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iPhone 12: Robusteres Display und wasserfest? Das sagt der Härtetest

Ein iPhone-Sandwich: oben das iPhone 4, unten das iPhone 11, in der Mitte liegt ein iPhone 12 Pro mit Edelstahlrahmen auf einem iPhone 12 mit (blauem) Aluminiumrahmen.
Ein iPhone-Sandwich: oben das iPhone 4, unten das iPhone 11, in der Mitte liegt ein iPhone 12 Pro mit Edelstahlrahmen auf einem iPhone 12 mit (blauem) Aluminiumrahmen.bild: ifixit.com

Die knallharten Fakten zum iPhone 12 und 12 Pro – so stark sind sie wirklich

Jahr für Jahr versprechen die Kalifornier stärkere iPhone-Displays. 2020 scheint ihnen ein Durchbruch gelungen zu sein. Doch gibt es einen Haken.
27.10.2020, 11:3629.10.2020, 06:26
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Unabhängige Fachleute und Tech-YouTuber haben in den vergangenen Tagen das iPhone 12 und das iPhone 12 Pro harten Belastungstests unterzogen. Zudem liegen auch Erkenntnisse zur Reparierbarkeit und Wasserbeständigkeit vor.

Was ist anders?

Jeden Herbst, wenn Apple neue iPhones vorstellt, wird versprochen, das Display sei robuster als bei den Vorgängermodellen. Bei den 2020er-iPhone ist dies tatsächlich relativ eindrücklich der Fall. Und zwar wegen eines neuen Sicherheitsglases auf der Frontseite, das streng genommen kein Glas sei, sondern neuartige Glaskeramik. Apple vermarktet das Feature als Ceramic Shield und verspricht, es sei vier Mal sturzfester als das Displayglas des Vorgängermodells (iPhone 11).

Hersteller ist die US-Firma Corning, die unter der Bezeichnung Gorilla Glass seit 2007 Sicherheitsglas fabriziert für Smartphones. Laut Apple werden während des Herstellungsprozesses von Ceramic Shield feinste Nanokristalle aus Keramik in das Glas hineingebacken, wodurch der Härtegrad steige.

Apple weist darauf hin, dass Keramik nicht transparent sei, weshalb es einer speziellen Formel und eines neuen Verfahrens bedurfte für Ceramic Shield. Nur so könne man Art und Grösse der Kristalle kontrollieren, um ein besonders hartes, aber optisch klares Material zu schaffen.

Die Rückseite des iPhone 12 und des iPhone 12 Pro besteht aus herkömmlichem Sicherheitsglas, das auch schon beim iPhone 11 verbaut wurde. Und dieses zerbricht und splittert relativ leicht, wenn das iPhone auf etwas Hartes trifft.

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Das iPhone 12 (links) und das iPhone 12 Pro. Auf dem Röntgenbild des Pro-Modells (rechts) zeigt sich der deutlich schwerere Rahmen aus Edelstahl.bilder: ifixit

Die gute Nachricht: Bei der neusten iPhone-Generation liegen die beiden «Scheiben» der Vorder- und der Rückseite in einem leicht vorstehenden und darum schützenden Metallrahmen. Beim iPhone 12 besteht die Umrandung aus Aluminium, was das Gerät spürbar leichter macht (162 Gramm) als das iPhone 12 Pro. Da ist die Umrandung aus Edelstahl, was das Gesamtgewicht erhöht (182 Gramm), aber viel härter ist.

Die unten verlinkten YouTube-Videos zeigen, wie die neuen iPhones aus respektabler Höhe auf eine harte Unterlage fallen («Drop Tests»). Neben der Bruchfestigkeit wird zum Teil auch getestet, ob das iPhone 12 anfällig auf Kratzer ist.

Ist Ceramic Shield nur ein Marketingbegriff für «Gorilla Glass Victus»?

Nein.

Das bis dato beste Sicherheitsglas auf dem Markt, Gorilla Glass Victus, wurde von Corning schon früher in diesem Jahr auf den Markt gebracht und ist unter anderem in Samsungs Flaggschiff Galaxy Note 20 Ultra verbaut. Apple hat sich mit Corning zusammengetan, um Ceramic Shield zu entwickeln, aber Apple hält das Patent, so dass diese Technologie für andere Hersteller nicht verfügbar sein wird.

Auf dem Datenblatt zu Gorilla Glass Victus wird mit keinem Wort die Zugabe von Keramik-Kristallen erwähnt.

Die Test-Videos

1. EverythingApplePro macht Sturztest mit iPhone 12 und 12 Pro

Erkenntnis: Das Display des iPhone 12 und 12 Pro übersteht Stürze aus Hüfthöhe und sogar aus Kopfhöhe unbeschadet. Demnach ist das neue Ceramic Shield, das vom US-Hersteller Corning zusammen mit Apple entwickelt wurde und aus Glaskeramik besteht, deutlich robuster als herkömmliches Smartphone-Sicherheitsglas.

