Wir sind zurück im Königreich Hyrule und starten eine weitere epische Reise, die uns sämtliche spielerische Freiheiten schenkt. Wie beim Vorgänger «Breath of the Wild» begeben wir uns in der Rolle von Link auf Spurensuche. Denn ganz viele Fragen wollen in der direkten Fortsetzung beantwortet werden.
Vor sechs Jahren sorgte der Vorgänger «Breath of the Wild» für einen bleibenden Eindruck in der Videospiellandschaft. Die offene Spielwelt fesselte uns stundenlang an den Bildschirm und wir entdeckten in der wunderschön gestalteten Welt immer wieder neue Dinge, die uns mit offenem Mund zurückliessen. Die Erwartungen an den Nachfolger waren schlicht immens.
Nachdem Link im Vorgänger wieder mal Hyrule gerettet hat, kehrte endlich Ruhe ein. Doch diese weilt natürlich nicht lange, denn im «Zelda»-Kosmos jagt eine neue Bedrohung die andere.
So spazieren wir zu Beginn mit Prinzessin Zelda höchstpersönlich unter dem Schloss von Hyrule durch uralte Katakomben. Diverse Statuen und Waldgemälde erzählen uns überraschenderweise mehr über die Vergangenheit und uralte Bewohner des Königreichs.
Als die beiden nach der Geschichtslektion unverhofft ein mumienartiges Geschöpf entdecken, eskaliert die Situation. Das Unding lässt mit magischer Kraft das Schloss samt näherer Umgebung in die Luft abheben, Zelda fällt in eine Bodenspalte und Link wird in letzter Sekunde von einem Zauber-Arm gerettet.
Alles nur geträumt? Nein, denn Link wacht danach auf einer Himmelsinsel auf und stellt fest, dass nicht nur das Schloss, sondern auch noch viele andere Inselteile in der Luft schweben. Halbnackt bahnt sich Link nun seinen Weg. Seine Mission ist klar: die Prinzessin retten und ganz viele Fragen beantworten.
Einige brennende Fragen werden gleich zu Beginn geklärt. Denn Link macht die Bekanntschaft mit den Sonau, jener alten Zivilisation, die wir bereits bei der letzten Erkundung unterhalb des Schlosses kennengelernt haben.
Die Sonau sind angeblich für vieles verantwortlich, was da über den Wolken so passiert und haben mit ihrer fortschrittlichen Technologie sogar ... nein, mehr wollen wir hier nicht verraten.
Auch wenn dieses «Zelda»-Abenteuer in Sachen Storytelling kein allzu grosser Wurf für die Ewigkeit geworden ist, so besitzt die Dramaturgie doch eine Vielzahl von Wendungen, Überraschungen, neuen und alten Figuren und Anspielungen, die «Zelda»-Fans die Tränen in die Augen treiben werden.
Nach seinem Ausflug unter Tage, der ihm fast das Leben gekostet hätte, wurden ihm übrigens alle Utensilien aus dem Vorgänger komplett weggenommen. Link ist also wie am Anfang bei «Breath of the Wild» in Sachen Fähigkeiten und Gesundheit nackt und angeschlagen. Doch mit der sogenannten Ultra-Hand, die ihn nicht nur gerettet, sondern sich auch gleich mit ihm verschmolzen hat, besitzt er nun neue Begabungen.
Link kann nun Gegenstände in der Luft frei schweben und drehen lassen und diese miteinander verbinden, womit sich ganz viele Dinge zusammenbauen lassen. Was zu Beginn für sehr einfache Konstruktionen verwendet wird, um zum Beispiel via zusammengeklebte Holzbretter einen Abgrund zu überqueren, wird später für die Konstruktion ganzer Vehikel gebraucht und mutiert zur neuen Hauptfähigkeit in diesem «Zelda»-Game. Hinzu kommen im Verlauf des Spiels immer weitere frische Technologien, die die Baumöglichkeiten stets erweitern.
Link bekommt im Laufe seines Abenteuers, wie es sich für die Reihe gehört, aber noch weitere Fähigkeiten spendiert, um sich im weitläufigen Königreich durchzuschlagen. Und allesamt wecken sie in Kombination mit der Ultra-Hand die Lust, viele Dinge auszuprobieren.
Da wäre zum Beispiel die Möglichkeit, via Synthese diverse Gegenstände miteinander zu verbinden, die vor allem bei der fantasievollen Waffenkonstruktion zum Zuge kommt.
Mit der Zeitumkehr darf er, wie es der Name schon verrät, Bewegungen von Objekten zurückspulen. Diese Fähigkeit wird hauptsächlich bei der Lösung von Umgebungsrätseln genutzt, kann aber durchaus auch bei Kampfhandlungen von Vorteil sein.
Beim Deckensprung ist der grosse Vorteil, dass Link sich so schnell einen Weg nach oben verschaffen und sich einen langen Rückweg ersparen kann.
Die ersten Stunden verbringen wir über den Wolken auf unterschiedlichen Himmelsinseln. Dort machen wir uns mit den Grundfähigkeiten unseres Helden vertraut, bevor wir dann auf die Oberfläche von Hyrule zurückkehren und die klassische Rettung der Prinzessin starten.
Die Oberfläche kommt uns natürlich sehr bekannt vor. Schliesslich haben wir sie im Vorgänger intensiv erforscht. Es gibt aber, durch das Ereignis zu Beginn der Geschichte, nicht nur zahlreiche Verwüstungen, sondern unterhalb der Oberfläche warten jetzt auch ganz viele Höhlensysteme, sprich ganze Abschnitte, die miteinander verbunden sind. Und mit den Himmelsinseln gibt es einen immens grossen zusätzlichen Spielplatz, der immer wieder einlädt, dort auf Erkundung zu gehen.
