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Darum sorgt das «Harry Potter»-Game «Hogwarts Legacy» für rote Köpfe

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Knatsch um «Hogwarts Legacy» – darum bringt das «Harry-Potter»-Game das Netz zum Brodeln

Lange wurde kein «Harry Potter»-Videospiel mehr mit so viel Spannung erwartet. Aber an «Hogwarts Legacy» gibt es auch laute Kritik. Das liegt an der Schöpferin.
10.02.2023, 09:26
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it Hogwarts Legacy öffnen sich die Tore der weltberühmten Schule - auch für alle, die bisher wenig mit den Büchern und Filmen anfangen konnten.
Im Film kämpft Harry Potter gegen Lord Voldemort, in «Hogwarts Legacy» kann man selbst zum Zauberlehrling werden.Bild: Warner Bros.

Heiss erwartet und diskutiert: Inmitten einer heftigen Debatte um die Rechte von Transmenschen erscheint am Freitag mit «Hogwarts Legacy» das erste grössere Videospiel aus dem «Harry Potter»-Imperium seit Jahren. Wegen kritischer Äusserungen von «Harry Potter»-Schriftstellerin Joanne K. Rowling über Transfrauen forderten vor allem Aktivistinnen und Aktivisten vorab zum Boykott des Action-Rollenspiels auf. Auch in der deutschsprachigen Gaming- und Streaming-Szene entbrannte eine Diskussion.

Kürzlich wurde ein Ausschnitt eines Clips des Streamers Erik «Gronkh» Range auf Twitter geteilt. Ihm sei Rowling «egal», sagte er da. «Muss sie eine Rolle in meinem Leben spielen?», fragte Range in die Kamera - es hagelte Kritik. Der Tenor: Als weisser Mann, der sich mit seinem zugeschriebenen Geschlecht auch identifiziere, falle es ihm natürlich leicht, sich herauszuhalten. Wenige Tage später meldete sich der Streamer erneut zu Wort – Zehntausende schauten zu. «Vielleicht hätte ich sagen sollen: Ich finde die Frau scheisse. Ich finde ihre Takes scheisse», sagte er und betonte, Transmenschen seien ihm nicht egal.

Als Transmenschen oder Transgender werden Personen bezeichnet, die sich dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlen.

Entwickler betonen, dass Rowling nichts mit dem Game zu tun habe

Mit «Harry Potter» hat J.K. Rowling ein Vermögen verdient: Bücher, Filme, Merchandising, Erlebniswelten. Öffentlich aber steht die Schöpferin dieses Universums seit Längerem in der Kritik. Immer wieder hat sich die 57-Jährige gegen die gesellschaftliche und rechtliche Gleichstellung von Transfrauen mit solchen Frauen ausgesprochen, die bereits mit weiblichen Geschlechtsorganen geboren wurden. Auch «Harry»-Darsteller Daniel Radcliffe distanzierte sich.

May 27, 2020: FILE: J.K. ROWLING will stagger the release of her new children s novel The Ickabog over the next seven weeks, publishing the book in tiny chapters online and making it available to read ...
«Harry Potter»-Erfinderin J.K. Rowling.Bild: www.imago-images.de

Vor allem in Schottland, wo sich Rowling mit einer Initiative gegen Gewalt gegen Mädchen und Frauen engagiert, tobt derzeit eine Debatte. Denn ein Gesetz der Regionalregierung sieht vor, den oft langwierigen und bürokratischen Prozess der Geschlechtsanpassung in offiziellen Dokumenten zu vereinfachen. Kritiker wie Rowling warnen, das Gesetz erleichtere Männern den Zugang zu Räumen, in denen Frauen sich ausziehen und verwundbar sind. Die konservative britische Zentralregierung will das Vorhaben blockieren.

Wegen der engen Verbindung zu Rowling gibt es bereits seit Längerem lautstarke Forderungen, «Hogwarts Legacy» zu boykottieren. Das Gaming-Forum ResetEra hat jede Erwähnung des Spiels verboten, und die Website GameSpot veröffentlichte einen Aufsatz über Rowlings «Anti-Transgender-Haltung».

