Das neue Update für Windows 10 ist da – und das sind die besten neuen Features
Still und leise hat Microsoft diese Woche das neue Windows-10-Update veröffentlicht. Es wird aktuell noch nicht automatisch verteilt, zumindest nicht im grossen Stil, kann aber von Interessierten manuell installiert werden. Wie das geht, wird am Ende des Artikels erklärt.
Um es gleich vorwegzunehmen: An der Benutzeroberfläche hat sich nur sehr wenig verändert und das Update hält keine spektakulären Neuerungen bereit, die zu einer schnellen Aktualisierung verleiten würden. Trotzdem bringt das Funktions-Update (Version 2004) eine ganze Reihe praktischer Detailverbesserungen. 
Microsoft erklärt die neuen Funktionen in einem Blog-Post. Hier findest du die wichtigsten Neuheiten im Überblick. Für zusätzliche Informationen ist jeweils ein weiterführender Link angegeben. Einige der Neuerungen macht Microsoft übrigens auch für ältere Windows-10-Versionen verfügbar.
Die neuen Funktionen im Überblick
Verbesserte Suche
Die Suchfunktion bei Windows 10 ist seit Jahren eine Dauerbaustelle. Auch beim jüngsten Update hat Microsoft daran herumgeschraubt. Neu soll die Indexierung von Dateien auf der Festplatte auch leistungsschwache Geräte nicht mehr ausbremsen. Das war offenbar bei älteren Computern ein Problem, die keine schnelle SSD, sondern nur eine langsame Festplatte haben.
Auch am Design hat Microsoft gefeilt: Aktiviert man die Suche per Klick auf die Lupe oder mit Windows-Taste + S, erscheinen neu am unteren Rand des Suchfensters sogenannte Schnellsuche-Buttons. Darüber lassen sich beispielsweise die Wetterprognose oder die aktuellen Schlagzeilen aufrufen.
Die Suche umfassst nicht nur die Festplatte und das Web, sondern auch den persönlichen OneDrive-Account. Sie arbeitet blitzschnell und die Resultate werden nun übersichtlicher dargestellt.
Verfeinerte Benachrichtigungseinstellungen
Neue Benachrichtigungen, die jeweils für wenige Sekunden in der rechten unteren Bildschirmecke aufpoppen, enthalten nun ein kleines Zahnrad. Klickt man darauf, kann man direkt alle weiteren Benachrichtigungen für diese App deaktivieren oder zu den Benachrichtigungseinstellungen der App wechseln.

Bluetooth-Geräte automatisch koppeln
Wollte man früher ein Bluetooth-Gerät mit Windows 10 verbinden, musste man es in den Einstellungen über den «Hinzufügen»-Button suchen. Seit einiger Zeit werden Kopfhörer, Tastatur, Maus etc. von Windows automatisch erkannt und gekoppelt. Mit dem neusten Update soll das Koppeln mit nur einem Klick geschehen.

Aktuell wird erst Microsofts eigenes Zubehör automatisch verbunden. Künftig ist dies mit allen neueren Geräten möglich, die Bluetooth 5,1 unterstützen.
Geöffnete Programme nach Neustart automatisch wieder herstellen
Mit der Funktion «Apps neu starten» werden Programme, die vor dem Herunterfahren geöffnet waren, nach einem (erzwungenen) Neustart automatisch wieder gestartet. Das Betriebssystem speichert also den Stand geöffneter Programme. Die Option ist vergleichbar mit einem Browser, der sich die geöffneten Tabs bzw. Webseiten merken kann.
Die neue Funktion findet sich unter Einstellungen --> Anmeldeoptionen --> Apps neu starten.
Windows-Wiederherstellung über die Cloud
Muss oder möchte man den PC zurücksetzen, kann man neu die Option «Cloud-Download» wählen. In diesem Fall wird automatisch die neuste Windows-Version heruntergeladen und installiert. Bisher war Windows nur dazu in der Lage, eine lokale Neuinstallation durchführen, also eine neue Windows-Installation aus lokal vorhandenen Windows-Dateien zu erstellen. Die Cloud-Installation ist somit praktisch, wenn das vorhandene Windows-System aus irgend einem Grund beschädigt sein sollte und eine lokale Neuinstallation fehlschlägt.
Windows-Subsystem für Linux 2
Das sogenannte Windows-Subsystem für Linux (WSL) richtet sich an Software-Entwickler, die sowohl Windows-Tools als auch Linux-Befehle verwenden wollen. Die zweite Generation des WSL nutzt einen echten Linux-Kernel, der bequem via Windows-Update aktualisiert werden kann. Die Benutzeroberfläche ist gleich geblieben, WSL 2 soll aber deutliche Performance-Verbesserungen bringen.