2. PhoneBuff macht Sturztest mit iPhone 12 und 12 Pro

Die Rückseite der neuen iPhones aus herkömmlichem Sicherheitsglas geht deutlich schneller kaputt als die Vorderseite. Schon nach Stürzen aus Hüfthöhe weist das Gehäuse Risse auf und ist zersplittert. Zudem weist der Metallrahmen, der die Vorder- und die Rückseite umschliesst, sichtbare Kerben auf.

3. CNET testet Kratz- und Bruchfestigkeit der neuen iPhones

Die Displays des iPhone 12 und des iPhone 12 Pro sind dank Ceramic Shied nicht anfällig auf Kratzer. Grobes Schleifpapier hinterlässt allerdings Spuren.

4. MobileReviewsEh macht mit dem iPhone 11 und iPhone 12 einen Bruchtest, einen Kratztest sowie einen «Drop Test».

Ergebnis: Der Kratztest zeigt, dass der Bildschirm des iPhone 11 auf Stufe 6 zerkratzt, das iPhone 12 bleibt dank Ceramic Shield unbeschädigt: Das Display des neusten iPhones zerkratzt erst auf Stufe 7. Das bedeutet, dass Dreck zwar immer noch ein Problem sein kann, Kratzer aber zumindest schwächer ausfallen würden.

Beim Drucktest bricht der Bildschirm des iPhone 12 bei einem von oben ausgeübten Druck von 442 Newton. Das iPhone-11-Display gibt bereits bei 352 Newton nach.
«Basierend auf diesem Wert ist der Bildschirm des iPhones robuster als die meisten Bildschirmschützer, die ich verwendet habe.»
YouTuber MobileReviewsEh

5. Allstate Protection Plans macht Sturztests aus 1,8 Meter Höhe

Erkenntnis der Versicherer: Das iPhone 12 sei das robusteste Smartphone, das sie bislang getestet hätten. Gut möglich, dass das iPhone 12 Pro auf der Rückseite mehr Schaden nahm, weil es deutlich schwerer ist als das «normale» Modell.

Und was ist mit dem bekannten YouTuber JerryRigEverything? Von ihm liegt bis dato kein Video zum iPhone 12 vor.

Update 28. September: Nun liegt das Video vor.

6. JerryRigEverything macht beim iPhone 12 Pro den Kratztest

Resultat: Das iPhone 12 Pro sei bezüglich Kratzfestigkeit nicht robuster als die Vorgängermodelle. Ceramic Shield sei nicht härter als bisheriges Sicherheitsglas. Darum emfiehlt der Tester weiterhin einen Displayschutz.

Was lernen wir daraus?

  • Ceramic Shield ist ein Sprung nach vorn bezüglich Robustheit des Bildschirms. Ein iPhone 12 kann aber immer noch zerkratzt werden, zum Beispiel mit gewöhnlichem Sand, der sich in einer Tasche oder einem Beutel befindet.
  • Wer auf Nummer sicher gehen will, steckt das iPhone 12 und das iPhone 12 Pro in eine Schutzhülle. Die drohenden Reparaturkosten rechtfertigen die Investition.
  • Wenn das iPhone 12 ungeschützt zu Boden fällt, kann man darauf hoffen, dass es nicht auf dem Rücken aufprallt. Das Sicherheitsglas auf der Rückseite geht deutlich schneller kaputt als das neue «Ceramic Shield». Die Frontseite kann Stürze aus Hüfthöhe unbeschadet überstehen.
  • Ohne Hülle muss im alltäglichen Gebrauch mit leichten Kratzern auf der Rückseite gerechnet werden. Und mit einer Schutzfolie lassen sich Kratzer vermeiden und so ein höherer Wiederverkaufswert gewährleisten.
  • Die Abdeckung der iPhone-Kamera (der Hauptkamera auf der Geräterückseite) besteht aus Saphirglas. Dieses ist härter als die meisten anderen Glasarten. Wenn man (etwa für Review-Fotos) zwei iPhone 12 übereinander hält und dabei die Kamera-Ausstülpung (des oberen Geräts) über das Display (des Geräts unterhalb) gleitet, ist Saphirglas hart genug, um Ceramic Shield zu zerkratzen.
Achtung, Kratzgefahr! Die Kamera-Ausstülpung des blauen iPhone 12 ist aus Saphirglas und könnte beim Verrutschen den Bildschirm des iPhone 12 Pro verkratzen.
Achtung, Kratzgefahr! Die Kamera-Ausstülpung des blauen iPhone 12 ist aus Saphirglas und könnte beim Verrutschen den Bildschirm des iPhone 12 Pro verkratzen.bild: watson

Ist das iPhone 12 wasserfest?

