Elon Musk habe die Online-Plattform X zu einer «Brutstätte für einige der gefährlichsten antisemitischen Äusserungen in Amerika» gemacht: Dies geht aus einem offenen Brief hervor, den annähernd 100 jüdische Persönlichkeiten unterzeichnet haben. Das US-Medium «The Daily Beast» hat in der Nacht auf Dienstag über die Protestaktion berichtet.
Die Initianten schreiben auf ihrer Website:
«Wir haben unterschiedliche Ideologien und Überzeugungen, aber wir haben uns zusammengefunden, um die Gefahr, die Elon Musk und X für Juden und andere darstellen, anzusprechen.»
Alle Vorwürfe haben mit Musks Verhalten bei X zu tun, nachdem er Ende Oktober 2022 Twitter übernommen und die Online-Plattform später umbenannt hatte.
Auf der für die Protestaktion ins Leben gerufenen Website «X Out Hate» wird begründet, weshalb der Techmilliardär und X-Chef als dermassen problematisch erachtet wird.
Unter Musk sei bei X das Moderieren von Inhalten heruntergefahren worden. Zudem habe er zuvor gesperrte Judenhasser wieder auf der Online-Plattform zugelassen. Und der Tesla-Chef sei bereit, «offenen Antisemitismus» zu verbreiten, indem er unter anderem Hasskampagnen gegen die Anti Difamation League (ADL) unterstützt habe, das ist eine Non-Profit-Organisation mit Sitz in New York, die gegen Diskriminierung und Diffamierung von Juden eintritt.
Einige der ungeheuerlichsten Beispiele seien:
Musks Beteiligung an dem Hashtag #BanTheADL, einer Kampagne, die von bekannten US-amerikanischen Neonazi-Figuren gestartet und unterstützt worden sei.
Musks Verbreitung von offenem Antisemitismus, wie zum Beispiel die falsche Behauptung, dass «65 Prozent der jüdischen Studenten Zensur unterstützen».
Musks wiederholter Kontakt mit antisemitischen X-Profilen und deren Förderung, indem er Postings an über 150 Millionen Followerinnen und Follower verbreitete.
Musks Beteiligung an der Verbreitung von antisemitischen Verschwörungserzählungen, wie etwa der Verbindung von George Soros mit den Rothschilds und der als rassistisch und antisemitisch geltenden Verschwörungstheorie des «Great Replacement» (Grosser Austausch).
Musk habe zudem «einige der bösartigsten Antisemiten in Amerika und darüber hinaus» wieder bei X zugelassen, so etwa Andrew Anglin, den Gründer von «The Daily Stormer», einer der grössten Neonazi-Publikationen in den USA, und David Icke, den Verbreiter der Verschwörungstheorie, dass Juden Echsenmenschen seien. Anzumerken ist, dass Anglins Profil bereits wieder gesperrt wurde.
Judenhass schlägt früher oder später in Gewalt um.
Antisemitismus ist kein neues Phänomen, sondern hat zu den schlimmsten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit geführt, insbesondere zur industriell organisierten Ermordung von zig Millionen unschuldigen Opfern durch Nazi-Deutschland und dessen faschistische Verbündete.
Und nun spielt X eine gefährliche Rolle, weil die Plattform die Verbreitung von Hass-Inhalten ermöglicht. Musk inszeniert sich fälschlicherweise als Kämpfer für Meinungsfreiheit, statt entschieden gegen Antisemitismus vorzugehen.
Die jüdischen Persönlichkeiten warnen:
«X ist zu einem Nährboden für Antisemitismus geworden und stellt eine der grössten Gefahren für Juden seit Jahren dar. Wenn sich nicht etwas ändert, wissen wir, was passieren wird: Hassreden und Radikalisierung sind immer die Vorstufe zur Gewalt.»
Wenn sich Extremismus und Antisemitismus weiter ausbreiteten, bedrohe dies nicht nur Juden, sondern eine freie Gesellschaft und alle, die von den mit dem Antisemitismus verbundenen Verschwörungstheorien betroffen seien.
Was fordern die Unterzeichnenden?
Die Online-Plattform X wird durch Werbung finanziert. Deshalb rufen die Unterzeichnenden des offenen Briefes einflussreiche Wirtschaftsunternehmen zu einem Boykott auf:
Disney, Apple, Amazon und andere grosse Unternehmen sollten X nicht länger durch ihre Werbeausgaben finanzieren.
