriert März 2022
Es wird endlich Zeit, dass das Milliardengrab Landwirtschaft bereinigt wird.

Unsere Steuergelder werden verschwendet damit Konzerne wie Fenaco oder auch die Emmi Rekordgewinne einfahren können.

Die Landwirtschaft muss sich dem internationalen Markt stellen.

Wir können im Gegenzug verlangen, dass wir ausschliesslich Bio-Label Produkte importieren. Dann ist auch im Ausland das Tier- und Pflanzenwohl sichergestellt.

Ähnlich wie bei anderen Produkten müssen dann ausländische Produzenten Regeln einhalten um uns ihre Waren zu verkaufen.
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