Jein.

Laut Apple sind das iPhone 12 und das iPhone 12 Pro bis zu einer Wassertiefe von sechs Metern wasserdicht, wenn sie maximal eine halbe Stunde untergetaucht werden.

Der Staub- und Wasserschutz wurde gemäss Herstellerangaben unter Laborbedingungen getestet und die Geräte wurden gemäss der Schutzart IP68 klassifiziert.

EverythingApplePro hat das iPhone 12 und das iPhone 11 auf einen Tauchgang in 6 Meter Tiefe geschickt:

Spoiler: Das iPhone 11 und das iPhone 12 überstehen einen halbstündigen Tauchgang, bei dem sich die Geräte in mehr als sechs Meter Tiefe befinden, unbeschadet.

Ausgiebige Tauchgänge mit den neuen iPhones sind nicht zu empfehlen: Trotz IP68-Klassifizierung deckt die Hersteller-Garantie keine Schäden durch Flüssigkeiten ab.

Besondere Vorsicht bzw. Zurückhaltung ist bei Salzwasser geboten! Auch kurze Taucher im Meer können bei Smartphones zur Korrosion von Hardware-Komponenten führen.

Wie lang hält der Akku?

Die Ausdauer gehört tatsächlich nicht zu den Stärken der 2020er-iPhones. Das iPhone 12 und das 12 Pro halten weniger lang durch als die letztjährigen Pro-Modelle.

Der YouTuber Mrwhosetheboss liess alle iPhone-Modelle, die Apple derzeit verkauft, gegeneinander antreten und prüfte, welches bei Dauerbelastung am längsten durchhält.

Der Akku-Ausdauertest:

iPhone 12 und 12 Pro besitzen den gleichen, 6,1 Zoll grossen OLED-Bildschirm und einen gleich grossen Akku mit einer Kapazität von 2815 mAh (10.78 Wh). Bei Dauerbelastung macht das Pro-Modell nach 6 Stunden und 35 Minuten schlapp, das «normale» iPhone nach 6 Stunden und 41 Minuten.

Die Rangliste der ausdauerndsten iPhones:

  • iPhone 11 Pro Max: 8 Stunden 39 Minuten
  • iPhone 11 Pro: 7 Stunden 36 Minuten
  • iPhone 12: 6 Stunden 41 Minuten
  • iPhone 12 Pro: 6 Stunden 35 Minuten
  • iPhone 11: 5 Stunden 8 Minuten
  • iPhone XR: 4 Stunden 31 Minuten
  • iPhone SE: 3 Stunden 59 Minuten

Der Tester meint, die leicht bessere Akkuleistung des «normalen» iPhone 12 könnte damit zusammenhängen, dass es mit weniger Arbeitsspeicher (RAM) bestück sei als das «Pro».

Wie einfach kann man es reparieren?

Die Smartphone-Reparatur-Experten von iFixit haben das iPhone 12 und das iPhone 12 Pro in ihre Einzelteile zerlegt und geben den neuen Apple-Handys eine 6, was die Reparierbarkeit auf einer Skala von 1 bis 10 betrifft.

Bild

Vor allem der Glasrücken kann im Schadensfall beträchtliche Unkosten verursachen. Bei iFixit heisst es:

«Glas auf der Vorder- und Rückseite verdoppelt die Wahrscheinlichkeit von Sturzschäden – und wenn das hintere Glas bricht, müssen Sie jede Komponente entfernen und das gesamte Chassis ersetzen.»
«Verstärkte Abdichtungsmassnahmen erschweren einige Reparaturen, machen aber schwierige Reparaturen von Wasserschäden weniger wahrscheinlich.»

Apple empfiehlt, ein gesprungenes iPhone-Display in einem Apple Store, bei einem autorisierten Apple Service Provider (also einer Drittfirma) oder durch Einsenden an ein Apple-Reparaturzentrum ersetzen zu lassen.

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16 Kommentare
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Zappenduster
27.10.2020 11:47registriert Mai 2014
Das super duper Glas auf beiden Seiten zu verbauen wäre wohl zu viel verlangt. Wo kommen wir auch hin, wenn Apple die teuren Reparaturen nicht mehr verkaufen kann. XD Eine Hassliebe.
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Kyle C.
27.10.2020 12:24registriert Oktober 2014
Gibt es einen logischen (technischen) Grund, auf der Rückseite Glas zu verbauen? Es will mir nicht in den Kopf, wieso man so anfällige Geräte zusätzlich noch mit Schwachpunkten ausrüsten muss. Mal von Theorien, dass Apple dann Reparaturkosten kassieren kann, abgesehen.
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