Wie #JohnMastodon gerade das Internet auf den Kopf stellt
Es kommt selten vor, dass watson eine neue journalistische Darstellungsform lanciert. Heute ist so ein Tag und du kannst «hautnah» dabei sein. Inhaltlich geht es um etwas sehr Erfreuliches: Das freie Internet lebt. Und zwar in Form von Mastodon, einem unabhängigen, weil dezentralen Social-Media-Dienst, der immer mehr Zuwachs erhält.
Über das vergangene Wochenende war bei Mastodon ein höchst aussergewöhnliches Phänomen zu beobachten. Der Hashtag #JohnMastodon trendete weltweit, die entsprechenden User-Beiträge verbreiteten sich quasi viral und stellten auch das WM-Finalspiel in den Schatten.
Wir zeigen im Folgenden einige der besten und lustigsten #JohnMastodon-Toots und erklären, wie ein bekannter Multimilliardär das Phänomen ungewollt anheizt.
Was ist ein Tooticle?
Wenn du schon mal bei watson warst oder wir dich zu unseren treuen Userinnen und Usern zählen dürfen, dann wirst du das Tweeticle vermutlich kennen. Dabei handelt es sich um eine relativ neue journalistische Darstellungsform (dessen Name von einem watson-Urgestein erfunden wurde).
Tweeticles können witzig sein. Es geht aber auch um ernste Themen wie den illegalen Angriffskrieg Russlands. Und immer gibt's eine tüchtige Prise schwarzen Humor.
Gerade etabliert sich Mastodon als sinnvolle Alternative zu Twitter. Und dort wird ein Posting nicht Tweet genannt, sondern Toot. Das ergibt die watson-Wortkreation «Tooticle», eine redaktionelle Zusammenstellung von Toots.
Hier gilt es in Erinnerung zu rufen, dass Mastodon im Gegensatz zu kommerziellen Social-Media-Plattformen wie Twitter, Instagram oder TikTok keinen Empfehlungs-Algorithmus hat. Umso erstaunlicher ist es, dass sich die #JohnMastodon-Toots dermassen rasant verbreiteten.
Und damit sind wir beim Techmilliardär Elon Musk angelangt. Der ins Autoritär-Faschistische abdriftende Twitter-Chef versucht mit allen Mitteln, die Abwanderungswelle Richtung Mastodon einzudämmen. Und trägt ungewollt dazu bei.
In dem Beitrag befasst sich der deutsche Software-Entwickler auch mit Twitters (bereits wieder aufgehobenem) Verbot für Mastodon-Links und der fragwürdigen Sperrung von Journalistinnen und Journalisten. Dies sei eine deutliche Erinnerung daran, dass zentralisierte Plattformen willkürliche und unfaire Grenzen setzen können.
Und weiter: «Wir bei Mastodon glauben, dass es keinen Mittelsmann zwischen dir und deinem Publikum geben muss und dass insbesondere Journalisten und Regierungsinstitutionen nicht auf eine private Plattform angewiesen sein sollten, um die Öffentlichkeit zu erreichen.»
#JohnMastodon
Um #JohnMastodon zu verstehen, braucht es etwas Kontext.
Das leider nicht wirklich gut informierte amerikanische Online-Medium Mediaite verbreitete am vergangenen Freitag (16. Dezember 2022) die Falschinformation, dass der Gründer von Mastodon bei Twitter gesperrt worden sei.
In der inzwischen berichtigten Kolumne war fälschlicherweise von John Mastodon die Rede. Tatsächlich handelte es sich aber um das Twitter-Profil @JoinMastodon.
Laut KI gibt's ein Happy End ...
Who loved to share his thoughts and opinions
On a platform called Twitter, he spent his days
But one day, his account was taken away.
John was banned, he didn't know why
But he refused to let this dark cloud pass him by
He set his mind to finding a solution
And came up with an idea, a revolution.
He would build a new platform, one that was fairDecentralized, open source, without any wear
He called it Mastodon, a platform for all
Where everyone's voice could stand tall.
Was lernen wir daraus?
Die Zukunft gehört dem Tooticle. Sofern es die Nutzerinnen und Nutzer des Social-Media-Dienstes ermöglichen.
Ein Mastodon-User brachte es auf den Punkt:
Die Lektion hier ist: Bitte favorisiere nicht nur etwas, wenn es dir wirklich gefallen hat; BOOSTE es, damit andere Leute es auch geniessen können! Das ist der einzige Grund, warum ich mir die Mühe mache, auf Mastodon einen möglichst grossen Social Graph zu erstellen – um als Verstärker zu wirken. Du kannst das auch!❤️😉
PS: Bei Mastodon gilt übrigens Gleichberechtigung:
Ein anderer User stellte begeistert fest:
PS: Auch wenn der Mastodon-Gründer und -Chefentwickler inzwischen vom Begriff wegkommen will, halten wir selbstverständlich daran fest: #BringBackTheToot.
Quellen
- blog.joinmastodon.org: Twitter suspends Mastodon account, prevents sharing links
- theverge.com: More than two million users have flocked to Mastodon since Elon Musk took over Twitter