Rowling gibt sich demonstrativ gelassen. Auf die Frage, wie sie es denn verkrafte, dass sie wegen ihrer Haltung so viele Fans verloren habe, antwortete sie im Oktober 2022 auf Twitter trocken: «Ich hab mir meine jüngsten Lizenzeinnahmen angeguckt und finde, dass der Schmerz ziemlich schnell vergeht.» Rowling bekommt aber auch Unterstützung im Netz.

Beim US-Entwicklungsstudio Avalanche ist man sich des delikaten Themas offenbar bewusst. Auf der FAQ-Seite gibt es extra die Frage, ob Rowling etwas mit dem Spiel zu tun habe. Antwort: Die Autorin sei «eine der grössten Geschichtenerzählerinnen der Welt». Sie sei zwar nicht direkt an der Entwicklung beteiligt gewesen, man habe jedoch eng mit Rowlings Team zusammengearbeitet.

Boykott-Aufrufe machen unfreiwillig Werbung

«Hogwarts Legacy» ist bei Weitem nicht das erste «Harry Potter»-Game, allerdings das erste grössere seit gut einem Jahrzehnt. Der Titel ist ein Rollenspiel, Spielende schlüpfen in die Haut eines Schülers oder einer Schülerin an der Zauberschule Hogwarts. Im Charakter-Editor des Spiels kann man Stimme, Geschlecht und Aussehen unabhängig voneinander bestimmen, was mittlerweile oft Standard in Rollenspielen ist. Darüber hinaus spielt eine Transfrau eine grössere Nebenrolle.

Die Boykott-Aufrufe scheinen das Spiel kaum aufzuhalten. Millionen Menschen schauten zuletzt auf der Plattform Twitch Streamenden beim Spielen zu. Der Seite «steamdb.info» zufolge gehört «Hogwarts Legacy» seit Wochen zu den umsatzstärksten Titeln - noch bevor es überhaupt erschienen ist. Laut «opencritic.com» fährt das Spiel sehr gute Kritiken ein. Gaming-Experte Martin Kimber sprach von einem «wunderschön gestalteten Liebesbrief» an das «Potter»-Universum.

Viele Fans sind zerrissen. Transmann Asher Chelder von der Fansite MuggleNet räumte beim Sender Sky News ein, dass Rowlings Ansichten Menschen verletzten. Er freue sich aber seit der Ankündigung auf das Spiel. «Ich habe viel Trost in der Serie gefunden und es ist etwas, das ich nicht abschütteln kann. Es ist ein Teil von mir», sagte er.

(dpa)

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196 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bahnhofskiosk
10.02.2023 11:25registriert Dezember 2021
Wird jetzt nicht so heiss darüber diskutiert. Es ist eine kleine Minderheit die schreit und von Journalisten und Bloggern geboostet werden.
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Rodger
10.02.2023 10:35registriert November 2020
Wieder mal schiesst sich die Transgemeinschaft selber ins Bein, wie bei der letzte Prideparade in Zürich wo man Probleme mit dem Motto hatte. Man erwartet, dass alle einen Eiertanz um das Thema Trans machen und wenn etwas nicht passt wird ausgeteilt ohne konstruktiv zu handeln. Mit Canceln erreichen die nur das Gegenteil. NETFLIX z.b setzt wieder vermehrt auf nicht LGBTQ Inhalte, weil sie finanziellen Schiffbruch erleiden.
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Madison Pierce
10.02.2023 11:50registriert September 2015
In GTA Fussgänger überfahren und Polizisten abknallen, kein Problem, aber wehe, die Autorin eines Buches, welches als Vorbild für ein Spiel dient, hat eine falsche Meinung.
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Es ist immer noch saukalt draussen. Kommt, wir kochen Mac and Cheese!
Bei so einem Sch****wetter ist Comfort Food angesagt. Und es gibt fast nichts Gemütlicheres als eine dampfende Schale Mac and Cheese.

Schon mal aus dem Fenster geguckt heute? Ach, wieso auch? Denn draussen ist es weiterhin nass-neblig-düster-arschkalt-wäh-ichmagnichtmehr. Und das im April. Wetter, um zu Hause zu bleiben, auf dem Sofa zu hocken, eine Serie zu bingewatchen ... und dabei etwas zu essen.

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