gif: microsoft
Weitere Neuerungen
- Verbesserte Bildschirmtastatur (SwiftKey)
 - Die Taschenrechner-App kann immer im Vordergrund dargestellt werden (Die App wird unabhängig von Windows 10 aktualisiert)
 - Der Edge-Browser braucht weniger Arbeitsspeicher. Microsoft spricht von einer RAM-Ersparnis von bis zu 27 Prozent. (Edge wird unabhängig von Windows 10 aktualisiert)
 - Unter «Netzwerkstatus» zeigt das Betriebssystem neu den Datenverbrauch im Netzwerk sowie der einzelnen Apps der vergangenen 30 Tage. Es lässt sich auch ein Datenlimit festlegen.
 - Virtuelle Desktops lassen sich mit frei wählbaren Namen versehen (heissen also nicht mehr Desktop 1, Desktop 2 etc.)
 - Der Taskmanager zeigt mehr Infos, beispielsweise die Temperatur des Grafikchip oder welcher Festplattentyp im Rechner verbaut ist
 - In den Update-Einstellungen kann die maximal erlaubte Bandbreite für den Download von Windows-Updates exakt festgelegt werden. Bisher konnten Nutzer nur einen prozentualen Wert bestimmen.
 - Neu können Treiber-Updates von Geräte-Herstellern automatisch über die Windows-Update-Funktion verteilt werden
 - Im Einstellungsmenü für die Maus lässt sich endlich die Geschwindigkeit der Maus regulieren. Bisher war das nur über die Systemsteuerung möglich.
 - Integration von DirectX 12 Ultimate (erlaubt bessere Grafik in Games)
 - Die Game Bar zeigt die aktuellen FPS an und unterstützt Widgets anderer Anbieter.
 - Notepad: Microsofts 35 Jahre alter Texteditor erhält eine neue Suchen-/Ersetzen-Funktion, eine Zoom-Funktion und weitere Verbesserungen.
 - Verbesserte Barrierefreiheit: Die Vorlesefunktion wurde verbessert. Sie liest z.B. automatisch geöffnete E-Mails und Webseiten vor. Die Augensteuerung erlaubt nun Dateien per Drag & Drop zu verschieben bzw. zu kopieren. Auch die Bildschirmlupe wurde optimiert.
 - Unterstützung für Wi-Fi 6 und WPA3
 - Netzwerkkameras können an Windows-10-Geräte angeschlossen werden
 - Die digitale Assistentin Cortana ist nicht mehr in Windows 10 integriert, sondern eine eigenständige App. Sie hat eine Chat-basierte Benutzeroberfläche, die dem Nutzer die Möglichkeit gibt, Abfragen in natürlicher Sprache einzugeben oder zu sprechen. Cortana soll z.B. dabei helfen E-Mails zu diktieren oder Kalender-Termine zu verwalten (Cortana ist in der Schweiz offiziell nicht verfügbar).
 
Das Mai-Update beinhaltet somit viele winzige Neuerungen, die wenig spektakulär wirken, aber für den einen oder anderen User sicherlich nützlich sind. Anders gesagt: 2020 ist vorerst Evolution angesagt, bevor allenfalls im Herbst ein Hauch von Revolution in der Luft liegt. Denn eine grundlegend neue Windows-Version folgt frühestens gegen Ende Jahr, vielleicht auch erst 2021, mit Windows 10X. Microsoft arbeitet bekanntlich seit Jahren an einer weiteren Windows-Version, die als vereinfachte Betriebssystemvariante für Geräte mit einem oder mehreren Touchscreens optimiert ist.
Wie bekommt man das Update?
Wie gewohnt erhält man eine Benachrichtigung, sobald das Update auf dem eigenen PC zur Verfügung steht. Das kann demnächst sein, oder auch erst in einigen Wochen. Der Grund: Microsoft rollt das neue «Funktionsupdate für Windows 10, Version 2004» wie gewohnt in Wellen aus. Das heisst, das Update wird nicht zeitgleich an alle Geräte ausgeliefert, sondern nach und nach verteilt. Zuerst erhalten nur wenige Geräte das Update. Treten keine grösseren Probleme auf, wird die Verteilung in den kommenden Wochen schrittweise ausgeweitet. Dadurch können mögliche Probleme bei bestimmten Geräten früh erkannt und behoben werden. Daher ist es für die allermeisten User ratsam, mit dem Update zu warten, bis die meisten Fehler ausgemerzt sind. Microsoft führt hierzu eine Liste im Netz, die bekannte Probleme mit dem Update auflistet.
Die Erfahrung zeigt: Die gestaffelte Update-Verteilung ist ein sinnvoller Sicherheitsmechanismus, da Windows 10 auf über einer Milliarde teils sehr unterschiedlicher Geräte mit unzähligen verschiedenen Konfigurationen läuft. Alle Probleme in der mehrmonatigen Testphase vorab zu erkennen, wird also nie möglich sein. 
Wer dennoch nicht auf das Update warten will, kann es unter Einstellungen --> Update und Sicherheit selbst suchen. Das geht aber nur, wenn das Betriebssystem auf einem aktuellen Stand ist (Version 1903 oder 1909) und Microsoft davon ausgeht, dass auf dem entsprechenden Gerät keine Probleme mit dem Update auftreten werden. Wird das Update für das eigene Gerät gefunden, kann man den Download starten. Anschliessend kann der Zeitpunkt festlegt werden, zu dem es installiert und der Computer neu gestartet werden soll.
Wird das Windows-Update in den Einstellungen unter «Update und Sicherheit» noch nicht angezeigt, kann man es über Microsofts Update-Assistenten herunterladen und installieren. Bei meinem Surface Book von Ende 2015 hat die Installation rund zehn Minuten gedauert. Mit dieser Methode geht man allerdings das Risiko ein, dass nach dem Update nicht alles reibungslos funktioniert. Zwar kann man das Update zur Not wieder rückgängig machen, vernünftiger ist es aber, einfach zu warten, bis das Betriebssystem von sich aus zur Installation auffordert. 
Und wie immer gilt: Wer auf Nummer sicher gehen will, erstellt zuerst eine Datensicherung.