Haben eingefleischte «Zelda»-Fans im Vorgänger die guten alten Dungeons vermisst, werden sie nun mit grossen Tempelanlagen, wo am Ende ein Boss wartet, belohnt. Diese Abschnitte darf man durchaus als Dungeon bezeichnen. Doch das fade Gefühl will nicht ganz weggehen, dass wir es dann doch schlussendlich nur mit ganz grossen Rätselschreinen, von denen es übrigens wieder viele Mini-Ausgaben gibt, zu tun haben.
In «Tears of the Kingdom» beschäftigen wir uns mit vielen Dingen, die wir schon aus «Breath of the Wild» kennen: Wir kochen unsere Nahrung, um richtig viel Energie zu erhalten, wir reiten mit Vierbeinern durch malerische Landschaften, staunen über detailverliebte Flora und Fauna, erleben, wenn wir denn so wollen, viele Nebenmissionen, treffen auf Fabelwesen, die wir nicht mehr vergessen werden und staunen über die Vielfalt und die Spielwiese, die uns immer wieder von der Hauptstory ablenkt.
Die erschaffene Welt punktet übrigens stellenweise mit unglaublich witzig geschrieben Figuren, die auf uns losgelassen werden. Und die musikalische Untermalung ist so wunderschön geworden, dass man ihr einfach willenlos lauscht und sämtliche Aktionen auf dem Bildschirm für einen innigen Moment einstellt.
Doch trotz der Begeisterung, dieses «Zelda»-Game muss sich auch Kritik gefallen lassen: Vor allem der riesengrosse Wow-Effekt bleibt hier im direkten Vergleich zum Vorgänger auf weiten Strecken leider aus. Sind wir zu Beginn noch komplett fasziniert von der Inselwelt, stellt sich dann auf der Oberfläche des Königreichs Ernüchterung ein und wir betrachten das Ganze mit einem leichten Schulterzucken.
Auch wenn sich einige Areale verändert haben und wir jetzt unterhalb der Oberfläche herumwuseln und auf Erkundungstour gehen dürfen, Hyrule hat sich nun mal geografisch nicht gross verändert. Es ist, wie es ist: Nintendo hat die Oberwelt aus dem Vorgänger übernommen und wir werden viele Orte wiedersehen, die wir bereits kennen.
Auch das leidige Thema der zerbrechlichen Waffen ist immer noch da. Zwar können wir jetzt mit unseren Fähigkeiten dafür sorgen, dass sie länger halten, aber es bleibt ein Fakt, dass sie immer noch zerbrechlich sind. Nintendo hat hier einen spielmechanischen Kompromiss erschaffen, der viele immer noch nerven wird.
Auch die Steuerung wird viele Nerven kosten. Denn sie ist zu Beginn nicht nur überfrachtet, sondern braucht viele, viele Stunden, bis man ihr blind vertrauen kann. Und auch wenn man schon tief im Abenteuer steckt, kommt es immer wieder vor, dass man sich vertippt und der Ärger gross wird. Besonders die Baumechanik kommt fummelig daher und es braucht viel Zeit und Übung, bis alles ins Blut übergeht.
Fazit: Meine Beziehung mit «Breath of the Wild» war innig und voller Leidenschaft. Ich habe mit dem Vorgänger unzählige Stunden verbracht und bekam von diesem «Zelda»-Game kaum genug. Die Beziehung mit dem Nachfolger «Tears of the Kingdom» ist freundschaftlich gut. Die grosse Liebe ist es definitiv nicht mehr geworden.
Zwar beginnt die Reise mit einem intensiven Sog und diesem Gefühl der Erhabenheit, wie es nur ein «Zelda»-Game erschaffen kann, doch kaum bin ich auf der Oberfläche von Hyrule gelandet und habe bereits bekannte Orte besucht, war die Ernüchterung da. Erst als ich unter der Oberfläche wanderte und im späteren Spielverlauf mittels erlernten Fähigkeiten und Baukonstruktionen neue Landschaften entdecken durfte, flackerte die Faszination von damals wieder auf, blieb aber nicht an meiner Seite.
Das bedeutet aber keineswegs, dass mich dieses Spiel nicht in seinen Bann gezogen hat. Links neue Fähigkeiten haben mir unheimlich viel Freude bereitet, meine Neugierde geweckt und ich habe in diesem Königreich Dinge kreiert und angestellt, die ich nicht erwartet hätte. Die Welt mit ihrer unglaublich grossen Vielfalt hatte mich dann doch und der Schlaf wurde zur Nebensache.
Aber ein neues Meisterwerk ist «Tears of the Kingdom» für mich persönlich dann doch nicht geworden, weil dieses intensive Gefühl von damals nicht mehr vorhanden ist. Wer den Vorgänger nicht kennt und hier die ersten Schritte in der offenen «Zelda»-Spielwelt geht, der wird sich aber in dieses Videospiel komplett verlieben und damit die Spielzeit seines Lebens haben.
«The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom» ist erhältlich für Nintendo Switch und freigegeben ab 12 Jahren.
Das ist mein Bestes Game
Ich liebe es heute noch 🥰
Und es ist schon cool zu sehen, wie hier jeder seinen Favoriten bei den alten Zelda-Spielen hat, die eigentlich alle genial waren. Bei jedem gibts spezielle Erinnerungen, das ist einfach Nintendo.
Wenn ich da meines wählen müsste, wäre es "A Link to the past" von 1992 auf dem SNES 💚