Die Swisscom hat am Dienstag einen Bericht zur aktuellen Bedrohungslage im Internet vorgestellt. Verfasser ist der Sicherheitsexperte Stefan Frei (siehe Box unten). Wir präsentieren knackige Zitate und Kernaussagen aus der Studie und sagen, was sie wirklich bedeuten.
Soll heissen: WIR SIND ALLE VERLOREN.
Im Ernst: Wie wir dank Edward Snowdens Enthüllungen wissen, ist die Schweiz eine Drehscheibe für die Massenüberwachung. Und wir wissen, dass die USA aktiv an digitalen Waffen forschen, um die Steuerungen von Elektrizitätswerken und anderen Betrieben lahmzulegen. Wann es so weit sein könne? Dazu gleich mehr.
Soll heissen: Wir dürfen uns nicht zu sicher fühlen. Es kann auch die Schweiz oder Teile des Landes treffen.
Stefan Frei spricht von einem «Konzentrationsproblem», das von den USA und China ausgeht. Sollte dort kritische Infrastruktur ausfallen, droht eine Kettenreaktion, die weite Teile des weltumspannenden Netzes mitreissen könnte.
Soll heissen: Wir haben die Sicherheit noch nicht einmal bei den herkömmlichen Computern und Smartphones im Griff. Wie wird das herauskommen, wenn wir im grossen Stil Rasenmäher und Haushaltsgeräte vernetzen ...
Soll heissen: Es geht nicht nur den Rasenmähern an den Kragen. Der Sicherheitsexperte rechnet mit gezielten Angriffen. Wirklich gefährlich sind nicht die Spam-Mails des nigerianischen Ölscheichs, der 20 Millionen ausser Land bringen will. Gefährlich ist die persönliche Mail, die angeblich von einem eigenen Kontakt kommt. Sprich: Man sollte keine Dokumente (unbekannten Inhalts) mehr öffnen. Oder zumindest nicht ohne Vorsichtsmassnahmen.
Soll heissen: Wir sind nicht nur verloren, sondern WIR WISSEN AUCH NICHT, WIE UND WANN ES UNS ERWISCHEN WIRD.
Der Sicherheitsexperte definiert Kill Switch als versteckte Software, die auch auf Befehl von aussen reagieren kann und die Funktionsweise eines Systems stört oder dieses gar unbrauchbar macht. Und wieder mit Blick Richtung USA und China:
„Können nicht ausschliessen, dass kritische Hard- und Software bereits vom Hersteller kompromittiert sind“, Stefan Frei #medienfrühstück
— Swisscom Medienteam (@Swisscom_Medien) 1. September 2015
Es bleibt die beunruhigende Bilanz:
Die folgende Tabelle mit den zehn grössten Herstellern spricht Bände. Nur bei dreien ist die Zahl der Sicherheitslücken in den letzten fünf Jahren gesunken. An der unrühmlichen Spitze stehen Microsoft, Apple und Oracle. Der grösste Zuwachs ist bei SAP sowie bei Adobe zu verzeichnen, das unter anderem die in Verruf geratene Web-Technologie Flash anbietet.
Nachdem schon vielerorts auf den Nachfolgestandard HTML5 gesetzt wird, blockiert der Google-Browser Chrome seit Neustem auch Flash-Inhalte im Vornherein.
Gut zu wissen: Bei der Swisscom sind Sicherheitsexperten fortlaufend damit beschäftigt, nach Schwachstellen in den Computer-Systemen zu suchen. Das sogenannte Red Team führt sogenannte «Penetration Tests» durch, man versucht also, unbemerkt in das Netzwerk einzudringen.
User01
Alnothur
"Geheimdienste werden vermehrt Kill Switches oder andere Vorbereitungs-Massnahmen treffen" - Antwort: Opensource!
"Sollte dort kritische Infrastruktur ausfallen, droht eine Kettenreaktion" - u.A. deshalb sollte man die Finger von der Cloud lassen.