Apple und Google sollten die X-App aus ihren App-Stores entfernen, denn die Anwendung verstosse gegen die geltenden Richtlinien der Plattformbetreiber.
Derzeit sieht es nicht nach härterem Durchgreifen seitens Apple aus: Kürzlich warb Tim Cook bei X für das iPhone 15, Elon Musk antwortete, er werde eins kaufen.Screenshot: twitter.com
Die jüdischen Persönlichkeiten nehmen weltweit Unternehmen und staatliche Organisationen in die Pflicht, die mit Musk Geschäfte machen. Diese sollten ihre Beziehungen zu seinen verschiedenen Unternehmen beenden.
«Eine Partnerschaft mit einem Mann, der neonazistische Ideologie verbreitet, sollte das genaue Gegenteil dessen sein, wofür sie stehen.»
Direkt an ihn zu appellieren, habe nicht funktioniert, halten die Unterzeichnenden schliesslich fest. Die einzige wirksame Massnahme sei Druck von aussen. Und die solle Musk dort treffen, wo es weh tue: in seinem Portemonnaie.
Was sagt Musk zu den Antisemitismus-Vorwürfen?
Der Techmilliardär reagierte nicht auf eine Anfrage zu einer Stellungnahme. Eine Medienanfrage, die an die Presse-E-Mail-Adresse von X geschickt wurde, kam mit einer nichtssagenden automatisierten Standard-Antwort zurück.
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Die beliebtesten Kommentare
I ❤️ cats
27.09.2023 10:34registriert September 2023
"Eine Partnerschaft mit einem Mann, der neonazistische Ideologie verbreitet..."
Nur ist er für viel zu viele nicht das, sondern ein Genie. Das macht ihn auch so gefährlich. Seine Anhänger übernehmen dieses Gedankengut völlig unhinterfragt. Geht man nun dagegen vor, wird das von diesen Kreisen als Eingriff in die Meinungsfreiheit gewertet... Musk selbst hat offenbar absolut KEINE Ahnung, was "Meinungsfreiheit" eigentlich ist. Ich hoffe wirklich, dass Musk diesbezüglich sehr hart in die Mangel genommen wird. Der Schaden, den dieser Typ damit in der Gesellschaft anrichtet, ist nicht hinnehmbar.
Sind watson und andere Medien auch konsequent und verzichten darauf, Tweets einzubetten? Man kann ja auch über X und Musk berichten, indem man Tweets zitiert, Screenshots als Bilder reinnimmt in den Fliesstext oder ähnliches - aber die verlinkten Tweets sind ja immer auch ein Absprung auf X und generieren potentiell Klicks und Kunden.
Habe meine Konsequenzen bereits vor längerer Zeit gezogen und mein Twitter-Profil gelöscht. Btw: Tesla wurde nicht von Herrn Musk gegründet, wie im Bericht erwähnt. Er ist in den jungen Jahren des Unternehmens als Investor in die Firma eingestiegen.
Elon Musk hat den Prototyp des Tesla-Cybercab vorgeführt – und blieb dabei viele Informationen schuldig.
Elon Musk präsentierte Teslas Robotaxi, das Cybercab. Der Event vor handverlesenen Analysten und Influencern hätte auch eine E-Mail sein können, denn mehr als ein paar Prototypen, die auf dem Firmengelände eines Hollywood-Filmstudios in Los Angeles herumkurvten, bekamen sie nicht zu sehen.
Die angeblich 30'000 Dollar teure Limousine mit nur zwei Sitzen hat kein Lenkrad und keine Pedale, dafür anscheinend einen sehr geräumigen Kofferraum. Das Cybercab soll ab 2026 gebaut werden, aber was sind solche Versprechen aus dem Mund von Elon Musk noch wert?
Nur ist er für viel zu viele nicht das, sondern ein Genie. Das macht ihn auch so gefährlich. Seine Anhänger übernehmen dieses Gedankengut völlig unhinterfragt. Geht man nun dagegen vor, wird das von diesen Kreisen als Eingriff in die Meinungsfreiheit gewertet... Musk selbst hat offenbar absolut KEINE Ahnung, was "Meinungsfreiheit" eigentlich ist. Ich hoffe wirklich, dass Musk diesbezüglich sehr hart in die Mangel genommen wird. Der Schaden, den dieser Typ damit in der Gesellschaft anrichtet, ist nicht hinnehmbar.
Btw: Tesla wurde nicht von Herrn Musk gegründet, wie im Bericht erwähnt. Er ist in den jungen Jahren des Unternehmens als Investor in die Firma eingestiegen.